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ELBRABEN 45 Jahre ELBRABENGESCHICHTEN RABENHEFTE TÄNZE, KLADDERADATTSCH

Geschrieben von wv am . Veröffentlicht in GESCHICHTE

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ELBRABENGESCHICHTE, ELBRABENFESTE, 

ELBRABENS 45.TER GEBURTSTAG 1.-4.9.23 auf dem Rabenhof in Greven-Lüttenmark.

hedo- hat ihn gegründet, zusammen mit peti und dann viel Jahre mit atti als Chefin auf der Bühne. Der 45. te Geburtstag war ein großes Fest, auch, weil hedo da gerade 90 wurdel.  Beeinflusst durch die Elbraben wurde viele Bands und Folkfeste, besonders das Herbsttanzfest auf Burg Ludwigstein an jedem 3. Wochenende im September zu hedos Geburtstag. Seit Jahren wird der Geburtstag aufch auf dem Rabenhof gefeiert, meist am 1. Wochenende im September. Da kann noch gut gezeltet werden, so dass das Fest kaum etwas kostet.  hedo hatte zehn Jahre ein kleines Haus in Mölln, wo oft kleine Feste stattfanden. lWir musizierten, der Nachbar Rainer kam dazu, brachte Annelie und Uwe aus Mölln dazu mit. So entstand die Folkszene in Mölln auf dem Bullenberg. Lümmi, Manni, Lorenz und viele kamen dazu.  Die ersten Möller Folkfestivals fanden in der Eulenspiegel-Jugendherberge statt. Auch klaus Irmscher war schon dabei. Und dann schon ein größeres Fest mit über 100 Mitmachern im Gasthof Quellenhof und der Jugendherberge. Es entstand die Möllner Folkband, die Feste liefen unter Regie der Möllner weiter und der FolkClub Mölln wurde mit Uwe, Manni und hedo grgründet. So wuchsen parallel zwei umtriebige Folkszenen in Mölln und in Lüttenmakr, im Raum um Boizenburg und den Schaalsee. Wenn alles so weiterläuft, entsteht ein FolkClub Boizenburg-Schaalseeregion.

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OFFENE BAND HEUTE MIT ELBRABEN IM IN- UND AUSLAND, MITMACHFESTE, HOCHZEITEN

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Die Elbraben sind die erste offene Folk- und Mitmachtanz-Band in Deutschland, vielleicht weltweit. Sie wachsen weiter und verjüngen sich, wie auf dem oberen Bild zu sehen ist. Dadurch, dass Elbraben aus vielen Bundesländern und aus dem Ausland kommen, sind sie auch in einem größeren Ukreis einladbar, als die meisten Folk- und Mitmachtanzbands. Sie spielen fetzige Mitmachtänze bis zum mitternächtlichen Schmusetänzen, freudebringend mitreißend flott und langsam, eindringlich, auch nachdenklich zum Erholen. eine gesunde Musik für Jung und Alt, für Stadt und Dorf. 

Tänze rings um die Welt, meist aus Europa, auch regionale Tänze.

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Geburtstagstorte_allein.jpga-raben_8467.jpg Elbrabensticker für Elbraben, die mitspielen

Elbrabenmitglieder - Einmal Elbrabe, immer Elbrabe - Wer von Euch noch nicht das schöne Elbrabenemblem hat, melde sich.

1. Ab Gründerzeit: Peti, Viktor, Delfino, Hans, hedo, Erich, Atti, Wolfgang K, Thomas, Ecki, Jörg, Anne T, Jutta, Kessi, Franky, Reni,  Andreas, Ingrid J, Klaus, Annette W, Wolfgang D, Gisbert A, Günter Ö, Uwe Th, Rainer W, Annika, Heinz D, Oliver St

Sie kommen aus der Gründungszeit und können wohl als Gründer gelten. Peti und hedo machten den ersten Auftritt bei Festival in Osnabrück. Viktor, Peti hedo und eine blinde Musikantin, deren Namen ich nicht mehr weiß machten das erste Musizieren in Hamburg. / Wer im Miteinander in der Stiftstraße beim Namensfindungsspiel alles dabei, weiß ich nicht mehr.

Wer kann da für diese kleine Chronik helfen?

Und wer stellt die Elbraben in Wikipedia ein? Wer kann das?

2. Aufbruchsphase: Karin, Anne M, Börge M, Gerhard C, Eumel, Jochen Wi, Hagen

3. Ab Mittelzeit: Thea,  Ursula, Uwe Th, Rainer, Anke, Jörg E, Kleo, Dörte, Doris, Lümmi, Hans (Mölln),  Peter Ki, Lorenz, Monika D, Gerd Z, Karin M, Anne M, Börge M, 

4. Ab Neuzeit: bob, Marianne, Huub, Annette, Uwe I, Günther, Jochen R, Lilly, Ingo, Erika, Heinrich, Marina, Leo, Wodiko, Ulrike K, Ingrid A, Günther Sch, Franky v.M., Hans M, Norbert, Josi, Tina, Suse,  Heide, Gesa, Brigitta,Ergänzt das bitte. Danke. Mein Gedächtnis lässt leider nach. Liebe Grüße! hedo

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Dass es die Elbraben immer noch gibt ist fast ein Wunder. Und es kommen ab und zu noch Neue dazu. Wir spielen nur noch selten. Bei Festen auf dem Rabenhof zu runden Geburtstagen, vielleicht auch zu einer Hochzeit oder ähnlich. Hochzeiten waren ja eins unserer Spezialgebiete. Da war eine der ersten drei Mitmachtanzgruppen in Deutschland waren, und der Begriff durch hedo geprägt wurde, ist ein wenig Folkgeschichte, von der wir hier erzählen. Die Band war und ist eine offene Band. Viele, viele Jahre waren Atti und hedo bei jedem Auftritt dabei, und wir holten uns Fsreunde, Interessierte dazu. Und wer einmal mitgespielt hatte, war und ist Elbrabe, einmal Elbrabe, immer Elbrabe. Alle wollten gern bei den vielen Auftritten - viele Jahre fast jedes Wochenende - dabei sein. Es entstand eine Intensität, die überdurchschnittlich war und Pläne reifen ließ, zu denen das bekannte geheime und nicht geheime Folkietreffen in der CSSR gehörte, die Rabentanzhefte, die Reisenauftritte bei den Evangelischen Kirchentagen, die Feste auf Burg Ludwigstein, in Mölln, Uelzen, Braunschweig auf Burg Rieneck, die Bigbandmappe, Fahrten nach Sidmouth - Südengland und oft nach Schwedens Dalarna, besonders zu Björn Tegners Hof bei Lekasand, die vielen Fahrten in die DDR, das immer wieder Auffordern der Veranstalter von Lautental im Elsass bis Halle in der DDR, letztlich der Rabenhof und die Rabentänzer.

Wir wünschen allen Elbraben tollen Folk. Wir laden weiterhin viermal im Jahr auf den Rabenhof ein. Von vielen Elbraben haben wir keine E-Mailanschriften und freuen uns, sie auf dem Rabenhof wiederzusehenen, hedo auch außerhalb der Feste. Meldet Euch einfach. 0152 2198 3817. Die Feste sind für alle Musiker gratis. Übernachtung € 20 im Bett, Mattenlager und für 3 Tage € 20, Zelten für 3 Tage € 10. Das sind nur die Kosten. Bei den Festen gibt es Tschai und meist eine Suppe dazu. 

01_TITEL_FOLKTANZ_1_MITMACHTANZ.jpg Grafik von krischan, hedo, nadja

OLIVER SCHRIEB: Hallo Anne, Sabine und ich erinnern uns noch gern an die Elbrabenzeit, das war der Beginn einer großen Liebe zu Folkmusik und Tanz, die bis heute anhält.Leider werden wir zu Hedos Geburtstag nicht kommen können, wir haben schon Theaterkarten für dieses Wochenende gekauft und sind da nicht flexibel. Wir wünschen euch ein schönes Fest, in alter Tradition wird es sicherlich hoch hergehen. Sagt Hedo bitte herzliche Glückwünsche von uns wenn es soweit ist und alles Gute auf dem Weg in die Hunderter! Liebe Grüße, Oliver Stoffregen, Frankfurt/Main (Diatonie-Laden)

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Die wichtigsten, aktuellen Tanzmusiken und sonstiger liebenswerter Kladderadatsch aus 45 Jahren Elbraben

Und es gibt sie immer noch - Einmal Elbraben - immer Elbrabe - Bei so einer offenen wilden Band wohl ein Zeichen langandauernder Unvergänglichkeit. Das ist ja fast so etwas wie "Deutsche Dublines", also "globale Hamburger" und was Lukullisches, aber das stimmt auch wieder nicht. Die kommen ja von überall her und reisen überall hin. So wie hedo bei einem Auftritt mal richtig sagte: "Jetzt machen wir drei Schritte zur Mitte - Eins, zwei drei." Besser sind die Elbraben nicht zu beschreiben. Einfach ein Brodelpott mit liebenswertem Chaos zum Umarmen, Kennenlernen, miteinander Reisen und einfach los fetzen mit jedem der ein Instrument in die Hände kriegt. Eben wie das brausende Leben der Wandervögel.

Tanzbeschreibungen + Geschichten zu den Tänzen einfach bei uns anfordern.

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Das Hoida-Syndrom
Über den Tanz Hoida, den ersten Mitmachtanz der Elbraben

Die Geschichte trug sich vor gar nicht SO LANGER ZEIT IN DIESER GEGEND ZU. ES BEGANN AN EINEM DIENSTGABEND IN EINEM STadDTTEILSHAUS. DORT WIE an JEDEM DIENSTAGABEND FOLKLORETANZEN ANGESAGT. Die Tanzfreaks waren ein ziemlich gemischter Haufen und hatte so alle verschiedene Interessen.

Aber eins verband sie alle miteinander, der „Hoida“. Das wusste am augenblicklich bloß noch keiner, das kam viel später. Man tanzte und schwitzte und schwitzte und tanzte und lernte ein paar nette Tänze kennen..

Man hatte viel Spaß dabei, aber irgendwie fehlte noch das gewisse Etwas. Eines Dienstags Abends kam unser fliegender Holländer Hedo ganz geheimnisvoll zur Tür herein, machte ein Gesicht wieder Weihnachtsmann zu Ostern und raunte jedem von uns zu „heute tanzen wir den Hoida“l

Es durchzuckte uns alle bei dem Namen Hoida. Der hatte irgendwie was Geheimnisvolles an sich. Wir benahmen uns alle wie in der Kirche. Gans andächtig standen wir so herum und flüsterten nur noch miteinander. Als die Spannung wie zum Zerreißen gespannt war, griff Hedo in seine Tasche und holte feierlich eine in Seidenpapier eingewickelte Musikkassette heraus. Das mussten die Zauberklänge sein. Rituell egte der die Kassette ein. Wir stellen uns zu einem Kreis auf und warteten auf den Beginn der Musik wie auf den Beginn der Bescherung.

Eigentlich hatten wir auch weihnachtliche Gefühle, nur viel schöner. Und dann ging es los Schon den ersten Takt entetanzten wir wie in Ekstase. Erst nach Stunden kamen wir aus dem Hoidarausch wieder heraus. Wir fühlten uns wie nach der Taufe. Reingewaschen und nass. Seit diesem glückseligen Abend tanzen wir fast nur noch Hoida. HEDO WURDE ZU UNsEREM GURU ernannt, und wir bildeeten die Sekte der Hoidaisten. Unsere Taufen finden meist auf Tanzveranstaltungen und Festen statt. Aber auch mitten auf der Straße kann es passieren, dass einem durch eine flotte Hoidaeinlaga der richtige Weg gezeigt wird.

Auch die Rundfunkstiationen haben sich der HOIDAWELLE ANGENOMMEN. VOR UND NACH DEN NAchrICHTEN DER DER HOIDA GESPIElT, UND DAS WORT ZUM SONNTAG DURCH DURCH DIE SENDUNG „HoIDA, DER SINN AllEN Lebens ersetzt. In den Schule wurde das Fach „Entstehung durch Durchführung des Hoida“ als Hauptfach eingeführt. Und an den Universitäten kann man Hoidaismus studieren. Es besteht jedoch ein Numerus Clausus für dieses Fach.

Dies war also die Geschichte über die Entstehung des „Hoida-Synsdroms“. Schön, dass sie nur erdacht ist und nicht wahr.     Jürgen 18.9.1981

ELBRABEN_5686.jpg krischan

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Elbrabengeschichte

Die Urgruppe der Elbraben 1978 kam aus dem Wandervogel und ihm nahen Gruppierungen wie der Freischar. In den Zeitschriften FOLKMAGAZIN und WANDERVOGEL wurde über die Entstehung und Geschichte der Elbraben berichtet.

Wer einen dieser Artikel auftreiben und zusenden kann oder selbst einen schreibt,  hat die Chance. Besonders ingteressant waren ssieben Artikel: 1. Weshalb und wie entstanden die Elbraben? 2. Die Geschichte der Namensfindung 3. Der 1. Auftritt in Osnabrück. 4. Das Hochzeitskonzept, 5. Die Bigbandmappe 6. Die Elbrabenfeste ab Mölln 7. Die Kirchentage

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Zum Tanzen und Musizieren in der DDR aus eigenem Erleben

Es war ca. 1986 vor der Wende, als wir von der Folktanzband Elbraben ein paar Einzeleinladungen zum Leipziger Tanzhausfest in der alten Kongresshalle erhielten, wo ca. 1.500 Tänzer ihr jährliches Tanzhausfest tanzen wollten.

Mit dabei waren viele der wichtigsten Volkstanzpersönlichkeiten der DDR, von denen ich einige durch meine häufigen Besuche schon kannte. Wir kamen einzeln mit Eintrittskarten rein, tanzten mit, und ich wurde dann gebeten, die anderen Elbraben auf die Bühne zu holen und den Tänzern al Tanzmeister ein paar israelische Tänze zu zeigen. Meines Wissens waren von uns Atti und Jutta aus Hamburg auf der Bühne, und Andreas und Christiane, die in Mittenwald Geige studierten. Das mit dem Tanzen klappte gut. Vielleicht 600 Tänzer und Tänzerinnen konnten die sechs Tänze schnell mittanzen. Nach dem Tanzen ließ mich Christel Ulbrich (?) an ihren Tisch bitten, an dem auch mehrere andere geladene Volkstanzveteranen saßen.

Wir plauderten u.a. darüber, dass ich des Volkstanzens öfter in der DDR sei und auch bei einem der großen DDR-Tanzfeste mit der Familie Lünzmann aus Hamburg in Rudolstadt gewesen sei. Sie erzählte mir, dass sie schon seit Wandervogelzeiten Volkstanz mache und in der DDR den Volkstanz voran gebracht habe zusammen mit Eva Sollich und die Musik mit vielen, engagierten Folkbands. Sie sei schon seit vielen Jahren mit Erich Hockecker befreundet. Und einmal im Jahr würde er seine alten Freunde einladen und dann würde gemeinsame gesungen und musiziert. Er sei privat ganz anders, als er im Westen dargestellt würde, versicherte sie mir glaubhaft.Herbert Oetke habe ich zusammen mit Viktor Rengstorf in seinem Haus in Rissen besucht, als er wohl schon weit über 80 war, so wirkte er auf uns. Wir hatten uns mit mit Freude mit seinem Buch „Der Deutsche Volkstanz“ intensiv beschäftigt und hatten viele Frage. Er erzählte uns, dass er das Buch in Zusammenarbeit mit Kurt Peters vom Volkstanzarchiv heraus gegeben hätte, mit Auflage zuerst in der DDR und dann in Wilhelmshaven. Wir sprachen beim Tee besonders über die Sünnros, von der er sagte, sie sei früher nur im Hüpfgleitschritt und nicht im Wechselschritt getanzt worden.

 Dann sprachen wir über Achterümtänze, Entdeckungen von Kurt Bellmann aus Neugraben und über Hochzeitstänze. Dann erzählte er uns seine Wandervogelgeschichte. Er war mit Anna-Helms Blasche und ihrem Mann, mit Erich Boettcher und den Pulmers einer der Sammler uns Tanzmeister um die Geestländer Tanzkreise. Als Tanzreferent kam er weit herum und wurde auch öfter ins Saarland von Erich Honecker eingeladen, der dort Sprecher der Sozialistischen Arbeiterjugend war, und das Tanzen und Musizieren förderte. 

