Fahrten + Feste + Geschichte - Berichte

Geschrieben von wv am . Veröffentlicht in Fahrten

Star InactiveStar InactiveStar InactiveStar InactiveStar Inactive

Unterwegs zur Mitte - Fahrten zur Selbstbewährung - Leben und Radius selbst gestalten

Finnlandfahrt 1960  im wandervogel 85

Großfahrt
Wir wollten raus aus Hamburg nach Karelien. Von einem geteilten Land in ein anderes. Und wir fuhren mit zehn Jungs, zwei Kohten, 4 Klampfen mit Zug, Schiff und Tramp nach Savonlinna in Karelien. 160 Mark für drei Wochen für alles. Bei unserer Herbstfahrt hatten wir Kartoffeln geerntet und gespart. schnecke, pony, walter, holger und ich aus unserer Horte, fränki, frank und jens aus sieben Hamburger Nachbarhorten. Wir waren eingeladen vom Soumen Nuorisson Liitto, dem finnischen Jugendverband auf die Insel ………. bei Punkkaharju in Karelien und bekamen einen herrlichen Kohtenplatz am Saimaasee. Am Bahnhof trafen wir uns. Fränki war mückerzerstochen kaum wieder zu erkennen. Wir wurden eingeladen, auf der Burg zu singen. Im nächsten Jahr gab mir ein Mädchen ein Foto von unserem Singen auf der Burgbühne.

Singen
Wir sangen fast alles zweistimmig und auch manches dreistimmig. Russische und finnische, Spirituals und kaum deutsche Lieder. Mit den finnischen kamen wir so gut an, dass die Leute zusammen liefen. Die Lieder aus Zupf, Sankt Georg und Turm kamen bei uns nicht mehr so an. Wir lernten, dass wir für unsere Auslandsfahrten gute, deutsche Lieder brauchten. Die bündischen und nerothanen Fahrtenlieder, hinter denen wir stehen konnten, kamen damals gerade erst durch Hein & Oss zu uns. Im einen Kilometer entfernten finnischen Jugendlager, in das wir öfter eingeladen wurden, sangen wir drum ein paar plattdeutsche Lieder „An de Eck steit’n Jung“, „Marie, Marie Maruschkaka“ und ein paar andere Sachen. Das ging zweistimmig und fränki mit dem absoluten Gehör konnte aus dem Stegreif eine 3. Stimme impovisieren. Bei den Finnen gab es gute Solosänger, die sich an eine Birke lehnten und finnische Balladen und Romanzen sangen. Singen wurde unser Haupterlebnis.  

Am See
Wir kamen kaum in die Kohten. Es wurde nicht dunkel. Nach Elf stand rosiger Schein über dem See. Wir fischten und brieten auf heißen Steinen. Dann sangen und angelten wir die Sonne aus dem See. Als um Eins die Sonne stieg, erfrischte uns ein Morgenbad. Dann schliefen wir im Schlafsack am See bei Wellengemurmel, Schilfwispern und Mövenschrei.   

Klotz + Gastfreundschaft
Endlos weiter Weg auf Kieselstraßen. Nur Bäume, Wasser, Sonne, Hitze, Blasen. Abgehärtet waren wir, Härte war nicht das Ziel. Die Lagerwoche war zu Ende. Weit war der Weg nach Lappeenranta. Geld war knapp und Durst war groß. Als ein Bauernhof kam, wünschten wir „Pimää“ zu kaufen, günstig, kalte Buttermilch. Wir bekamen einen Riesenpott und sangen „Kaunan und tertöja kumpa…“. Die Bauernfamilie vor der Tür war ergriffen und weinte. Sie brachten uns einen weiteren großen Topf frisch gepflückter Walderdbeeren und wünschten sich finnische und deutsche Lieder. Nie erlebte ich so intensiv Gastfreundschaft. Wir sollten bleiben. Aber ihr wisst, wir hatten ein Ziel und mussten weiter auf die steinige Straße.

Marktplatz
Im Schatten auf unseren Affen im Kreis sangen wir. Fünf Minuten und 50 junge Menschen standen um uns. Sie kamen vom Deutschkurs aus der Sommervolkshochschule und wünschten sich Lieder: Am Brunnen vor dem Tore, Drei Zigeuner, Du bist wie eine Blume, Dort drunten in jenem Tale, Sah ein Knab ein Röslein steh‘n. Wir sangen einige davon und finnische. Immer mehr Menschen kamen. Schließlich wurden wir zum Mittagessen eingeladen und in Familien aufgeteilt. Anssi, ein junger Major, lud uns für den Abend zu einer Schiffsparty zum Singen ein. Für das Essen am Tag war mal wieder gesorgt.