Nach 1945 fragte ihn Hockecker, ob er nicht Tanzreferent in der DDR fürs Volkstanzen werden wolle, er hätte die Chance, Professor zu werden. Herbert Oetke fand die Aufgabe großartig, war aber weder Kommunist noch Sozialist und verheiratet mit einer Ärztin in Hamburg. Herbert Oetke ging die Woche über nach Berlin, behielt seinen Hauptwohnsitz in Hamburg und bekam Aenne Goldschmidt als Vorgesetzte, wurde kein Professor und bekam nicht einmal einen Doktortitel. Er war der Maßgebliche Sammler in der DDR. Und Aenne Goldschmidt (hundertjährig 2020 gestorben) wurde Professorin und konnte die „Handbücher des Deutschen Volkstanzes“ herausgeben, die sachlich und nüchtern als Lehrbücher gut geeignet sind. 

Das Herzblut der Begeisterung des Wandervogels für den Volkstanz, das haben dann die später erschienenen Bücher 1 +2 des „Deutschen Volkstanzes“.  Die Bücher sind zwar wissenschaftlich geordnet, erzählen aber Geschichte in Geschichten mit Forschungsergebnissen und Vermutungen in plastischer Form für künftige Generationen. Jüngeren Menschen wird es so ermöglicht, alte Tänze nachzuempfinden und wieder neu zu kreieren.  Mit seiner Erzählweise übertrifft Herbert Oetke nach meiner Einschätzung die Geschichtsbücher der Liedforscher Erk-Böhme und Steinitz und ist damit ein wertvoller Schatz für jeden, der deutschen Volkstanz voranbringen will.

Der 3.sehr umfangreiche Band sollte ein Volkstanz-Lexikon werden. Näheres weiß ich nicht. Auch die Wilhelmshavener vom Heinrichshofen-Verlag haben ihn bisher nicht gedruckt. Vielleicht ließe er sich durch die Deutsche Gesellschaft für Volkstanz mit Fördermitteln jetzt noch drucken? Herbert Oetke zu Ehren.  hedo holland

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Zukunftsaspekte:Feldforschung, Zusammenarbeit der Tanzmeister, Klezmer mit Marianne.

Wenn ich Dich oder andere vergessen habe, helft mir bitte und ergänzt die Liste. Danke. hedo 

ElbrabenmitgliederEinmal Elbrabe, immer Elbrabe - Wer von Euch noch nicht das schöne Elbrabenemblem hat, melde sich.

gilas Töpferei am Rabenhofblunsch_FM-Logo-Rabe.jpg gilas Töpferei am Rabenhof

DDR- UND BRD-FOLK.    25.1.22

BERNHARD HANNECKEN, der großen deutsche FOLK-Meister kommt nach Mölln, um einen seiner wunderbaren Vorträge über DDR-und BRD-Folk zu halten.

Berhard ist Historiker, Sammler, Kenner, Schriftstelelr und hat großartige Bücher zu exotischen und nichtexotische Instrumenten geschrieben, hat die Rudolstadt-Festivals künstlerisch organisiert, ist das Kreuzass der Folkszene seit vielen Jahren auch in Radio und Fernsehen und jahrelang Chef des Folker, der größten deutschen Folkzeitschrift. Ich erlebte ihn mehrmals in Rättvik, in Rudolstadt in persönlichen Gesprächen und schätze ihn.

Bernhard  hatte Schwierigkeiten mit dem Folkmagazin und mit mir. Dass ich plötzlich in Kaustinen auftrauchte, dass monija und ich in Rättvik bei Interview mal eher mit dem FM drankamen, als er, dass ich schon wohl 1949 in Rudolstadt beim Fest war… Das Folkmagazin war und und wird von mir gemacht, mit hervorragenden Mitarbeitern. Es lebt jedoch nicht von der Wissenschaft, sondern von der Freude, der Begeisterung für den Folk. Und wenn Berhard mit Freude und Begeisterung an seine Sachen herangeht, so konnten wir doch ab und zu Trophäen der schönsten Berichte von Festen und Fahrten liefern auch in die DDR.

Von zig Fahrten, die wir in der DDR waren, oft ich allein, manchmal mit mehreren Folkies aus der Szene, tollen Menschen, die jedoch alle nicht zur Schreiberzunft zählen. Mit waren öfter Atti aus Hamburg, Wolfgang aus Kassel, Andreas, damals  Geigenbauschule Mittenwald,, Jutta aus Hamburg, Monika aus Hamburg.

Und auch ich als Deutschlehrer schrieb nicht so sehr über historische oder soziologische Themen. Die Menschen, die Feste, die Höhepunkte interessieren mich mehr. Und da war ich Meister. Ich konnte gut mitreißen. Und so waren wir jeder auf seine Art Menschen, die sich viele Jahre intensiv einsetzen, unsere Folkszene in Deutschland zu fördern. Ich habe Bernhard immer hochbgeschätzt, schon, als zusammen mit Mike Kamp den Folkmichel, die Vorgängerzeitschrift des Folker, redigierte.

Neben vielen Fahrten zwischen Thüringen, Sachsen und Mecklenburg zumeist in den Jahren 1982 bis 1989 eingeladen von Eumel, Ischi, Peter, Klaus und Ralf waren wir in der DDR beim Leipziger Folk- und Tanzhausfest zweimal, bei der Folkschiffsausfahrt auf der Ostsee in Wismar, beim Tanzfest in Berlin, beim Fest in Rudolstadt, bei „Karls Enkel“ in Halle in der Moritzburg und bei unserem „Folklager“ in der CSSR in Horny Plana / Oberplan zusammen mit über 50 DDR-Folkies. Davon will ich peu á peu ein bisschen erzählen.

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1.FOLK-UND TANZHAUSFESTE LEIPZIG

Damals fanden die die Feste mit etwa tausend Besuchern in der alten, respektablen Kongrsshalle statt mit einem Riesensaal. Die Creme de la Creme der DDR-Folkbands war dabei und einmal wie als Elbraben. Ich war wie immer reingeschmuggelt worden. Die FDJ machte den Einlass und Folkies meldeten sich extra dafür, um Freunde schwarz reinzulassen, denn viele der Karten gingen an bevorzugte Funktionäre und manche Folkies der DDR hatten es schwer reinzukommen. Ein Folkie kam in Uniform. Er war am Rande, fast ausgestoßen. Ich unterhielt mich mit ihm. Er brannte für Folklore und war durch die halbe DDR getrampt.

Die Bands Die Bands aus Leipzig, Dresden, Berlin, Erfurt, Chemnitz, Schwerin und andere fetzten los und zauberten meist Tanzmusiken in einer Qualität und Fetzigkeit, wie sie im Westen bei Volkstänzern kaum zu hören waren. Wir aus der Folkmitmachszene kamen in etwa mit und wurden ins Programm für eine ¾ Stunde mit den Elbraben eingeschoben, obwohl wir ja nicht offiziell dabei waren und nicht auf dem Programm standen. Wir hatten ein paar Musiken abgestimmt, Andreas hatte eine Geigenfreundin aus Mittenwald mitgebracht und mit ihr geübt. Und so standen wir mit nur vier Elbraben auf der Bühne, und ich meist als Tanzmeister vor den Musikanten und zeigte die Schritte, erklärte den Tanz und erzählte dazu eine Geschichte. Baumtanz, Mana Nawu, Fuchstanz, Mauer von Jerusalem mit der deutschen Melodie vom „mächtigsten König im Luftrevier“ in Moll und natürlich unser Hoida, mit dem wir angefangen waren. Das Publikum brodelt und sang mit. Schade, dass wir kein Aufnahmegerät dabeihatten.

Christel Ulbrich, die große alte Dame und Tanztherapeutin des DDR-Folks bat mich zu ihren Freunden an ihren Tisch und erzählte vom Tanzen in Bautzen, von den Rudolstadtfesten, vom Aufbau der Folkszene in der DDR. Als Freundin von Erich Honecker aus Weimarer Zeiten erzählte sie, dass sie Jährlich einmal von Honecker zum alten Kämpentreffen eingeladen würde, war es zum Geburtstag? wo gesungen und getanzt würde. Da seien ein paar Grundlagen besprochen worden, die sie dann umsetzen durfte. Ob wohl das wichtigste Buch der deutschen Folkszene nach dem Zupfgeigenhansel, Herbert Oetkes „Der Deutsche Volkstanz“  und Herberts Anstellung in Berlin bei diesen Gesprächen seinen Ursprung hatte?

So um Mitternacht gegen Ende kamen bei meinem 1. Fest in Leipzig ein paar Leipziger auf mich zu, ob ich nicht zu einer Nachparty mitkommen wolle. Wir trafen uns wohl in der Wohnung von Jana mit ca. 15 Folkies. Neben mir saß Jürgen Wolf, einer der Mitgründer der DDR-Folkszene, Chef der Folkländer aus Leipzig und grafischer Gestalter der Rudolstadtfeste. Wir sangen einiges miteinander „Sag mir, wo du stehst“, „Sonne erhellt unsere Welt“. Die DDR-Folkies wunderten sich, dass ich mitsingen konnte, da sich herumgesprochen hatte, dass ich kein Sozialist aber kritischer Folkie war. Dann wurde ich um 2 Lieder gebeten. Ich sang „Abends treten Elche aus den Dünen“ und „Über meiner Heimat Frühling“ und mein „Meinst du, die Deutschen wollen Krieg.“ Da bat mich Jürgen um meine Klampfe und sang mit seiner herausragenden Stimme sang zuerst eine seiner berühmten Balladen vom Fluchttrabi. Ich singe täglich gern, habe aber seither neben keinem Sänger gesessen, der mich so beeindruckt hat.

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SCHIFFSFAHRT AUF DER OSTSEE

Ischi hatte mich eingeladen. Mehrere Folkies feierten in Wismar unter Obhut der FDJ ihr Examen als Diplom-Ingenieure zusammen mit Kommilitonen, Professoren, Folkies bei einer Schiffsfahrt auf der Ostsee und im Hafen von Wismar. Mich bäten sie als Tanzmeister dazu, ich möge Noten mitbringen.

Ich für vom Schneckenhaus in Mölln aus mit dem Auto über Schönberg und hatte ein paar Folkmagazine mitgebracht. An der Grenze hielt man mich stundenlang fest. Die Grenzer lasen die Folkmagazin. Brauste ich los und kam gerade an, als das Schiffshorn blökte und der Dampfer ablegen wollte. An Bord wohl an die 80 bis 100 Festteilnehmer. Ich konnte gerade parken, man wartete kurz, und ich kam an Bord und saß allein an einem Tisch, da die anderen schon ihre Plätze hatten und Ischi, Peter, Klaus, Ute, Ralf, die ich kannte, schon bei ihren Freunden saßen. Dann wurde gesungen, ich hatte mich vorzustellen, und es ging erstmal zu einem Rundtörn im Bogen um Wismar.

Wieder an Land ging es zur Fischerkneipe, ein Fass wurde aufgemacht und dann wurde auf dem Fischermarkt getanzt. So wurde der Hoida in der halben DDR bekannt.

Es wurde mit ca. 30 Leutchen wild getanzt. Kein Tanz wurde ausgelassen. Ich machte meinen Workshop. Es war einfaches Tanzen. Die Musiker fetzten unsere Musiken. Es war ein herrlicher Folktag.

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FOLKLAGER IN HORNY PLANA - Oberplan

Wir hatten uns im Osten und Westen vorbereitet. Es kamen an die 50 Folkies aus der DDR und wir drei Elbraben: Atti aus Hamburg, Wolfgang aus Kassel , hedo damals auch noch aus Hamburg. Am Strand des Sees bauten wir unsere Jurte und Zelte auf, in einem großen Halbkreis auf. In der Mitte der Platz zum Musizieren und Tanzen. Als Themen hatten wir aus dem Westen den Hambo und Balkantänze zum Lernen für die Ostfolkies mitgebracht und zwei Vorträge von hedo über tusk und über die Edelweißpiraten. Es wurde gmeeinsam gekocht und eingekauft, gewandert und Horny Plana, ehemals Oberplan erkundert mit dem Adalbert-Stifter-Museum und dem alten deutschen und neuen tschechischen Friedhof.
Und nebenbei viel Schwimmen und auch Tanzen in Wasser.

Peter, Atti und ich kreierten den internationalen Wassertanz nach dem Mayim. Er wurde gern im Stausee von Oberplan, von Adalbert Stifters Heimatort,  getanzt

musik_5748.jpgChristian Schütte - krischan

FOLKOPER KARLS ENKEL IN HALLE
HAMMER REWÜ

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"Diese gedankliche Schärfe haben..." KARLS ENKEL - Folkoper

eumel hatte mich in die DDR eingeladen. Es sollte in Halle in der Moritzburg die Aufführung der folkoper "Karls Enkel" geben. Ich aus dem Westen hatte keine FDJ-Kleidung an, hatte kein Eintrittsbillett und wurde von einiges Auserwählten stark beobachtet. Die Oper wurde von namhaften Folksängern der DDR gestaltet, die in einer Liedertheatergruppe kritischer Liedkultur 1976 -1986 zusammenwirkten. Es war eine tolle Zusammensetzung. Das Publikum war aus der ganzen DDR angereist. Und alles war total ausgebucht im alte Gewölbe-Saal auf Holzbänken im Keller.Viele FDJler waren Folkies. Sie waren am Einlass und an der Kasse und wechselten laufend. Und als ein Freund am Eingang war, gelang es Eumel, mich in den Saal zu schmuggeln. Ich war sein Gast und extra für das Konzert aus Hamburg gekommen. Und in der Szene kannten viele das Folkmagazin und mich als Macher.
Mit dabei waren Hans-Eckardt Wenzel, Steffen Mensching, Stefan Körbel (Nebelhorn), Rolf Fischer (Boleschwistische Kurkapelle), Matthias Kießling, Dieter Beckert, Jörg Kokott (Wacholder), Matthias Kießling (Kies) (Wacholder), Matthias Wegner (Einstein), Almut Walther, Scarlett Seebold (Wacholder) u.a. mit wechelnden Besetzungen in den 11 Jahren des Bestehens.
Das Konzert, die Freundschaft und Verbundenheit der Folkies untereinander, das Milieu des besonders kritischen Teils der Folkies begeisterte mich. Und von den Kirchentagen, den Elbraben, von den jungenschaften, vom Wandervogel, und den kritischen Fahrenden Gesellen her kannte ich die Brisanz, die aufkommt, wenn Neues entstanden ist und präsentiert wird. Für mich wurde dieser Besuch in Halle bei Eumel zum wichtigsten musikalischen Erlebnis in der DDR. Hfolklager horny plana
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 DIE INTERNATIONALE IST NICHT UNSER LIED

Die Internationale ist nicht unser Lied, obwohl wir weltweit denken und planen. Die Internationale setzt auf Kampf und Gefecht, auf Gegeneinander, auf Links gegen Rechts auf die Spaltung. Das ist nicht unser Ding, kann es nicht sein. Wir setzen auf Miteinander, auf Frieden, auf Parlamentarismus, auf Versöhnung, auf Natur und besonders auf Bildung. Und auf Freisetzung von Intelligenzen und Bildung von Persönlichkeiten. Da war Deutschland schon mal weiter. Das ist weitsichtiger und klüger und die Zukunft. Viel zu lange wurden in Schulen, in der Pädagogik, in Lehrbetrieben und von despotischen Patriarchen ein Untertanenverhalten, mit Verzicht auf Eigenständigkeit,   mit Denkverzicht, Gedankenunfreiheit und Maulhalten eingeübt, vom Stille-Machen der Babys an. Das bildet nicht den freien, selbstbewussten Menschen. Für mich, für uns gilt: Das Leben selbst zu gestalten allein und miteinander und nicht fremd gestalten zu lassen. Und Milieus zu schaffen, in denen Persönlichkeiten  heran wachsen. Das haben wir alle zu fördern. Wenn Lebenskultur dazu kommt mit Singen, Musizieren, Tanzen, Spielen, guten Gesprächen und Fahrten in die Welt, ist es der richtige, lange Weg mit Selbstbewusstsein und Miteinander. Dieser Weg schafft Kraft zum selbständigen Denken, zur Berufs- und Partnerfindung, zu Freundschaften und zu selbstbewusstem, politischem Handeln und Leben. Und da ist es doch keine Frage mehr: Die Internationale brauchen wir nicht, sondern ein besseres Lied. Vielleicht „O lio lio la“! Das ist auch international, aber richtig gut. Da frage ich mich noch: Gibt denn jemanden, der diesen Weg nicht einschlagen möchte? Es müsste doch ein egoistischer Mensch sein, der auf Kosten anderer leben will oder ein Eigenbrötler. Oder beides? h

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DIE ELBRABEN

Die Urgruppe der Elbraben kam aus dem Wandervogel und ihm nahen Gruppierungen wie der Freischar. In den Zeitschriften FOLKMAGAZIN und WANDERVOGEL wurde über die Entstehung und Geschichte der Elbraben berichtet. Wer einen dieser Artikel auftreiben und zusenden kann oder selbst einen schreibt,  hat die Chance. Besonders ingteressant waren ssieben Artikel: 1. Weshalb und wie entstanden die Elbraben? 2. Die Geschichte der Namensfindung 3. Der 1. Auftritt in Osnabrück. 4. Das Hochzeitskonzept, 5. Die Bigbandmappe 6. Die Elbrabenfeste ab Mölln 7. Die Kirchentage

Zum Tanzen und Musizieren in der DDR aus eigenem Erleben

Es war ca. 1986 vor der Wende, als wir von der Folktanzband Elbraben ein paar Einzeleinladungen zum Leipziger Tanzhausfest in der alten Kongresshalle erhielten, wo ca. 1.500 Tänzer ihr jährliches Tanzhausfest tanzen wollten.

Mit dabei waren viele der wichtigsten Volkstanzpersönlichkeiten der DDR, von denen ich einige durch meine häufigen Besuche schon kannte. Wir kamen einzeln mit Eintrittskarten rein, tanzten mit, und ich wurde dann gebeten, die anderen Elbraben auf die Bühne zu holen und den Tänzern al Tanzmeister ein paar israelische Tänze zu zeigen. Meines Wissens waren von uns Atti und Jutta aus Hamburg auf der Bühne, und Andreas und Christiane, die in Mittenwald Geige studierten. Das mit dem Tanzen klappte gut. Vielleicht 600 Tänzer und Tänzerinnen konnten die sechs Tänze schnell mittanzen. Nach dem Tanzen ließ mich Christel Ulbrich (?) an ihren Tisch bitten, an dem auch mehrere andere geladene Volkstanzveteranen saßen.

Wir plauderten u.a. darüber, dass ich des Volkstanzens öfter in der DDR sei und auch bei einem der großen DDR-Tanzfeste mit der Familie Lünzmann aus Hamburg in Rudolstadt gewesen sei. Sie erzählte mir, dass sie schon seit Wandervogelzeiten Volkstanz mache und in der DDR den Volkstanz voran gebracht habe zusammen mit Eva Sollich und die Musik mit vielen, engagierten Folkbands. Sie sei schon seit vielen Jahren mit Erich Hockecker befreundet. Und einmal im Jahr würde er seine alten Freunde einladen und dann würde gemeinsame gesungen und musiziert. Er sei privat ganz anders, als er im Westen dargestellt würde, versicherte sie mir glaubhaft.Herbert Oetke habe ich zusammen mit Viktor Rengstorf in seinem Haus in Rissen besucht, als er wohl schon weit über 80 war, so wirkte er auf uns. Wir hatten uns mit mit Freude mit seinem Buch „Der Deutsche Volkstanz“ intensiv beschäftigt und hatten viele Frage. Er erzählte uns, dass er das Buch in Zusammenarbeit mit Kurt Peters vom Volkstanzarchiv herausgegeben hätte, mit Auflage zuerst in der DDR und dann in Wilhelmshaven. Wir sprachen beim Tee besonders über die Sünnros, von der er sagte, sie sei früher nur im Hüpfgleitschritt und nicht im Wechselschritt getanzt worden.

 Dann sprachen wir über Achterümtänze, Entdeckungen von Kurt Bellmann aus Neugraben und über Hochzeitstänze. Dann erzählte er uns seine Wandervogelgeschichte. Er war mit Anna-Helms Blasche und ihrem Mann, mit Erich Boettcher und den Pulmers einer der Sammler uns Tanzmeister um die Geestländer Tanzkreise. Als Tanzreferent kam er weit herum und wurde auch öfter ins Saarland von Erich Honecker eingeladen, der dort Sprecher der Sozialistischen Arbeiterjugend war, und das Tanzen und Musizieren förderte. 

Nach 1945 fragte ihn Hockecker, ob er nicht Tanzreferent in der DDR fürs Volkstanzen werden wolle, er hätte die Chance, Professor zu werden. Herbert Oetke fand die Aufgabe großartig, war aber weder Kommunist noch Sozialist und verheiratet mit einer Ärztin in Hamburg. Herbert Oetke ging die Woche über nach Berlin, behielt seinen Hauptwohnsitz in Hamburg und bekam Aenne Goldschmidt als Vorgesetzte, wurde kein Professor und bekam nicht einmal einen Doktortitel. Er war der Maßgebliche Sammler in der DDR. Und Aenne Goldschmidt (hundertjährig 2020 gestorben) wurde Professorin und konnte die „Handbücher des Deutschen Volkstanzes“ herausgeben, die sachlich und nüchtern als Lehrbücher gut geeignet sind. 

Das Herzblut der Begeisterung des Wandervogels für den Volkstanz, das haben dann die später erschienenen Bücher 1 +2 des „Deutschen Volkstanzes“.  Die Bücher sind zwar wissenschaftlich geordnet, erzählen aber Geschichte in Geschichten mit Forschungsergebnissen und Vermutungen in plastischer Form für künftige Generationen. Jüngeren Menschen wird es so ermöglicht, alte Tänze nachzuempfinden und wieder neu zu kreieren.  Mit seiner Erzählweise übertrifft Herbert Oetke nach meiner Einschätzung die Geschichtsbücher der Liedforscher Erk-Böhme und Steinitz und ist damit ein wertvoller Schatz für jeden, der deutschen Volkstanz voranbringen will.

Der 3.sehr umfangreiche Band sollte ein Volkstanz-Lexikon werden. Näheres weiß ich nicht. Auch die Wilhelmshavener vom Heinrichshofen-Verlag haben ihn bisher nicht gedruckt. Vielleicht ließe er sich durch die Deutsche Gesellschaft für Volkstanz mit Fördermitteln jetzt noch drucken? Herbert Oetke zu Ehren.  hedo holland

Zukunftsaspekte:Feldforschung, Zusammenarbeit der Tanzmeister, Klezmer mit Marianne.

Wenn ich Dich oder andere vergessen habe, helft mir bitte und ergänzt die Liste. Danke. hedo 

P1110634_Kopie.JPG hedo, Peti, Delfino, Hans -  2. Auftritt im Audimax 1980.  Der 1. Auftritt war beim Folkfest in Osnabürck mit Peti und hedo

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Das Hoidasyndrom - Wie es dazu kam

Der Hoida war der erste Tanz, den Elbraben bei Auftritten gespielt haben. Er wird bei uns gefeiert und ist bei jedem Fest dabei. Er wird gemeinsam gesungen, die Reihen tanzen sich an. Der Hoida stärkt die Gemeinschaft und feiert die Freude des Wiedersehens. In unseren damals drei Tanzkreisen in Haus der Jugend, in der Turnhalle Rostocker Straße und im Matthias-Claudius-Gymnasium war er lange bekannt.
Über den Tanz Hoida, den ersten Mitmachtanz den die Elbraben zuerst öffentlich beim Folkfest in Osnabrück im Klosterhof 1981 spielten.

Die Geschichte trug sich vor gar nicht SO LANGER ZEIT IN DIESER GEGEND ZU. ES BEGANN AN EINEM DIENSTaGABEND IN EINEM STaDTTEILSHAUS. DORT WIE aN JEDEM DIENSTAGABEND FOLKLORETANZEN ANGESAGT. DIE TRANZfREAKS WAREN EIN ZIEMLICH GEMISCHTER HAUFen UND HATTEN SO ALL VERSCHiEdENE Interessen. Aber eins verband sie alle miteinander, der Hoida, das wusste am Anfang bloß noch keiner, das kam viel später. Man tanzte und schwitzte und schwitzte und tanzte und lernte ein paar nette Tänze kennen.. 

Man hatte vie Spaß dabei, aber irgendwie fehlte noch das gewisse Etwas. Eines Dienstagsabends kam unser fliegender Holländer Hedo ganz geheimnisvoll zur Tür herein, machte ein Gesicht wie der Weihnachtsmann zu Ostern und raunte jedem von uns zu „heute tanzen wir den Hoida“l 

Es durchzuckte uns alle bei dem Namen Hoida. Der hatem hatte igendwie was Geheimnisvolles an sich. Wir benahmen uns alle wie in der Kirche. Gans andächtig standen wir so herum und flüsterten nur noch miteinander. Als die Spannung wie zum Zerreißen gespannt war, gritff Hedo in seine Tasche und holte feierlich eine in Seidenpapier eingewickelte Musikikassette heraus. Das mussten die Zauberklänge sein. Rituell legte er die Kassette ein. Wir stellen uns zu einem Kreis auf und warteten auf den Beginn der Musik wie auf den Beginn der Bescherung.

Eigentlich hatten wir auch weihnachtliche Gefühle, nur viel schöner. Und dann ging es los. Schon nach den ersten Takten tanzten wir wie in Ekstase Erst nach Stunden kamen wir aus dem Hoidarausch wieder heraus. Wir fühlten uns sie nach der Taufe. Reingewaschen und nass. Seit diesem glückseligen Abend tanzen wir fast nur noch Hoioa. HEDO WURDE ZU USNEREM GURU ernannt, und wir bildeten die Sekte der Hooidaisten. Unsere Taufen finden meist auf Tanzveranstaltungen und Festen statt. Aber auch mitten auf der Straße kann es passieren, dass einem durch eine flotte Hoidaeinlage der richtige Weg gezeigt wird.

Auch die Rundfunkstationen haben sich der HOIDAWELLE ANGENOMMEN. VOR UND NACH DEN NACHRICHTEN wurde DER HOIDA GESPIELT, UND DAS WORT ZUM SONNTAG DURCH durch DIE SENDUNG „HOIDA, DER SINN allEN Lebens“ ersetzt. In den Schule wurde das Fach „Entstehung und Durchführung des Hoida“ das Hauptfach eingeführt. Und an den Universitäten kann man Hoidaismus studieren. Es besteht jedoch ein Numerus Clausus für dieses Fach.

Dies war also die Geschichte über die Entstehung des „Hoida-Synsdroms“. Schön, dass sie nur erdacht ist und nicht wahr.      Jürgen 18.9.1981

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DDR –Fahrten.  Geschrieben von wv am 14. November 2020.

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Jeden 2. Monat war ich als Hamburger drüben, oft mit mehreren Elbraben, wohne jetzt in Mecklenburg und verfolge mit großem Interesse, wie Ost und West mit ihrer Folkie - Vergangenheit umgehen.  Im Westen war es die Waldeck mit den Festivals Chanson International, im Osten waren Gundi, Karls Enkel und trotz allem die Liedbewegung, beim Tanzen einige Ideen von Christel Ulbrich und Ensembles.

Eine fast gleiche Entwicklung haben in der „Mitmachecke“ die herrlichen Mitmachfeste auf Straßen und Plätzen, in Sälen und auf Bühnen. Im Leipzig war eins der Highlight – Ursprünge die schöne, alte Leipziger Kongresshalle, im Westen waren es die ersten Festivals in Mölln und auf dem Ludwigstein. Nun hat sich vieles weiter entwickelt. Nach der Wende vereinigte Rudolstadt die Folkies in Ost und West. Als das dort mehr und mehr zum Weltmusikfestival wurde, ging es ab in die Niederungen vieler Dreißiger bis Hunderter „Feste“ und Wochenenden in Nord und Süd, in ost und West, halb privat, halb Lernen, halb tolle Atmosphäre, teils die menschlichsten Referenten. Das Hinaustragen des Politischen hat nachgelassen. Dafür wird bei den Festen – oft mit Kindern – ein zukunftsgewandtes Denken gelebt mit Singen, Tanzen und Musizieren, Kultur in der Natur, wie es selbst in Waldorf- oder Steinerschulen selten zustande gebracht wird. (Preiswert) Es zeichnet sich Trends ab. Das Singen, Tanzen und Musizieren mit Kindern könnte zuerst in diesen kleinen Nischen wieder einen höheren Stellenwert bekommt.  Die gemeinsame Festtafel – ein gemeinsam gefeiertes Essen und Trinken – bildet vielfach den Mittelpunkt. Das Umgehen Miteinander ist bei manchen dieser „Feste“, mitmenschlicher und intensiver, als in der Gesellschaft üblich. Neue werden integriert, nicht nur nach ihrem Können am Instrument, beim Tanzen oder Singen, sondern nach ihren Impulsen mitzumachen und sich einzubringen.  Es entstehen mehr und mehr solche „Feste“. Hinzu kommen die Tanzhäuser im Norden, die Folkbälle im Süden und Westen (Hier fehlt es im Osten noch) die Folkszene zu vernetzen und in einigen Orten zusammen mit den „Festen“ und mit der Bildung von Folkclubs oder Folkinitiativen eine subkulturelle „Folkecke“ zu schaffen, die mit Konzerten, Tanzabenden, Musiziertreffen bis in die Öffentlichkeit hinein wirkt und mit der Zeit in bestimmten Regionen den „Negativtouch“ von Folklore für die ab 40jährigen verändert. Darüber hinaus schaffen es einige Folkies, mit ihrer gesammelten Freude und Erfahrung, folkloristische Kulturfestivals in einigen (noch wenigen) Städten neu zu etablieren und wachsen zu lassen. Mit einer guten Mischung aus Internationalität und heimischen Wurzeln liegt hier eine  Chance, Folklore für die Öffentlichkeit??????  zu entstauben und zu etablieren, so dass auch die Folkkünstler ein wenig zusätzlich die Chance bekommen, etwas zu verdienen, (was sonst nur wenigen möglich ist.) Beim Folk bringen Auftritte, Feste, Festivals, touren, CDs den Künstlern und Veranstaltern bis auf Ausnahmen nicht viel ein. Folkkünstler müssen anderweitig hinzu verdienen. Die Fleißigsten von ihnen haben deshalb eine neue Art alternativer kleiner Musikschulen, Tanz- und Tonstudios gegründet und halten sich so über Wasser. Wenn auch die Schwächen der heranwachsenden „neuen Folkszene“ im Öffentlichkeitsbereich, weiter im Entertainment und besonders im „Verdienen“ liegen, so zeigt sich eine „Folkielust“, ein Überlebenswille, eine große Freude zu internationalen und eigenen Folklore, dass mir um die Zukunft der Folkies in Deutschland nicht bange ist. hedo

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Die Elbraben wurden ca.Mai 1986 im Miteinander, Stadtteilzentrum, Hamburg-St. Georg, Sitftstraße 22.

Der Tanzkreis der Miteinander-Tänzer, später auch Rabentänzer, war auf ca. 40 Mitglieder angewachsen. Wir trafen uns sonntags in der Rostocker Str.-Schule nachmittags zum Tanzen und gingen nachher ins Miteinander zum Klönen, Essen, Singen. Das Miteinander war schräg um die Ecke. Dads Tanzen wurde von Hedo Holland geleitet.

Im Tanzkreis waren mehrere Musikanten und Folkfreunde, die gern zu Folkfestivals fahren wollten.

Gründungsmitglieder waren: Petra Fink, Heike, Viktor Rengstorf, Ingrid, Frank, Manfred, Hedo Holland

Gemeinsam bei einem Spiel gaben wir uns den Namen,.

Von da an übten wir, machten Auftritte, der Tanzkreis bekam Folkkleider, die Musiker wurden mehr in ganz Deutschland, wir gründeten das Folkmagazin und veranstalteten zuerst in Mölln selbst Festivals. 

Die Elbraben waren eine offene Band. Fast jeder konnte mitspielen mit akustischen Instrumenten.

Bis heute 2022 gibt es die Elbraben, die neue Musikanten aufnehmen und bei Festen spielen.