Anssi
Die Schiffsfahrt wurde wieder ein Liedererfolg, belohnt mit großem Buffet. Wir bekamen einen herrlichen Kohtenplatz am See. Anssis Einladung ins Offizierskasino und ein Pfadfinderabend mit Stockwurst am Lagerfeuer folgten. Das Singen von deutschen Liedern wurde immer sicherer. Die Pfadfinder waren zwischen 13 und 18, Jungs und Mädchen. pony, der sich als Jürgen vorgestellt hatte, wurde von den Mädchen mit „Jörgen, Jörgen – Rufen verfolgt und verabschiedet wie vorher schon einmal bei einer Wanderung durch ein Dorf von Dorfhübschen.

Karelienliebe
Nach Karelien wollen wir wieder. Mit Terttu bin ich bis heute befreundet, vielleicht hätten wir geheiratet. Neben vielen kleinen Geschenken wurde unsere Finnlandfahrtenheft in den Bünden berühmt und führte zu vielen Finnlandfahrten. Mehrere Hefte habe ich noch. Wer möchte, kann eins anfordern. h

BurgFOLK 2015 auf Burg Ludwigstein 3. WE September jedes Jahr

Workshops
Als ich die Tafel der Workshop-Anbieter sah und die Themen durch las, war es für mich eine in die Tiefe gehende und verlockende Angebotsserie für Folk-En-
thusiasten. Da entschloss ich mich, nichts anzubieten, sondern mal auszuprobieren, zur Freude und zum Lernen.

Annes Haus-Märchen
Anne bot eine Märchenserie an zu Märchen, die mit Häusern zu tun hatten. Zuerst ihre Märchenerzählung und dann ein Gespräch darüber. Märchen bringen monija und mir viel Freude. Wir freuten uns darauf.
Draußen auf dem „Burg-Balkon“ im Sonnenschein hatte anne den besten Ort dafür gefunden. Sie hatte sich einen Sessel drapiert, sich märchenhaft gekleidet und mit Blumen das Ambiente geschaffen, um vor der Turmwand der Burg besser in die Märchen „eintauchen“ zu können.
Menschen in Häusern waren nicht die Reichsten. Und die Märchen aus verschiedenen Ländern und Kulturen sind spannende Geschichten, hinter denen sich Weisheiten verbergen. Anne erzählte, oft mit leiser Stimme und arbeitete den Sinn fein heraus. Durch die großartige Erzählweise annes waren die über 20 Teilnehmer dankbar und begeistert und werden bei nächster Gelegenheit auf Burg Ludwigstein oder auf dem Rabenhof von anne mit guter Gewissheit wieder Märchenserie erbitten.

Bigband-Tanzen
Die Grundtänze der offenen Bigband für Jedermann sind seit 25 Jahren die gleichen: U. a. Zauberkreis, Bauernpolka, Baumtanz, Nigun Shel Jossi, Pippi, Kalamatianos, Makedonske Devoijce, Emmawalzer, Altiruni, Bauernpolka, Hoida...  
Die Noten dafür gab es im Internet in schönen dreistimmigen Sätzen in leichter Tonart, so dass nicht viel geübt zu werden brauchte und gleich am Freitagabend los gespielt werden konnte. Kerstin, Sabine und Angela nahmen nur mit Blicken und ohne Strenge die „Powerführung“ der Bigband an, und es entstand aus dem Stand spontan eine Musik, die die Tänzer mitriss.
Die Tänze sind für Jung und Alt mit den Jahren auch für unregelmäßig Tanzende so gut bekannt, dass begeistert los getanzt werden konnte. Aus Tanzkreisen in Halle, Berlin, Aachen, Hamburg, Bremen, Lüttenmark, Jena, Hannover, Braunschweig, Göttingen Frankfurt waren jeweils mehrere da und teils so gute Tänzer, dass es eine Freude war. Am Sonnabend gab es dann einen großartigen Musikantenworkshop mit Marianne. Die Mehrstimmigkeit wurde ausgebaut und Gags, Vorspiele, Soli und Gesangsteile abgesprochen.
So wurde die Bigband zum Hauptgerüst der Musik. Angelas Band „Stromlos“ aus Berlin, eine Musikfamilie und einige Solisten mit Begleitung brachten neuen Humus dazu, dass das Tanzen viele schöne Blüten treiben konnte.
Für viele Tänzer und Tanzkreise aus der Volkstanzszene ist das Tanzen beim BurgFolk auf dem Ludwigstein im Herbst ein Jungbrunnen, Impulsgeber und eine intensives und mitreißendes Milieu, von denen es nur wenig so ausstrahlende in Deutschland gibt. Alle lernen voneinander in fröhlicher Gemeinschaft.