Demnächst erscheint das Raben(Arbeits)heft 7 mit vorrangig europäischen Tanzmelodien, Noten, Tanzbeschreibungen, Liedtexten, Hintergründen. Alle Hefte sind für je € 5 incl. Versand Vorauszahlung erhältlich. Infos:_ 0152 2198 3817. 

Elbraben_Elbe-Schiffsfahrt_001.jpg 30 Jhre Elbraben auf dem Elbeschiff

ELBRABENSTÄRKE: Die Elbraben waren enorm stark als offene Band mit ihren Wochenendauftritten. Eine teils Band mit mehreren musikalisch Wochenend-reisestarken-Lehrern und mit 10, 15 Mitmachtänzen und ein paar Liedern eine publikumswirksame Bands, die zu Stadtfesten auf großen Bühnen in ganz Deutschland sehr gern genommen wurde. Mit ein paar Grundsätzen:  Für Freunde gratis, für Aiuftritte mindestens € 500, bezuschusst mindestens doppelt, meist incl. Verpflegung/Getränke, meist + Benzin- oder Bahngeld, manchmal mit Hotel, bei Hochzeiten mindestens so teuer wie die Verpflegung. Kultur darf nicht unterbewertet werden. Wir waren so viele, dass wir alle Auftritte annehmen konnten, die wir wollten. Am liebsten Ökofeste und Hochzeiten. Wer einmal mitgespielt hat, kann Elbrabe werden. Vorn auf der Bühne, die alles auswendig spielen im Halbkreis, dahinter die mit Notenständern. ------ Nun da wir ein paar Neue haben und die Alten haben seit Jahren fast nur hier gemeinsam als Elbraben-Bigband mit Kurztraining vorher hier gespielt und keine großen Auftritte mehr angefordert. Ich war früher ein guter mitreißender Tanzmeister und wurde auf der Bühne nicht so gebraucht, wie unten zum Tanzen mit dem Publikum, da ich auch darauf reagieren konnte, welcher Tanz als nächster passend war, schnell, langsam, leicht lernbar, notfalls bei besonders behäbigem Publikum, schnell einen Tanz oder Kiundertanz erfindend zu Liedern, die jeder gleich spielen und singen kann. Auf der Bühne war Atti die ihre Sache großartig meisterte. Ich holte die Aufträge rein und mobilisierte die Raben, so dass wir uns vor Ort in Dortmund, Erlangen, auch in der DDR mindesten 1/2 Stunde vor Auftritt trafen und Tanz- und Spielfreude verbreiteten und dabei oft selbst sagenhafte Fotos zustande brachten. Manchmal traten wir sogar als Raben schwarz auf, manche mit Zylinder, öfter als bunte Vögel. Schließlich gründeten wir vor 25 Jahren auch den Wandervogel wieder, alles mit großer Freude. ---------- Vielleicht findet sich ein guter Tanzmeister/in und Musiker oder eine Musikerin im Wandervogel, der oder die das Miteinander gut kann, und die restlichen Elbraben wieder zu Power und mitreißenden Auftritten bringt. Die Städte würden sich darum reißen! Das Spannende ist, das solche Auftritte unvorhersehbar sind mit Bühne, Mikros, Anlage, Monitoren, Tanzplätzen, Witterung... Aber das gehört zu dem RiesenRabenSpaß den wir hatten, und der sehr viele nur Liederauftritte von Bands mit dem begeisterten Mitmachpublikum und den Mitmachtänzen einfach in den Schatten stellt. Wenn ich nicht leistungseingeschränkte 89 wäre, wäre ich sofort damit beginnen. Die Freude wiegt vieles auf. Manche kleine Band, die so vor sich hinbröselt, könnte so über sich hinauswachsen. Wenn Du Freude willst und Interessehast, ruf mich an. hedo

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Alstervergnügen in Hamburg, als hedo auf dem Dach des Bullys die Tänze anleitete. 

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Auf Burg Hanstein beim Ludwigsteinfest

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HOCHZEITEN & HOCHZEITSKONZEPT DER ELBRABEN

FÜR DAS SCHÖSTE FEST IM LEBEN

Mit diesem Konzept haben die Elbraben ca. 40 Hochzeiten gestaltet und sind weiterhin damit unterwegs. Wer heiraten will mit dem tollen, freien und kulturellen Mitmach- Konzept der Elbraben, rufe frühzeitig (ca. 1/2 Jahr vorher) an und spreche einen Termin ab. Kosten sind mindestens so viel, wie das große Hochzeitsessen kostet. Evtl., falls der Ort weit entfernt ist, dazu Unterbringung und evtl. Fahrkosten.

Die jungen und alten Elbraben haben große Lust Hochzeiten mitzugestalten.

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ÜBER EIN JAHR LANG HABEN WIR VOR VIELEN JAHREN GEDANKEN ZUR HOCHZEIT IM FOLKMAGAZIN GEBRACHT UND DANN DAS HOCHZEITSKONZEPT GESCHRIEBEN, DAS UNS WUNDERSCHÖNEN HOCHZEITEN BESCHWERTE U.A. MIT RIKSCHA, GONDEL AUF DER ALTER, HOCHZEIT IM RIESENGEWÄCHSHAUS EINER GÄRTNEREI....

Hochzeitszusammenfassung Werbung – Annoncen im FM – anderswo – Hochzeitskonzept mit Erfahrung, Lied- und Tanzmappen, Tanzen, Sin gen, Musizieren, Spielen, Brauchtum, Tischmusik etc. Vorbereitung – Besuch – Besprechung – Familien- und Freundeskreis zusammenbringen Kennenlernen – Adressenliste - Weiterempfehlen Maitre du Plaisir – Rahmenplan Zeit – Kosten – Musiker – Essen – Übernachtung Tanzmeister + Kassetten-CDs  Band und Tanzmeister  Kurzprogramm  Programm bis Mitternacht Kirche + Sektempfang Folk-Hochzeit Folkhochzeitsheft Folkfremde Elemente – Fox, Samba, Tango etc.

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Das war eine Walpurgisnacht. Wir tanzten und musizeirten vor dem Rathaus von Boizenburg. Und dann erst draußen und dann oben auf dem Rabenhof. nadja malte ein Trytichon dazu. mit den 4 Bildern: Rathaus - Tanz oben - Tanz um den Maibaum und dann Ritt in die Bretagne. Tolle Vorführungen. Mitreißende Musik der Elbraben. Viele die das miterlebten, sind heute noch dabei.

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KREATIVE WANDERVÖGEL - SEIT WIEDERGRÜNDUNG 1998 Stand 9.1.22

Geschrieben von wv am . Veröffentlicht in GESCHICHTE

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Heute im Wandervogel kreativ engagierte Wandervögel + Greifenträger:

ANKE - Asbahr - Schwanheide - Rabentänzer MV

BOB - Robert Lietzke - Berlin - Elbraben, Wandervogelchor, Noten, Berliner Wandervogel B

FRANKY - Frank von Morstein - Wittenburg - Musizieren, Allspeel, Singen MV

HEDO - Holland - Greven-Lüttenmark - Sprecher, MV

JÜRGEN - Schmahl - Boizenburg, Kasse, Rabentänzer MV

JUTTA - Schütte - Hamburg, Berichte, Elbraben HH

MARIANNE - Lange - Neckargemünd - Elbraben BW

MARTINA - Fichtner - Rosental - Tanzmeisterin, Rabentänzer SH

MAT - 3. Sprecher, Vorbereitungswoche , AUSLD

MONIJA - Holland-Malchow - Greven-Lüttenmark, 2. Sprecher, Rabentänzer MV

OLI - Oliver Schuster - Berlin - Vorbereitungswoche B

ULRIKE 1 - Krüttgen - Wentorf bei Lübeck  - Maibaumgestaltung SH

UWE - Thomsen - Mölln - Elbraben, Noten, Tanzmeister, Rabentänzer SH

Wir denken dankbar an unsere gestorbenen Wandervögel:

JOCHEN - Theuerkauf - Fenster, Tanzplatte NS

LOTHAR - Duisburg, Bau - Mauern, Türen NRW

SCHRAT - Helmut Stantze, Wahlhausen  - Europafahrt mit Esel und Pferd, Ausbau der Mühle in Wahlhausen THÜR

USCH - Festtafeleröffnungen, Leben im Geist der Indianer NRW

UWE - IMGART - Weg der Wandervögel, Noten, Liederbuchgestaltung NS

Außerdem: DIRK, GRETEL

Ausgeschieden: ATTI, CHRISTINA, INGRID, MAITRE, TINA, WOLFRAM

Meißnertreffen 1913 - 2013 - Zum Nachdenken

Geschrieben von wv am . Veröffentlicht in GESCHICHTE

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Meißner 2013

Ich nehme den Artikel von Helmut Wurm zum Anlass, vier Gedankengänge und Beobachtungen zu Meißner 1923 bis 2013 zu äußern.

1. Die Meißnerformel, 2. Das Zusammenkommen und Zusammenwirken  3. Die Form des Lagers 2013. 4. Das Extralager 

1.Die Meißnerformel ist eine der wenigen Aussagen aus der Wandervogel- und Reformbewegung, die von allen mit kleinen Abweichungen akzeptiert wird. Heute setzen wir dazu: „Das Leben selbst und in Gemeinschaft zu gestalten.“ Gemeinschaft wurde 1913 in der Formel nicht erwähnt, weil die damals viel selbstverständlicher war, als in unserer egoistisch-kapitalistischen Gesellschaft.

2.Das Zusammenkommen der Bünde, besonders der Wandervogel- und Jungenschaftsbünde war für mich immer ein eindrucksvolles, kreatives und zukunftsgerichtetes Treffen. Das war es auch diesmal. Nur das Zukunftsgerichtete kam zu kurz. Es waren diesmal bei großen Lager kaum Wandervögel dabei. Es gibt auch zur Zeit nur wenige.

3.Das Lager war auf dem Meißner riesig, großartig vorbereitet und strotzte von Aktionen, Happenings, Überraschungen. Ich war in den Jurten des Mindener Kreises sehr gut aufgehoben. Wandervögel waren kaum zu finden. Wieder andere brieten noch ihre Extrawürste. Die Pfadfinder, die Waldjugend und andere waren in der Lage ein Lager aufzuziehen, das Hochachtung verdient. Die große und gut vorbereitete Festveranstaltung hatte leider nur Vorträge, die mich nicht in den Bann zogen und wenig für die Zukunft der Menschen und Jugendlichen in Deutschland bot

3.Die meisten Wandervögel hatten sich in einem kleinen Extralager auf der Hausener Hute abgesondert. Dort fand die Festveranstaltung im Regen statt. Das Feuer wollte nicht brennen. Die Festrede von Ketscha, früher Bundesführer im Wandervogel Deutscher Bund, war die beste der gehaltenen Rede. Ich las sie erst später. Sie war schlecht vorgetragen, kaum zu hören und nicht zu verstehen und für den Regen viel zu lang. Ketscha war seines Alters wegen nicht dabei. Eine junge Frau trug die Rede vor. Und als einige ältere Gäste unaufgefordert das todesmutige Lied vom Rhein und heiligen Vaterland in Gefahren anstimmten, sank unsere Stimmung auf Null, und wir kehrten betroffen zum Ludwigstein zurück und fühlten uns wie Wanderer zwischen zwei Welten. hedo

(Zu Kenntis des Liedes, das von Nazis missbraucht wurde, das 1914 als Kaiser- und Kriegsförderung entstand, und das so nicht mehr singbar ist: Heilig Vaterland! In Gefahren deine Söhne sich um dich scharen. Von Gefahr umringt, heilig Vaterland, alle stehen wir Hand in Hand! 2. Bei den Sternen steht, was wir schwören. Der die Sterne lenkt, wird uns hören. Eh der Fremde dir deine Kronen raubt, Deutschland, fallen wir Haupt bei Haupt! 3. Heilig Vaterland, heb zur Stunde kühn dein Angesicht in die Runde! Sieh uns all entbrannt, Sohn bei Söhnen stehn. Du sollst bleiben, Land, wir vergehn!)

Der folgende Artikel regt zum Denken an, aber entspricht nicht der Meinung der Redaktion

Beitrag zur Entmythologisierung von Meissnertreffen und Meissnerformel

1913 von Puschkin (Helmut Wurm)

  1. (Der derzeit letzte Bearbeitungsstand dieses Kurzbeitrages ist der 8. 4. 013)
  2. Dieser Beitrag ist kein konformer Beitrag zum Chor begeisterten Meißnertreffen-Freunde, sondern ein Querdenker-Beitrag, der manche Sichtweise und Entwicklung hinterfragt. Er möchte begründen, weshalb das Meißnertreffen von 1913 keinen Kult-Charakter für die Wandervögel gehabt hat und weshalb die Meißnerformel von 1913 keine Kult-Formel und kein Kult-Ausdruck für die Wandervogelbewegung war und bis heute ist.
  3. Anfangs einige Begriffs-Richtigstellungen:
  4. Unter Jugend verstand man um 1900 eine andere Altersstufe als heute. Der Terminus „Jugend“ bezeichnete die Altersspanne etwa zwischen 16 bis 25 Jahren, also die Altersstufe Adoleszenz bis junge Erwachsene im heutigen Sprachgebrauch. Man sprach damals von gymnasialer Jugend, studentischer Jugend, akademischer Jugend, Turnerjugend, soldatischer Jugend… Die Altersstufe davor waren die Knaben und Mädchen. Der frühe Wandervogel war also keine Jugendbewegung im heutigen Sinne, sondern eine Bewegung von Adoleszenten und jungen Erwachsenen, die allerdings Jugendliche ab 14-16 Jahren um sich sammelten.
  5. Der frühe Wandervogel war primär keine Reformbewegung und keine Protestbewegung gegen die Erwachsenen, sondern primär eine unpolitische Entdeckungsbewegung der Natur außerhalb der Stadtballungen und eine Wanderbewegung hinaus in die Romantik. Die frühe Wandervogelbewegung benötigte sogar die Hilfen der Erwachsenen. Ohne Erwachsenenhilfe (z.B. einige Lehrer in Steglitz und die Eufrat-Mitglieder) hätte es die Gründung und den Aufbau der Wandervogelbewegung nicht gegeben.
  6. Es ist vielen heute Lebenden schwer, sich die beginnende Fluchtbewegung aus den StadtBallungen ab dem Ende des 19. Jhs. zu vergegenwärtigen. Die Menschen waren vorher in den Siedlungen weitgehend gefangen gewesen. Erst der Ausbau des Eisenbahnnetzes ermöglichte die Erschließung der weiteren Stadtumgebungen und Deutschlands für größere Gruppenreisen. Um 1900 hatte das Eisenbahnnetz eine solche Dichte erreicht, dass man leicht und billig in jede Richtung fahren konnte. Es öffnete für die Wandervogelgruppen die Tore in die weite Welt. Ab den Wandervogelanfängen liest man in Fahrtengberichten, dass man sich an Bahnhöfen traf, mit dem Zug in die Fahrtengegend fuhr und die Fahrten an Bahnhöfen beendete. Es war nicht die Flucht vor dem Zwang der damaligen Erziehung, die den Wandervogel entstehen ließ. Reformfanatiker, damals wie heute, wollen das nur der Wandervogelgeschichte unterschieben.
  7. Um das Selbstverständnis des Wandervogels und seine Motivationen zu verdeutlichen, sollen einige Beiträge aus der Monatsschrift des Einigungsvereins „Wandervogels e.V.“ aus dem Jahr 1913 zitiert werden:
  8. Rudolf Sievers 1 beantwortete die Frage "Was ist der Wandervogel?" so: Der Wandervogel will laut Satzung "Erstens… das Wandern der deutschen Jugend fördern, den Sinn für das Naturschöne wecken und der Jugend Gelegenheit geben, Land und Leute der deutschen Heimat aus eigener Anschauung kennen zu lernen"…
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  10. Sievers, Schriftleiter dieser Zeitschrift in einem Artikel, der bewusst als Aussage für die geplante Festschrift des bevorstehenden "Freideutschen Jugendtages" gemeint war; in: Wandervogel, Monatsschrift für deutsches Jugendwandern, Jahrgang 8, Oktober 1913, Heft 10, S. 278. Etwas dichterischer beschrieb Hans Breuer 2 die Fluchtbewegung der frühen Wandervögel aus den Städten und gleichzeitig die Wandlung vom wilden Vaganten-Wanderstil zum kulturromantischen Stil: „Und sie fluchten ihrer Großstadt, verhöhnten, was noch an Heiligem an ihr klebte. Sie kürten sich Armut, Not und Entbehrungen, stürmten hinaus in wilde Klüfte und Wälder und tagten dort in der Einsamkeit. Das war eine wilde, schöne Zeit... Aber mählich, wie sie reifer wurden, zog’s sie, die bäuerlichen Stuben zu schmecken, durch Gässchen altfränkischer Städtchen zu schweifen, sie sahen den feierlichen Ernst wuchtiger, rundbogiger Münster, die ragenden Dienste gotischer Kathedralen und spürten einen Hauch von ihrem Genius“.
  11. Und der neu gewählte Bundesführer 3 des neu gegründeten Einigungsbundes e.V. warnte im selben Heft vor Reformern auf diesem geplanten Freideutschen Treffen, vor denen man Vorsicht haben müsse. "Aber da kommen aus dieser Jugend selbst einige hervor und raunen und rauschen den anderen heimliche Dinge ins Ohr. Und sagen: Das Wandern und Singen an sich ist gar nichts wert. Wir müssen eine neue Jugendkultur schaffen, darauf kommt alles an… Ich bin auch anderen begegnet, Jünglingen mit schmachtenden Augen, denen war das Herumlaufen mit nackten Beinen und bloßem Kopf und das Tragen langer Haare wichtiger als die ganze Wanderei... Wieder andere habe ich getroffen, die wollten, dass der Wandervogel… sich… mit allen möglichen anderen Verbänden, die auf Lebenserneuerung drängen, zu gemeinsamer Arbeit zusammenschließe,… als ob das nicht der Tod einer Jugendbewegung sein müsste… Unsere Liebe sei Wald und Heide, Berg und Strom. Unser Ruf sei derselbe… Hinaus in die Ferne".
  12. Und im nächsten Heft 11 antwortete Edmund Neuendorff auf den Antrag von Wandervogelführern, Teilnehmern am gerade zurückliegenden Meißnertreffen, der Meißnererklärung beizutreten: Der Antrag werde der nächsten Bundesversammlung des e.V. vorgelegt, "Aber wir im Wandervogel dürfen nie und nimmer vergessen, dass unsere erste und ernsteste und heiligste Aufgabe sein muss: Förderung des Wanderns und der von selbst aus ihm erblühenden und durch Lebenskräfte notwendig mit ihm verbunden äußeren und inneren Kultur deutscher Jugend." 4
  13. Für die Wandervogelbewegung passte zusammenfassend gut die spontane Formulierung von Muck-Lamberty (Friedrich Lamberty, genannt Muck) 1919: „Unsere Fahrt geht ins Blaue…“
  14. Natürlich gab es auch Wandervögel, die froh waren, der damaligen Erziehungswelt und Familienwelt entweichen zu können. Aber das war nicht die primäre Intention der neuen Bewegung. 5 Und es gab auch früh Versuche, diese neue Bewegung zu ideologisieren. Aber es war hauptsächlich die harmlos-naive Ideologie von der Suche nach der blauen Blume, die aus der Romantik übernommen wurde, die man dem Wandervogel überstülpte.
  15. Diese ideologisch naiv-harmlose Wandervogelbewegung war z.B. dem Reformpädagogen Wyneken nicht ernsthaft genug. Er meinte, der Wandervogel habe in Lied und Tanz einen Ausdruck jugendlichen Frohsinns gefunden, sich damit aber auch bereits zufrieden gegeben und habe es sich wohl sein lassen. Die ganze künstlerische Einstellung des Wandervogels sei auf bloßen Stimmungsgenuss gerichtet, und zwar auf einen ziemlich bequemen und billigen Genuss.6
  16. 2
  17. Hans Breuer, ehemaliger Bundesführer des Wandervogels D.B., der als größter Teilbund im e.V. aufgegangen war; ebenda S. 283.
  18. 3 Edmund Neuendorff, Schulleiter; ebenda S. 302f. 4 Edmund Neuendorff, Wandervogel…, Heft 11, S. 332f. 5
  19. Diesbezüglich sollte man die weitergehenden Behauptungen von Blüher mit Zurückhaltung zur Kenntnis nehmen, denn überall dort, wo er interpretiert, ist große Zurückhaltung geboten.
  20. 6
  21. Nach http://de.academic.ru/dic.nsf/dewiki/, Artikel zu Gustav Wynneken, 556277#sel=20:1,20:58 II. Die Einladung zum Meißnertreffen
  22. Der Beginn des Vorhabens ist etwa Ostern 1913 zu datieren. Denn damals bekam die Idee von einem alternativen Jahrhundertfest einen wesentlichen Anstoß. Denn auf dem Bundestag der Deutschen Akademischen Freischar (DAF) in Jena machte ein Gast, welcher Mitglied des Deutschen Bundes abstinenter Studenten (DBaSt) war, den Vorschlag eine würdige, insbesondere alkoholfreie, Gedenkveranstaltung zu Ehren der Völkerschlacht bei Leipzig durchzuführen. Dieser Vorschlag wurde in den Reihen der DAF mit Begeisterung aufgenommen und fortan blieb die DAF die treibende Kraft hinter den Vorbereitungen des Ersten Freideutschen Jugendtages. Man nahm anschließend Verbindung zu anderen Bünden und Studentenverbindungen auf, auch zu den damaligen Wandervogelbünden. 7 Der erste historische Anschub zu diesem Alternativtreffen ging also nicht von den Wandervögeln aus, sondern von einer Bundesrichtung, die - durchaus nachvollziehbar - ein Treffen von jungen Erwachsenen und insbesondere von Studenten vorschlug, dass sich nicht in den damaligen Maßstab einordnete, der den deutschen Mann nach seiner Fähigkeit maß, wie viel Alkohol er vertragen konnte. Dieser enge Ideengeber-Kreis suchte nun nach Bünden, die ein solches Treffen mit gestalten würden. Die Mehrzahl der hinzu geworbenen und besonders aktiven Bünde waren kleinere Reformgruppen mit verschiedenen anderen Zielsetzungen, daneben 2 Wandervogelbünde.
  23. Ein erstes Treffen interessierter Bünde zur Vorbereitung eines solchen Treffens fand Pfingsten 1913 in Jena statt. An diesem Treffen nahmen 13 Bünde teil und hier wurden Name, Ort und grober Ablauf des Festes festgelegt. Der Name „Freideutscher Jugendtag“ orientierte sich nach einem Vorschlag des Urwandervogels Friedrich Wilhelm Fulda, dem damaligen Verantwortlichen der Wandervogel-Führerzeitschrift. Den Hohen Meißner als Ort schlug Christian Schneehagen vor, Mitglied der Deutschen Akademischen Freischar und späterer Mitorganisator des Meißnertreffens.8
  24. Der erste Aufruf im Sommer 1913 erschien in der Wandervogel Führerzeitung (Heft 7, 1913) und wurde im Namen der Deutschen Akademischen Freischar von Knud Ahlborn unterschrieben. Der zweite Aufruf erschien kurze Zeit später im Gaublatt „Nordmark“ des Wandervogel e. V. (Heft 4, 1913) und war erstmalig von allen veranstaltenden Bünden unterschrieben. Als Festleitung wurde Christian Schneehagen angegeben.
  25. Folgende Bünde schlossen sich zur Vorbereitung und Einladung zusammen:
  26. Deutsche Akademische Freischar, Deutscher Bund abstinenter Studenten, Deutscher Vortruppbund, Bund deutscher Wanderer, Wandervogel e.V., Jungwandervogel, Österreichischer Wandervogel, Germania – Bund abstinenter Studenten, Freie Schulgemeinde Wickersdorf, Bund für freie Schulgemeinden, Landschulheim am Solling, Akademische Vereinigungen Marburg und Jena, Serakreis Jena, Burschenschaft Vandalia Jena.9
  27. Zum Meißnertreffen 1913 hat es mehrere Einladungen gegeben. 10 Die letzte Einladung zum Meißnertreffen, weitgehend formuliert von Gustav Wyneken, war eine pathetisch-
  28. 7
  29. Eng angelehnt an die Mitteilung in http://buendische-vielfalt.de/?p=3353 und http://buendischevielfalt.de/?p=3460, die wiederum als Quelle angeben: Johannes Jacobs (kugel), Was war das – das Meißnerfest 1913?, Kiel 1987, Seite 42-43.
  30. 8
  31. http://de.wikipedia.org/wiki/Erster_Freideutscher_Jugendtag#cite_note-1 9
  32. http://buendische-vielfalt.de/?p=933, siehe dort: Was ließen jene… #2 – Aufrufe zum Freideutschen Jugendtag… ; 10
  33. http://www.digam.net/dokument.php?ID=9247&PHPSESSID =54853573ed0494d618a5b774685e474f (=Digitales Archiv Marburg, DigAM); Siehe auch die ausgewählten Quellen im Eisbrecher, http://www.der-eisbrecher.de/cont_files/df_meissner.pdf und; http://buendische-vielfalt.de/?p=3117; http://buendische-vielfalt.de/?p=1450; http://buendische->
  34. de/?p=933 rhetorisch-suggestive Meisterleistung eines Krisen-Manifestes zur angeblichen Situation der deutschen Jugend um 1900.
  35. Formulierungen wie „Die deutsche Jugend steht an einem Wendepunkt…, träge Gewohnheiten der Alten und den Geboten einer hässlichen Konvention,… Wir wollen auch weiter getrennt marschieren, aber in dem Bewusstsein, dass uns ein Grundgefühl zusammen schließt, so dass wir Schulter an Schulter gegen die gemeinsamen Feinde kämpfen,… Möge von ihm eine neue Zeit deutschen Jugendlebens anheben“ suggerieren einen Jugendnotstaat und negieren, dass damals die Erziehung durch Eltern und Schulen in vielen Fällen besser war als die heute häufige Nicht-Erziehung und schlechte Erziehung durch viele Medien. Die damalige Erziehung war zugegeben etwas überbehütet, zu konventionell, aber zu einer allgemeinen Dramatik war kein Anlass. Diese Sorge ist eher für die Gegenwart berechtigt.
  36. Zusammen mit den früheren Aufrufen zu einem Meißnertreffen, jeweils formuliert von Knud Ahlborn, Christian Schneehagen bzw. W. Groothoff, wird die Absicht erkennbar, dass eine Minderheit von Reformern und Reformgruppen mit Hilfe von zahlenmäßig größeren Verbänden, z.B. dem Wandervogel, ihre Reformvorstellungen und Ziele in die Gesellschaft tragen wollte. Der Wandervogel war als zahlenmäßig starke Hilfstruppe geplant, die ideelle Leitung sollte aber bei den Reformern bleiben.
  37. Die Formulierung „Die“ deutsche Jugend… suggeriert, dass hier die gesamte deutsche Jugend angesprochen würde. In Wirklichkeit betraf das nur die Jugend der bürgerlichen Sozialschichten. Die bäuerliche Jugend, damals noch der weitaus größte Anteil, hatte weder Zeit noch Gelegenheit für Freiräume. Die zunehmende Arbeiterjugend hatte andere Sorgen, nämlich die finanzielle schmale Basis und überlange Arbeitszeiten, und war größtenteils in den sozialistischen Jugendorganisationen erfasst. Für obige Reformideen, für pädagogische Freiräume und auch für die notwendige Zeit dazu kam nur die bürgerliche Jugend der mittleren und höheren Sozialschichten in Frage. Diese dürften damals kaum mehr als ca. 10 % der damaligen Gesamtjugend insgesamt umfasst haben.
  38. Zu den tragenden Kräften des Meißnertreffens
  39. Das Meißnertreffen 1913 wurde primär geprägt von der DAL, der Deutschen Akademischen Freischar. Diese Bewegung war von dem zu Reformen neigenden Knud Ahlborn und seinem Freund Hans Harbeck 1907 in Göttingen gegründet worden und als eine Weiterführung der Wanderverein-Bewegung im Bund Deutscher Wanderer speziell für die Sozialschicht der Studenten.
  40. Knut Ahlborn hatte in Hamburg 1905 als 17-Jähriger den ersten Wanderverein gegründet. Dieser Hamburger Wanderverein beschrieb sich als „Selbsterziehungsverein höherer Schüler“. Der daraus entstandene Bund Deutscher Wanderer formulierte sein Ziel so: „Vom Wanderer zum Menschen, das ist unsere Erkenntnis und unser Ziel“. Damit war seine Zielsetzung pädagogischer Art und stand in der pädagogischen Tradition, die Goethe in seinem damals viel beachteten Erziehungsroman „Wilhelm Meister“ ausgesprochen hatte, dass nämlich der Mensch nur durch Wandern und Reisen zur inneren Reife gelangen könne.
  41. Die erste Deutsche Akademische Freischar (DAL) in Göttingen hatte bewusst statt der ursprünglich geplanten Bezeichnung „Akademischer Wanderverein“ den kämpferischeren Namen Akademische Freischar gewählt. In der Gründungsurkunde beschrieb man sich als „Kampfbund zur Reform des Deutschen Studententums“. Man verstand sich als Alternative zu den traditionellen Studentenverbindungen und war gegen das studentische Fechten und Trinken und hielt weiterhin am goethischen Ideal der Menschenbildung zum Guten und Schönen fest. 1913 formulierte die Akademischer Freischar eines ihrer Ideale so: „Alle Veranstaltungen der Freischar haben Gesundheit und Schönheit zum obersten Gesetz“. Damit war die Akademische Freischar keine studentische „Roverstufe“ für Wandervögel, sondern eine elitäre und letztlich pädagogisch orientierte Bewegung, die mit dem viel „naiveren“ Wandervogel nur das Wandern, aber nicht die Zielsetzungen gemeinsam hatte.
  42. Es war auch nicht so, dass die älteren Wandervögel automatisch oder hauptsächlich als Studenten in die örtlichen Freischargruppen eintraten. In Heft 4 der Zeitschrift des e.V. Wandervogel… vom April 1913 gab es dazu eine kleine Diskussion in Form von 4 Lesermeinungen. 11 Eine Zuschrift empfahl den Eintritt studierender Wandervögel in die Freischar, weil die Ziele studentischer Verbindungen über die Ziele des Wandervogels hinaus gingen (z.B. Stellungnahmen zu verschiedenen Kulturfragen) und die Wandervogelziele nicht mit solchen studentischen Zielen vermengt werden dürften. Der Schreiber bedauerte gleich-zeitig, dass sich bisher so wenige studierende Wandervögel der Freischar oder vergleich-baren studentischen Korporationen angeschlossen hätten und schlug vor, offiziell für solche Übergänge nach der Schüler-Wandervogelzeit zu werben. "Ich halte es für das beste, die Wandervögel immer wieder auf die Freischar und ähnliche Verbindungen hinzuweisen. Dass sich bis jetzt so wenige angeschlossen haben, mag zum Teil daran liegen, dass diese Verbindungen noch zu neu und unbekannt sind… Dazu kommt, dass er seine Bekannten meistens im Wandervogel hat und nicht in der Freischar." 12
  43. Die anderen 3 Leserzuschriften hielten durchaus studentische Wandervogelgruppen als Gruppierung für die älter gewordenen Wandervögel für sinnvoll und verwiesen auf schon bestehende akademische Wandervogelgruppen. Auch die studentische Wandervogelgruppe um Hans Breuer in Heidelberg lebte ihre Wandervogeltradition als weitgehend akademische Gruppierung, die Heidelberger Pachanthey, in Heidelberg weiter.
  44. Knud Ahlborn war zusammen mit einigen anderen Freunden aus der Freischar der Hauptinitiator des Freideutschen Jugendtages auf dem Meißner und der so genannten Meißnerformel, wobei Ideengeber für die Formulierungen vor ihm möglich sind. Knud Ahlborn war von seiner Anlage her ein Mensch, für den Aspekte der Menschenbildung von zentraler Bedeutung waren und der in gewisser Weise lebenslänglich zu Idealisierungen, Reformen und Neugründungen neigte.
  45. Dass sich Knud Ahlborn in Göttingen kurz vor seiner Gründung der Akademischen Freischar der dortigen Altwandervogel-Gruppe angeschlossen hatte, hat nicht die Bedeutung, dass er die Freischar als „Rovergruppe“ des Wandervogels verstand. Wie intensiv er neben seiner Freischargruppe noch Kontakt zu dieser Altwandervogel-Gruppe pflegte, kann nicht gesagt werden. Aber gerade der Altwandervogel hat damals die Teilnahme am Freideutschen Jugendtag abgelehnt. Vielleicht kannte man dort die Sympathien von Knud Ahlborn für Reformer und Reformbünde…
  46. Zum Meißnerfest und der Rolle der Wandervögel
  47. Gegenüber Versuchen der politischen Einflussnahme und Vereinnahmung suchten die Wandervogel-Verantwortlichen meist Neutralität zu wahren. So fand der Erste Freideutsche Jugendtag auf dem Hohen Meißner im Oktober 1913, für den der Wandervogel den Boden bereitet hatte, offiziell ohne seine Beteiligung statt.13
  48. Dass trotz der unsicheren bzw. ablehnenden Haltung der großen Wandervogelbünde doch ca. die Hälfte der Teilnehmer Wandervögel war, lag daran, dass der e.V. kurzfristig keine eigene Parallelveranstaltung wie der Altwandervogel geplant hatte. Viele Gruppen hatte längerfristig die Reise geplant und die Fahrkarten schon gekauft. Ein Teil der Teilnehmer
  49. 11
  50. 12
  51. 13
  52. Wandervogel…, Jahrgang 8, April, Heft 4, 1913, S. 119ff. ebenda, Walter Fischer, Berlin… http://de.wikipedia.org/wiki/Wandervogel aus diesem Bund wurde aber bereits auf diesem Treffen vom Charisma der MeißnerErklärung ergriffen.
  53. Der Jungwandervogel, der sich bis zuletzt an der Einladung offiziell beteiligt hatte, äußerte sich nachträglich teilweise spöttisch-kritisch zu all den vielen Idealisten, Sektierern und Reformern. Ein Berichterstatter schrieb: Es „kamen Leute und sagten, der politische Linksliberalismus wolle die Jugend fangen; die Linksliberalen freuten sich und glaubten’s vielleicht selber, und die „Nationalen kamen“, um die Jugend zu „retten“. Und wir, die Jugend – lachten. Kümmerten uns den Teufel um Politik. Gingen mit offenen Augen und Ohren hin zum Meißner-Fest, und hätte uns einer von Politik erzählt, dann wären wir singend von dannen gezogen… Wir haben uns zwar mühsam verschiedener Apostel erwehren müssen, die uns vor ihren Wagen spannen wollten, haben aber auch Männer kennen gelernt, die die Jugend achten und ihr helfen wollen um ihrer selbst willen“14
  54. Und der Komponist des Liedes „Wir wollen zu Land ausfahren…“, Kurt von Burkersroda, ebenfalls Jung-Wandervogel, schrieb nachhinein über das Hahnsteintreffen vorher: „Eine zeitlang ist nur Getümmel und Gesummel. Während dessen macht man Studien. Weiße und blaue Pludermützen,… ausgesprochene Zwiebacknasen, fantastisch-hagere Abstinenzlerund Rohköstlergesichter mit tief in den Höhlen liegenden Augen. Mancherlei Fähnlein hängen müde hernieder, und ich höre, wie vor mir einer erklärt: Dort sitzen Volkserzieher, die massive Erscheinung da ist Popert, dahinten sitzen die Himbeersaftstudenten, und die Fahne mit dem Rad, das ist das Banner des Serakreises!
  55. In verschiedenen Ecken feiert die Kleiderreform wilde Orgien mit Kitteln in allen Regenbogenfarben. Der E.V. läßt krampfhaft seine Storchnadel sehen, die anscheinend immer größere Formen annimmt. Und über all dem Mischmasch von Loden, Manchester, Bundtuch, Reformhemden, Umhängen und Touristenanzügen ein Meer von erwartungsvollen Augen…15
  56. Wenn auch eine Reihe Wandervogelgruppen nachträglich positiv vom Meißnertreffen 1913 berichtete, so bestand doch ein Teil der Wandervogelteilnehmer hauptsächlich nur aus Neugierigen, Verlegenheitsbesuchern, Lauwarmen, Kritikern und zog recht unbekümmert wieder nach Hause.
  57. „Wenig hat am Ende jene historische Tagung auf dem Hohen Meißner ergeben – nur ein Versprechen, das nie gehalten wurde, und eine Formel, die jedem etwas anderes bedeutete und die auf jeden Fall keine spezielle Jugendformel war. Für die Jungen und Mädchen im Wandervogel mag das nicht sehr von Belang gewesen sein: Lachend hatten sie auf dem Hohen Meißner zugesehen, wie Links und Rechts sich mühten, sie für ihre Zwecke zu mobilisieren“. 16
  58. Und kaum ein Jahr später zogen die Wandervögel voll nationaler Begeisterung in den 1. Weltkrieg und in die Schlacht bei Langemarck, obwohl doch das Meißnertreffen 1913 sich gegen den damaligen Hurra-Patriotismus mit Soldatenfeiern gewandt hatte.
  59. Zur charismatischen Wirkung der so genannten Meißner Formel
  60. 14
  61. Nach Jung-Wandervogel, Zeitschrift des Bundes für Jugendwandern „Jung-Wandervogel“, 3. Jahrg., Nov./Dez. 1913, Heft 11/12, S. 161; zit. nach http://buendische-vielfalt.de/?p=1545, Hansische Meißnerschnipsel – Wandervögel nah & fern, von der Hamburger Gilde Gorch Fock, wobei in dieser Textzusammenstellung eine Fotokopie der betreffenden Zeitschrift-Ausgabe enthalten ist, so dass man auch direkt von dieser Fotokopie zitieren kann.
  62. 15
  63. Ebenda, s. 161f; ebenfalls zit. nach http://buendische-vielfalt.de/?p=1545, Hansische Meißnerschnipsel – Wandervögel nah & fern, von der Hamburger Gilde Gorch Fock.
  64. 16
  65. Siehe http://de.academic.ru/dic.nsf/dewiki/469190 Mitreißende Schlagworte, griffige Formulierungen, eingängige Merksätze machen mehr Geschichte und haben größere Wirkungen als dicke Bücher. Das gilt seit den Anfängen der Geschichte: „Es gibt nur 1 Gott, du sollst nicht andere Götter neben mir haben; Ich weiß, dass ich nichts weiß; Hier stehe ich, ich kann nicht anders; Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen; Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit; Proletarier aller Länder, vereinigt euch; Am deutschen Wesen soll die Welt genesen“… In die Reihe diese wirkungsträchtigen Formulierungen gehört auch die Meißnerformel. Sie war es, die dem Treffen von 1913 erst Bedeutung und Geschichtlichkeit verschafft hat. Ohne diese „Formel“ würde sich heute kaum noch jemand dieses Treffens erinnern. Sie füllte eine Lücke aus, die damals im soziologischen Raum offen stand.
  66. Die erste Wirkung dieser Erklärung war, dass sie sukzessive den teilnehmenden und auch nicht teilnehmenden Bünden bewusst gemacht hat, dass die damaligen Bewegungen von Adoleszenten und jungen Erwachsenen in irgend einer Form direkt oder indirekt ein Sich-Abgrenzen, ein Protest gegen die damalige Gesellschaft waren oder wurden und dass man Reformen praktizierte, auch wenn man sie bewusst nicht geplant hatte. Diese griffige Erklärung, obwohl inhaltlich ein Allgemeinplatz, der für alle protestierenden Generationen der Geschichte Gültigkeit hat, begann allmählich sogar Pfadfindergruppen in ihren Bann zu ziehen. Und dass besonders die anfangs kritischen Wandervögel das Gedenken an Formel und Treffen von 1913 am Leben erhielten, ist schon ein beachtenswerter charismatischer Erfolg, eigentlich ein kleiner Treppenwitz der Weltgeschichte.
  67. Diese Formel war nicht nur griffig, sie beinhaltete auch Zwang und verlangte unbedingte Geschlossenheit. Die Schlussworte „Für diese innere Freiheit tritt sie unter allen Umständen geschlossen ein“ bedeuten eigentlich ein suggestives Einschwören auf diese Formulierung, die die Besucher des Treffens 1913 vorher noch gar nicht gekannt hatten, wobei hinter dem Hinweis auf "innere Freiheit" auch Ziele von Bünden stehen konnten, die nicht jeder damals und heute akzeptieren möchte.
  68. Man muss sich diesen Vorgang einmal genau vor Augen halten. Da fühlten sich einige Freischärler unter Führung von Knud Ahlborn als Sprachrohr aller Teilnehmer dieses Treffens und fordern entschiedenes Eintreten aller für dasjenige, was sie während einer Wanderung ausformulieret hatten. Das war im Grunde ein gewisser Fraktionszwang, eine Bevormundung.
  69. Wäre diese Meißner-Erklärung in einem demokratischen Formulierungsprozess entstanden, wäre sie real eine Erklärung der damals Versammelten gewesen. So war sie eine Forderung weniger, die aber durch das Charisma ihrer Worte nachträglich immer mehr Bünde hinter sich versammelte.
  70. Diese Formel hat die Wandervögel im Zuge des Wandels des soziologischen Begriffes Jugend erst zu einer Jugendbewegung im Sinne von Nichterwachsenen gemacht. Denn das Wort und der Begriff „Jugend“ sind in der Formel geblieben, der Sinn von Jugend hat sich aber geändert. Das hat längere Zeit die Rolle von Älteren in den bündischen Gruppierungen verunsichert. Erst in der Gegenwart beginnt sich, auch durch den demografischen Wandel, das Selbstverständnis einer großen bündischen Familie über alle Altersstufen hinweg durchzusetzen.
  71. Dass sich diese Erklärung auf Wandervögel und Pfadfinder ausweitete, hängt auch damit zusammen, dass die Leitideen von diesen Bünden nicht soziologisch kritisch und reichhaltig genug sind, um auch für darüber hinaus Interessierte einen Heimatraum zu bieten. Die Wandervogelromantik erschöpft sich irgendwann einmal und die Pfadfindertechniken hat man irgendwann einmal gelernt…
  72. In dieser Formel fand man einen gedanklichen Anstoß für übergeordnete Ideen. Welche vielfältigen Assoziationen eröffnen sich bei den Worten „nach eigener Bestimmung, vor eigener Verantwortung“... Sie motivieren dazu, unbeirrt dem zu folgen, selbstüberzeugt das umzusetzen, was man für richtig hält. Es ist im Grunde ein Freibrief für alternative Ziele und Lebensformen jeglicher Art schon in jungen Jahren.
  73. Vorschlag für einen zurückhaltenderen Umgang mit der Meißnertradition und der Meißnerformel
  74. Charismatische Sätze, Erklärungen, Aussagen, Formeln können initiieren, sammeln und stärken, sie können aber auch negative Wirkungen entfalten, indem sie z.B. historische Zusammenhänge vereinfachen und Pluralismus gefährden.
  75. Zugegeben: Für Bündische, die von der Meißnererklärung 1913 begeistert waren und die teilweise verzückt auf diese Formel starrten, ist es unerheblich, ob ihre Gruppierungen diese Erklärung inhaltlich von Anfang an unterstützten oder erst allmählich in ihren Sog gerieten.
  76. Aber die Sorge vor einer Beeinträchtigung von Pluralismus sollte man etwas ernster nehmen. Die Wandervogelbewegung entwickelte sich bereits kurz nach ihrer Gründung pluralistisch. Pluralismus kann eine Bereicherung sein. Die charismatische Formulierung dieser Meißner-Erklärung und besonders ihre Forderung nach Geschlossenheit hinter ihrer Aussage kann aber Pluralismus beeinträchtigt, indem einmal Bünde, die nicht allen Zielen anderer Bünde zustimmen, in ihrem individuellen Selbstverständnis verunsichert werden und zum anderen, indem Bestrebungen entstehen, unliebsame und nichtkonforme Bünde von dieser beschworenen gemeinsamen Plattform auszuschließen. Deswegen sollte man den Einfluss dieser Erklärung etwas zurück fahren.
  77. Für das 100jährige Gedächtnistreffen im Herbst 2013 könnte das konkret bedeute:
  78. - Dass man auf die Suche nach einer ähnlich charismatischen Erklärung verzichtet und sich höchstens auf eine einfache Aussage beschränkt oder noch besser jedem teilnehmenden Bund eine eigene Erklärung zubilligt.
  79. - Dass man kein gemeinsames Meißnerlager 2013 anstrebt, sondern jedem beteiligten Bund ein eigenes Lager am Meißner zuspricht und nur zu zentralen Veranstaltungen an einem Ort zusammen kommt. Vielleicht kann man sich auch in dieser Form gegenseitig besser ertragen, wenn man nicht für die Freiheit der Ziele der anderen Gruppen eintreten muss.
  80. - Dass man aufgibt, die Welt irgendwie entscheidend zu reformieren und verbessern zu wollen, denn das ist nach allen Erfahrzungen der Geschichte leider nicht möglich. Es ist nur sinnvoll, dass jeder Bund versucht, um sich kleine Inseln des Vernünftigen und Guten zu schaffen, so wie Alexej Stachowitsch das fordert.
  81. Denn das Meißnertreffen von 1913 hat keinen Kult-Charakter für die Wandervogelbewegung gehabt und die Meißnerformel von 1913 war keine Kult-Formel und kein KultAusdruck für die Wandervogelbewegung und ist sie bis heute nicht. Es gibt nur nach dem 2. Weltkrieg zunehmende Strömungen, sie dazu zu machen.
  82. Einige Literaturhinweise
  83. - http://buendische-vielfalt.de, z.B. zwölfdreizehnschnipseleien januar 13 und märz 13, hansische Meißnerschnipsel usw. Auf dieser Webseite sind in den letzten Monaten interessante Quellen zum Meißnertreffen 1913 zusammen getragen worden. Die konkret benutzten Stellen sind als Fußnoten angegeben.
  84. - Wandervogel, Monatsschrift für deutsches Jugendwandern, verschiedene Hefte des Jahrgangs 1913 - Helwig, Werner, Die blaue Blume des Wandervogels, Deutscher Spurbuchverlag, überarbeitete Neuausgabe, hrsg. Von Walter Sauer, 1998.
  85. - Speiser, Heinz, 1977: Hans Breuer – Wirken und Wirkungen, eine Monografie, Burg Ludwigstein.
  86. - Wurm, Helmut 1990: Vorarbeiten zu einer interdisziplinären Untersuchung über die Körperhöhenverhältnisse der Deutschen im 19. Jahrhundert und der sie beeinflussenden Lebensverhältnisse, 2 Teile. Teil 1: Einleitende Begründung, quellenkundliche Probleme, quellenkundliche Vorarbeiten für die politischen Einzelräume von Norddeutschland bis Württemberg. Teil II: Quellenkundliche Vorarbeiten für Baden, Elsaß-Lothringen, Bayern, das gesamte Deutsche Reich, zusammenfassende Auswertung, ernährungshistorische Hinweise, Schrifttum. in: Gegenbaurs morphologisches Jahrbuch, Bd. 136, S. 405-429 und S. 503-524.
  87. (In dieser Untersuchung waren nur die Wachstumsverhältnisse ab 18 Jahren betrachtet worden. Es wurden die damaligen Messungen an Turnern, Soldaten, Studenten usw. ausgewertet, wobei immer wieder die Klassifikation Turnerjugend, soldatische Jugend, studentische Jugend usw. auffiel)
  88. - Eine Internet-Suche (z. B. in http://de.academic.ru; wikipedia; scout-o-wiki, buendische-vielfalt) zu den Schlagworten „Jugendbewegung, Altwandervogel, Wandervogel e.V., Meißner 1913, Freideutscher Jugendtag, Meißnererklärung 1913, Knud Ahlborn, Gustav Wyneken, akademische Freischar, Bund deutscher Wanderer“ usw. Die konkret benutzten Stellen sind als Fußnoten angegeben.
  89. - Siehe auch: Hoher Meissner 1913. Der Erste Freideutsche Jugendtag in Dokumenten, Deutungen und Bildern, hrsg. von Winfried Mogge und Jürgen Reulecke, WochenschauVerlag, 1988, 422. Seiten.
  90. (Verfasst von Helmut Wurm, März 2013. Der Hinweis und der Terminus, dass die so viel zitierte Meissnerformel „keinen Kult-Charakter“… für die Wandervogelbewegung habe, stammt von Alexej Stachowitsch, Axi, der das in einem telefonischen Gespräch mit dem Verfasser über diesen Beitrag ergänzend knapp 1 Woche vor seinem Tod so formulierte. )erdint.

Beitrag zur Entmythologisierung von Meissnertreffen und Meissnerformel

1913

(Der derzeit letzte Bearbeitungsstand dieses Kurzbeitrages ist der 8. 4. 013)

Dieser Beitrag ist kein konformer Beitrag zum Chor begeisterten Meißnertreffen-Freunde, sondern ein Querdenker-Beitrag, der manche Sichtweise und Entwicklung hinterfragt. Er möchte begründen, weshalb das Meißnertreffen von 1913 keinen Kult-Charakter für die Wandervögel gehabt hat und weshalb die Meißnerformel von 1913 keine Kult-Formel und kein Kult-Ausdruck für die Wandervogelbewegung war und bis heute ist.

  1. Anfangs einige Begriffs-Richtigstellungen:
  1. Unter Jugend verstand man um 1900 eine andere Altersstufe als heute. Der Terminus „Jugend“ bezeichnete die Altersspanne etwa zwischen 16 bis 25 Jahren, also die Altersstufe Adoleszenz bis junge Erwachsene im heutigen Sprachgebrauch. Man sprach damals von gymnasialer Jugend, studentischer Jugend, akademischer Jugend, Turnerjugend, soldatischer Jugend… Die Altersstufe davor waren die Knaben und Mädchen. Der frühe Wandervogel war also keine Jugendbewegung im heutigen Sinne, sondern eine Bewegung von Adoleszenten und jungen Erwachsenen, die allerdings Jugendliche ab 14-16 Jahren um sich sammelten.
  1. Der frühe Wandervogel war primär keine Reformbewegung und keine Protestbewegung gegen die Erwachsenen, sondern primär eine unpolitische Entdeckungsbewegung der Natur außerhalb der Stadtballungen und eine Wanderbewegung hinaus in die Romantik. Die frühe Wandervogelbewegung benötigte sogar die Hilfen der Erwachsenen. Ohne Erwachsenenhilfe (z.B. einige Lehrer in Steglitz und die Eufrat-Mitglieder) hätte es die Gründung und den Aufbau der Wandervogelbewegung nicht gegeben.

Es ist vielen heute Lebenden schwer, sich die beginnende Fluchtbewegung aus den StadtBallungen ab dem Ende des 19. Jhs. zu vergegenwärtigen. Die Menschen waren vorher in den Siedlungen weitgehend gefangen gewesen. Erst der Ausbau des Eisenbahnnetzes ermöglichte die Erschließung der weiteren Stadtumgebungen und Deutschlands für größere Gruppenreisen. Um 1900 hatte das Eisenbahnnetz eine solche Dichte erreicht, dass man leicht und billig in jede Richtung fahren konnte. Es öffnete für die Wandervogelgruppen die Tore in die weite Welt. Ab den Wandervogelanfängen liest man in Fahrtengberichten, dass man sich an Bahnhöfen traf, mit dem Zug in die Fahrtengegend fuhr und die Fahrten an Bahnhöfen beendete. Es war nicht die Flucht vor dem Zwang der damaligen Erziehung, die den Wandervogel entstehen ließ. Reformfanatiker, damals wie heute, wollen das nur der Wandervogelgeschichte unterschieben.

Um das Selbstverständnis des Wandervogels und seine Motivationen zu verdeutlichen, sollen einige Beiträge aus der Monatsschrift des Einigungsvereins „Wandervogels e.V.“ aus dem Jahr 1913 zitiert werden:

Rudolf Sievers 1 beantwortete die Frage "Was ist der Wandervogel?" so: Der Wandervogel will laut Satzung "Erstens… das Wandern der deutschen Jugend fördern, den Sinn für das Naturschöne wecken und der Jugend Gelegenheit geben, Land und Leute der deutschen Heimat aus eigener Anschauung kennen zu lernen"…

1

Sievers, Schriftleiter dieser Zeitschrift in einem Artikel, der bewusst als Aussage für die geplante Festschrift des bevorstehenden "Freideutschen Jugendtages" gemeint war; in: Wandervogel, Monatsschrift für deutsches Jugendwandern, Jahrgang 8, Oktober 1913, Heft 10, S. 278. Etwas dichterischer beschrieb Hans Breuer 2 die Fluchtbewegung der frühen Wandervögel aus den Städten und gleichzeitig die Wandlung vom wilden Vaganten-Wanderstil zum kulturromantischen Stil: „Und sie fluchten ihrer Großstadt, verhöhnten, was noch an Heiligem an ihr klebte. Sie kürten sich Armut, Not und Entbehrungen, stürmten hinaus in wilde Klüfte und Wälder und tagten dort in der Einsamkeit. Das war eine wilde, schöne Zeit... Aber mählich, wie sie reifer wurden, zog’s sie, die bäuerlichen Stuben zu schmecken, durch Gässchen altfränkischer Städtchen zu schweifen, sie sahen den feierlichen Ernst wuchtiger, rundbogiger Münster, die ragenden Dienste gotischer Kathedralen und spürten einen Hauch von ihrem Genius“.

Und der neu gewählte Bundesführer 3 des neu gegründeten Einigungsbundes e.V. warnte im selben Heft vor Reformern auf diesem geplanten Freideutschen Treffen, vor denen man Vorsicht haben müsse. "Aber da kommen aus dieser Jugend selbst einige hervor und raunen und rauschen den anderen heimliche Dinge ins Ohr. Und sagen: Das Wandern und Singen an sich ist gar nichts wert. Wir müssen eine neue Jugendkultur schaffen, darauf kommt alles an… Ich bin auch anderen begegnet, Jünglingen mit schmachtenden Augen, denen war das Herumlaufen mit nackten Beinen und bloßem Kopf und das Tragen langer Haare wichtiger als die ganze Wanderei... Wieder andere habe ich getroffen, die wollten, dass der Wandervogel… sich… mit allen möglichen anderen Verbänden, die auf Lebenserneuerung drängen, zu gemeinsamer Arbeit zusammenschließe,… als ob das nicht der Tod einer Jugendbewegung sein müsste… Unsere Liebe sei Wald und Heide, Berg und Strom. Unser Ruf sei derselbe… Hinaus in die Ferne".

Und im nächsten Heft 11 antwortete Edmund Neuendorff auf den Antrag von Wandervogelführern, Teilnehmern am gerade zurückliegenden Meißnertreffen, der Meißnererklärung beizutreten: Der Antrag werde der nächsten Bundesversammlung des e.V. vorgelegt, "Aber wir im Wandervogel dürfen nie und nimmer vergessen, dass unsere erste und ernsteste und heiligste Aufgabe sein muss: Förderung des Wanderns und der von selbst aus ihm erblühenden und durch Lebenskräfte notwendig mit ihm verbunden äußeren und inneren Kultur deutscher Jugend." 4

Für die Wandervogelbewegung passte zusammenfassend gut die spontane Formulierung von Muck-Lamberty (Friedrich Lamberty, genannt Muck) 1919: „Unsere Fahrt geht ins Blaue…“

Natürlich gab es auch Wandervögel, die froh waren, der damaligen Erziehungswelt und Familienwelt entweichen zu können. Aber das war nicht die primäre Intention der neuen Bewegung. 5 Und es gab auch früh Versuche, diese neue Bewegung zu ideologisieren. Aber es war hauptsächlich die harmlos-naive Ideologie von der Suche nach der blauen Blume, die aus der Romantik übernommen wurde, die man dem Wandervogel überstülpte.

Diese ideologisch naiv-harmlose Wandervogelbewegung war z.B. dem Reformpädagogen Wyneken nicht ernsthaft genug. Er meinte, der Wandervogel habe in Lied und Tanz einen Ausdruck jugendlichen Frohsinns gefunden, sich damit aber auch bereits zufrieden gegeben und habe es sich wohl sein lassen. Die ganze künstlerische Einstellung des Wandervogels sei auf bloßen Stimmungsgenuss gerichtet, und zwar auf einen ziemlich bequemen und billigen Genuss.6

2

Hans Breuer, ehemaliger Bundesführer des Wandervogels D.B., der als größter Teilbund im e.V. aufgegangen war; ebenda S. 283.

3 Edmund Neuendorff, Schulleiter; ebenda S. 302f. 4 Edmund Neuendorff, Wandervogel…, Heft 11, S. 332f. 5

Diesbezüglich sollte man die weitergehenden Behauptungen von Blüher mit Zurückhaltung zur Kenntnis nehmen, denn überall dort, wo er interpretiert, ist große Zurückhaltung geboten.

6

Nach http://de.academic.ru/dic.nsf/dewiki/, Artikel zu Gustav Wynneken, 556277#sel=20:1,20:58 II. Die Einladung zum Meißnertreffen

  1. Der Beginn des Vorhabens ist etwa Ostern 1913 zu datieren. Denn damals bekam die Idee von einem alternativen Jahrhundertfest einen wesentlichen Anstoß. Denn auf dem Bundestag der Deutschen Akademischen Freischar (DAF) in Jena machte ein Gast, welcher Mitglied des Deutschen Bundes abstinenter Studenten (DBaSt) war, den Vorschlag eine würdige, insbesondere alkoholfreie, Gedenkveranstaltung zu Ehren der Völkerschlacht bei Leipzig durchzuführen. Dieser Vorschlag wurde in den Reihen der DAF mit Begeisterung aufgenommen und fortan blieb die DAF die treibende Kraft hinter den Vorbereitungen des Ersten Freideutschen Jugendtages. Man nahm anschließend Verbindung zu anderen Bünden und Studentenverbindungen auf, auch zu den damaligen Wandervogelbünden. 7 Der erste historische Anschub zu diesem Alternativtreffen ging also nicht von den Wandervögeln aus, sondern von einer Bundesrichtung, die - durchaus nachvollziehbar - ein Treffen von jungen Erwachsenen und insbesondere von Studenten vorschlug, dass sich nicht in den damaligen Maßstab einordnete, der den deutschen Mann nach seiner Fähigkeit maß, wie viel Alkohol er vertragen konnte. Dieser enge Ideengeber-Kreis suchte nun nach Bünden, die ein solches Treffen mit gestalten würden. Die Mehrzahl der hinzu geworbenen und besonders aktiven Bünde waren kleinere Reformgruppen mit verschiedenen anderen Zielsetzungen, daneben 2 Wandervogelbünde.

Ein erstes Treffen interessierter Bünde zur Vorbereitung eines solchen Treffens fand Pfingsten 1913 in Jena statt. An diesem Treffen nahmen 13 Bünde teil und hier wurden Name, Ort und grober Ablauf des Festes festgelegt. Der Name „Freideutscher Jugendtag“ orientierte sich nach einem Vorschlag des Urwandervogels Friedrich Wilhelm Fulda, dem damaligen Verantwortlichen der Wandervogel-Führerzeitschrift. Den Hohen Meißner als Ort schlug Christian Schneehagen vor, Mitglied der Deutschen Akademischen Freischar und späterer Mitorganisator des Meißnertreffens.8

Der erste Aufruf im Sommer 1913 erschien in der Wandervogel Führerzeitung (Heft 7, 1913) und wurde im Namen der Deutschen Akademischen Freischar von Knud Ahlborn unterschrieben. Der zweite Aufruf erschien kurze Zeit später im Gaublatt „Nordmark“ des Wandervogel e. V. (Heft 4, 1913) und war erstmalig von allen veranstaltenden Bünden unterschrieben. Als Festleitung wurde Christian Schneehagen angegeben.

Folgende Bünde schlossen sich zur Vorbereitung und Einladung zusammen:

Deutsche Akademische Freischar, Deutscher Bund abstinenter Studenten, Deutscher Vortruppbund, Bund deutscher Wanderer, Wandervogel e.V., Jungwandervogel, Österreichischer Wandervogel, Germania – Bund abstinenter Studenten, Freie Schulgemeinde Wickersdorf, Bund für freie Schulgemeinden, Landschulheim am Solling, Akademische Vereinigungen Marburg und Jena, Serakreis Jena, Burschenschaft Vandalia Jena.9

  1. Zum Meißnertreffen 1913 hat es mehrere Einladungen gegeben. 10 Die letzte Einladung zum Meißnertreffen, weitgehend formuliert von Gustav Wyneken, war eine pathetisch-

7

Eng angelehnt an die Mitteilung in http://buendische-vielfalt.de/?p=3353 und http://buendischevielfalt.de/?p=3460, die wiederum als Quelle angeben: Johannes Jacobs (kugel), Was war das – das Meißnerfest 1913?, Kiel 1987, Seite 42-43.

8

http://de.wikipedia.org/wiki/Erster_Freideutscher_Jugendtag#cite_note-1 9

http://buendische-vielfalt.de/?p=933, siehe dort: Was ließen jene… #2 – Aufrufe zum Freideutschen Jugendtag… ; 10

http://www.digam.net/dokument.php?ID=9247&PHPSESSID =54853573ed0494d618a5b774685e474f (=Digitales Archiv Marburg, DigAM); Siehe auch die ausgewählten Quellen im Eisbrecher, http://www.der-eisbrecher.de/cont_files/df_meissner.pdf und; http://buendische-vielfalt.de/?p=3117; http://buendische-vielfalt.de/?p=1450; http://buendische->

vielfalt.de/?p=933 rhetorisch-suggestive Meisterleistung eines Krisen-Manifestes zur angeblichen Situation der deutschen Jugend um 1900.

Formulierungen wie „Die deutsche Jugend steht an einem Wendepunkt…, träge Gewohnheiten der Alten und den Geboten einer hässlichen Konvention,… Wir wollen auch weiter getrennt marschieren, aber in dem Bewusstsein, dass uns ein Grundgefühl zusammen schließt, so dass wir Schulter an Schulter gegen die gemeinsamen Feinde kämpfen,… Möge von ihm eine neue Zeit deutschen Jugendlebens anheben“ suggerieren einen Jugendnotstaat und negieren, dass damals die Erziehung durch Eltern und Schulen in vielen Fällen besser war als die heute häufige Nicht-Erziehung und schlechte Erziehung durch viele Medien. Die damalige Erziehung war zugegeben etwas überbehütet, zu konventionell, aber zu einer allgemeinen Dramatik war kein Anlass. Diese Sorge ist eher für die Gegenwart berechtigt.

  1. Zusammen mit den früheren Aufrufen zu einem Meißnertreffen, jeweils formuliert von Knud Ahlborn, Christian Schneehagen bzw. W. Groothoff, wird die Absicht erkennbar, dass eine Minderheit von Reformern und Reformgruppen mit Hilfe von zahlenmäßig größeren Verbänden, z.B. dem Wandervogel, ihre Reformvorstellungen und Ziele in die Gesellschaft tragen wollte. Der Wandervogel war als zahlenmäßig starke Hilfstruppe geplant, die ideelle Leitung sollte aber bei den Reformern bleiben.

  1. Die Formulierung „Die“ deutsche Jugend… suggeriert, dass hier die gesamte deutsche Jugend angesprochen würde. In Wirklichkeit betraf das nur die Jugend der bürgerlichen Sozialschichten. Die bäuerliche Jugend, damals noch der weitaus größte Anteil, hatte weder Zeit noch Gelegenheit für Freiräume. Die zunehmende Arbeiterjugend hatte andere Sorgen, nämlich die finanzielle schmale Basis und überlange Arbeitszeiten, und war größtenteils in den sozialistischen Jugendorganisationen erfasst. Für obige Reformideen, für pädagogische Freiräume und auch für die notwendige Zeit dazu kam nur die bürgerliche Jugend der mittleren und höheren Sozialschichten in Frage. Diese dürften damals kaum mehr als ca. 10 % der damaligen Gesamtjugend insgesamt umfasst haben.

III. Zu den tragenden Kräften des Meißnertreffens

Das Meißnertreffen 1913 wurde primär geprägt von der DAL, der Deutschen Akademischen Freischar. Diese Bewegung war von dem zu Reformen neigenden Knud Ahlborn und seinem Freund Hans Harbeck 1907 in Göttingen gegründet worden und als eine Weiterführung der Wanderverein-Bewegung im Bund Deutscher Wanderer speziell für die Sozialschicht der Studenten.

Knut Ahlborn hatte in Hamburg 1905 als 17-Jähriger den ersten Wanderverein gegründet. Dieser Hamburger Wanderverein beschrieb sich als „Selbsterziehungsverein höherer Schüler“. Der daraus entstandene Bund Deutscher Wanderer formulierte sein Ziel so: „Vom Wanderer zum Menschen, das ist unsere Erkenntnis und unser Ziel“. Damit war seine Zielsetzung pädagogischer Art und stand in der pädagogischen Tradition, die Goethe in seinem damals viel beachteten Erziehungsroman „Wilhelm Meister“ ausgesprochen hatte, dass nämlich der Mensch nur durch Wandern und Reisen zur inneren Reife gelangen könne.

Die erste Deutsche Akademische Freischar (DAL) in Göttingen hatte bewusst statt der ursprünglich geplanten Bezeichnung „Akademischer Wanderverein“ den kämpferischeren Namen Akademische Freischar gewählt. In der Gründungsurkunde beschrieb man sich als „Kampfbund zur Reform des Deutschen Studententums“. Man verstand sich als Alternative zu den traditionellen Studentenverbindungen und war gegen das studentische Fechten und Trinken und hielt weiterhin am goethischen Ideal der Menschenbildung zum Guten und Schönen fest. 1913 formulierte die Akademischer Freischar eines ihrer Ideale so: „Alle Veranstaltungen der Freischar haben Gesundheit und Schönheit zum obersten Gesetz“. Damit war die Akademische Freischar keine studentische „Roverstufe“ für Wandervögel, sondern eine elitäre und letztlich pädagogisch orientierte Bewegung, die mit dem viel „naiveren“ Wandervogel nur das Wandern, aber nicht die Zielsetzungen gemeinsam hatte.

Es war auch nicht so, dass die älteren Wandervögel automatisch oder hauptsächlich als Studenten in die örtlichen Freischargruppen eintraten. In Heft 4 der Zeitschrift des e.V. Wandervogel… vom April 1913 gab es dazu eine kleine Diskussion in Form von 4 Lesermeinungen. 11 Eine Zuschrift empfahl den Eintritt studierender Wandervögel in die Freischar, weil die Ziele studentischer Verbindungen über die Ziele des Wandervogels hinaus gingen (z.B. Stellungnahmen zu verschiedenen Kulturfragen) und die Wandervogelziele nicht mit solchen studentischen Zielen vermengt werden dürften. Der Schreiber bedauerte gleich-zeitig, dass sich bisher so wenige studierende Wandervögel der Freischar oder vergleich-baren studentischen Korporationen angeschlossen hätten und schlug vor, offiziell für solche Übergänge nach der Schüler-Wandervogelzeit zu werben. "Ich halte es für das beste, die Wandervögel immer wieder auf die Freischar und ähnliche Verbindungen hinzuweisen. Dass sich bis jetzt so wenige angeschlossen haben, mag zum Teil daran liegen, dass diese Verbindungen noch zu neu und unbekannt sind… Dazu kommt, dass er seine Bekannten meistens im Wandervogel hat und nicht in der Freischar." 12

Die anderen 3 Leserzuschriften hielten durchaus studentische Wandervogelgruppen als Gruppierung für die älter gewordenen Wandervögel für sinnvoll und verwiesen auf schon bestehende akademische Wandervogelgruppen. Auch die studentische Wandervogelgruppe um Hans Breuer in Heidelberg lebte ihre Wandervogeltradition als weitgehend akademische Gruppierung, die Heidelberger Pachanthey, in Heidelberg weiter.

Knud Ahlborn war zusammen mit einigen anderen Freunden aus der Freischar der Hauptinitiator des Freideutschen Jugendtages auf dem Meißner und der so genannten Meißnerformel, wobei Ideengeber für die Formulierungen vor ihm möglich sind. Knud Ahlborn war von seiner Anlage her ein Mensch, für den Aspekte der Menschenbildung von zentraler Bedeutung waren und der in gewisser Weise lebenslänglich zu Idealisierungen, Reformen und Neugründungen neigte.

Dass sich Knud Ahlborn in Göttingen kurz vor seiner Gründung der Akademischen Freischar der dortigen Altwandervogel-Gruppe angeschlossen hatte, hat nicht die Bedeutung, dass er die Freischar als „Rovergruppe“ des Wandervogels verstand. Wie intensiv er neben seiner Freischargruppe noch Kontakt zu dieser Altwandervogel-Gruppe pflegte, kann nicht gesagt werden. Aber gerade der Altwandervogel hat damals die Teilnahme am Freideutschen Jugendtag abgelehnt. Vielleicht kannte man dort die Sympathien von Knud Ahlborn für Reformer und Reformbünde…

  1. Zum Meißnerfest und der Rolle der Wandervögel

Gegenüber Versuchen der politischen Einflussnahme und Vereinnahmung suchten die Wandervogel-Verantwortlichen meist Neutralität zu wahren. So fand der Erste Freideutsche Jugendtag auf dem Hohen Meißner im Oktober 1913, für den der Wandervogel den Boden bereitet hatte, offiziell ohne seine Beteiligung statt.13

Dass trotz der unsicheren bzw. ablehnenden Haltung der großen Wandervogelbünde doch ca. die Hälfte der Teilnehmer Wandervögel war, lag daran, dass der e.V. kurzfristig keine eigene Parallelveranstaltung wie der Altwandervogel geplant hatte. Viele Gruppen hatte längerfristig die Reise geplant und die Fahrkarten schon gekauft. Ein Teil der Teilnehmer

11

12

13

Wandervogel…, Jahrgang 8, April, Heft 4, 1913, S. 119ff. ebenda, Walter Fischer, Berlin… http://de.wikipedia.org/wiki/Wandervogel aus diesem Bund wurde aber bereits auf diesem Treffen vom Charisma der MeißnerErklärung ergriffen.

Der Jungwandervogel, der sich bis zuletzt an der Einladung offiziell beteiligt hatte, äußerte sich nachträglich teilweise spöttisch-kritisch zu all den vielen Idealisten, Sektierern und Reformern. Ein Berichterstatter schrieb: Es „kamen Leute und sagten, der politische Linksliberalismus wolle die Jugend fangen; die Linksliberalen freuten sich und glaubten’s vielleicht selber, und die „Nationalen kamen“, um die Jugend zu „retten“. Und wir, die Jugend – lachten. Kümmerten uns den Teufel um Politik. Gingen mit offenen Augen und Ohren hin zum Meißner-Fest, und hätte uns einer von Politik erzählt, dann wären wir singend von dannen gezogen… Wir haben uns zwar mühsam verschiedener Apostel erwehren müssen, die uns vor ihren Wagen spannen wollten, haben aber auch Männer kennen gelernt, die die Jugend achten und ihr helfen wollen um ihrer selbst willen“14

Und der Komponist des Liedes „Wir wollen zu Land ausfahren…“, Kurt von Burkersroda, ebenfalls Jung-Wandervogel, schrieb nachhinein über das Hahnsteintreffen vorher: „Eine zeitlang ist nur Getümmel und Gesummel. Während dessen macht man Studien. Weiße und blaue Pludermützen,… ausgesprochene Zwiebacknasen, fantastisch-hagere Abstinenzlerund Rohköstlergesichter mit tief in den Höhlen liegenden Augen. Mancherlei Fähnlein hängen müde hernieder, und ich höre, wie vor mir einer erklärt: Dort sitzen Volkserzieher, die massive Erscheinung da ist Popert, dahinten sitzen die Himbeersaftstudenten, und die Fahne mit dem Rad, das ist das Banner des Serakreises!

In verschiedenen Ecken feiert die Kleiderreform wilde Orgien mit Kitteln in allen Regenbogenfarben. Der E.V. läßt krampfhaft seine Storchnadel sehen, die anscheinend immer größere Formen annimmt. Und über all dem Mischmasch von Loden, Manchester, Bundtuch, Reformhemden, Umhängen und Touristenanzügen ein Meer von erwartungsvollen Augen…15

Wenn auch eine Reihe Wandervogelgruppen nachträglich positiv vom Meißnertreffen 1913 berichtete, so bestand doch ein Teil der Wandervogelteilnehmer hauptsächlich nur aus Neugierigen, Verlegenheitsbesuchern, Lauwarmen, Kritikern und zog recht unbekümmert wieder nach Hause.

„Wenig hat am Ende jene historische Tagung auf dem Hohen Meißner ergeben – nur ein Versprechen, das nie gehalten wurde, und eine Formel, die jedem etwas anderes bedeutete und die auf jeden Fall keine spezielle Jugendformel war. Für die Jungen und Mädchen im Wandervogel mag das nicht sehr von Belang gewesen sein: Lachend hatten sie auf dem Hohen Meißner zugesehen, wie Links und Rechts sich mühten, sie für ihre Zwecke zu mobilisieren“. 16

Und kaum ein Jahr später zogen die Wandervögel voll nationaler Begeisterung in den 1. Weltkrieg und in die Schlacht bei Langemarck, obwohl doch das Meißnertreffen 1913 sich gegen den damaligen Hurra-Patriotismus mit Soldatenfeiern gewandt hatte.

  1. Zur charismatischen Wirkung der so genannten Meißner Formel

14

Nach Jung-Wandervogel, Zeitschrift des Bundes für Jugendwandern „Jung-Wandervogel“, 3. Jahrg., Nov./Dez. 1913, Heft 11/12, S. 161; zit. nach http://buendische-vielfalt.de/?p=1545, Hansische Meißnerschnipsel – Wandervögel nah & fern, von der Hamburger Gilde Gorch Fock, wobei in dieser Textzusammenstellung eine Fotokopie der betreffenden Zeitschrift-Ausgabe enthalten ist, so dass man auch direkt von dieser Fotokopie zitieren kann.

15

Ebenda, s. 161f; ebenfalls zit. nach http://buendische-vielfalt.de/?p=1545, Hansische Meißnerschnipsel – Wandervögel nah & fern, von der Hamburger Gilde Gorch Fock.

16

Siehe http://de.academic.ru/dic.nsf/dewiki/469190 Mitreißende Schlagworte, griffige Formulierungen, eingängige Merksätze machen mehr Geschichte und haben größere Wirkungen als dicke Bücher. Das gilt seit den Anfängen der Geschichte: „Es gibt nur 1 Gott, du sollst nicht andere Götter neben mir haben; Ich weiß, dass ich nichts weiß; Hier stehe ich, ich kann nicht anders; Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen; Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit; Proletarier aller Länder, vereinigt euch; Am deutschen Wesen soll die Welt genesen“… In die Reihe diese wirkungsträchtigen Formulierungen gehört auch die Meißnerformel. Sie war es, die dem Treffen von 1913 erst Bedeutung und Geschichtlichkeit verschafft hat. Ohne diese „Formel“ würde sich heute kaum noch jemand dieses Treffens erinnern. Sie füllte eine Lücke aus, die damals im soziologischen Raum offen stand.

  1. Die erste Wirkung dieser Erklärung war, dass sie sukzessive den teilnehmenden und auch nicht teilnehmenden Bünden bewusst gemacht hat, dass die damaligen Bewegungen von Adoleszenten und jungen Erwachsenen in irgend einer Form direkt oder indirekt ein Sich-Abgrenzen, ein Protest gegen die damalige Gesellschaft waren oder wurden und dass man Reformen praktizierte, auch wenn man sie bewusst nicht geplant hatte. Diese griffige Erklärung, obwohl inhaltlich ein Allgemeinplatz, der für alle protestierenden Generationen der Geschichte Gültigkeit hat, begann allmählich sogar Pfadfindergruppen in ihren Bann zu ziehen. Und dass besonders die anfangs kritischen Wandervögel das Gedenken an Formel und Treffen von 1913 am Leben erhielten, ist schon ein beachtenswerter charismatischer Erfolg, eigentlich ein kleiner Treppenwitz der Weltgeschichte.
  1. Diese Formel war nicht nur griffig, sie beinhaltete auch Zwang und verlangte unbedingte Geschlossenheit. Die Schlussworte „Für diese innere Freiheit tritt sie unter allen Umständen geschlossen ein“ bedeuten eigentlich ein suggestives Einschwören auf diese Formulierung, die die Besucher des Treffens 1913 vorher noch gar nicht gekannt hatten, wobei hinter dem Hinweis auf "innere Freiheit" auch Ziele von Bünden stehen konnten, die nicht jeder damals und heute akzeptieren möchte.

Man muss sich diesen Vorgang einmal genau vor Augen halten. Da fühlten sich einige Freischärler unter Führung von Knud Ahlborn als Sprachrohr aller Teilnehmer dieses Treffens und fordern entschiedenes Eintreten aller für dasjenige, was sie während einer Wanderung ausformulieret hatten. Das war im Grunde ein gewisser Fraktionszwang, eine Bevormundung.

Wäre diese Meißner-Erklärung in einem demokratischen Formulierungsprozess entstanden, wäre sie real eine Erklärung der damals Versammelten gewesen. So war sie eine Forderung weniger, die aber durch das Charisma ihrer Worte nachträglich immer mehr Bünde hinter sich versammelte.

  1. Diese Formel hat die Wandervögel im Zuge des Wandels des soziologischen Begriffes Jugend erst zu einer Jugendbewegung im Sinne von Nichterwachsenen gemacht. Denn das Wort und der Begriff „Jugend“ sind in der Formel geblieben, der Sinn von Jugend hat sich aber geändert. Das hat längere Zeit die Rolle von Älteren in den bündischen Gruppierungen verunsichert. Erst in der Gegenwart beginnt sich, auch durch den demografischen Wandel, das Selbstverständnis einer großen bündischen Familie über alle Altersstufen hinweg durchzusetzen.

Dass sich diese Erklärung auf Wandervögel und Pfadfinder ausweitete, hängt auch damit zusammen, dass die Leitideen von diesen Bünden nicht soziologisch kritisch und reichhaltig genug sind, um auch für darüber hinaus Interessierte einen Heimatraum zu bieten. Die Wandervogelromantik erschöpft sich irgendwann einmal und die Pfadfindertechniken hat man irgendwann einmal gelernt…

In dieser Formel fand man einen gedanklichen Anstoß für übergeordnete Ideen. Welche vielfältigen Assoziationen eröffnen sich bei den Worten „nach eigener Bestimmung, vor eigener Verantwortung“... Sie motivieren dazu, unbeirrt dem zu folgen, selbstüberzeugt das umzusetzen, was man für richtig hält. Es ist im Grunde ein Freibrief für alternative Ziele und Lebensformen jeglicher Art schon in jungen Jahren.

  1. Vorschlag für einen zurückhaltenderen Umgang mit der Meißnertradition und der Meißnerformel
  1. Charismatische Sätze, Erklärungen, Aussagen, Formeln können initiieren, sammeln und stärken, sie können aber auch negative Wirkungen entfalten, indem sie z.B. historische Zusammenhänge vereinfachen und Pluralismus gefährden.

Zugegeben: Für Bündische, die von der Meißnererklärung 1913 begeistert waren und die teilweise verzückt auf diese Formel starrten, ist es unerheblich, ob ihre Gruppierungen diese Erklärung inhaltlich von Anfang an unterstützten oder erst allmählich in ihren Sog gerieten.

Aber die Sorge vor einer Beeinträchtigung von Pluralismus sollte man etwas ernster nehmen. Die Wandervogelbewegung entwickelte sich bereits kurz nach ihrer Gründung pluralistisch. Pluralismus kann eine Bereicherung sein. Die charismatische Formulierung dieser Meißner-Erklärung und besonders ihre Forderung nach Geschlossenheit hinter ihrer Aussage kann aber Pluralismus beeinträchtigt, indem einmal Bünde, die nicht allen Zielen anderer Bünde zustimmen, in ihrem individuellen Selbstverständnis verunsichert werden und zum anderen, indem Bestrebungen entstehen, unliebsame und nichtkonforme Bünde von dieser beschworenen gemeinsamen Plattform auszuschließen. Deswegen sollte man den Einfluss dieser Erklärung etwas zurück fahren.

Für das 100jährige Gedächtnistreffen im Herbst 2013 könnte das konkret bedeute:

- Dass man auf die Suche nach einer ähnlich charismatischen Erklärung verzichtet und sich höchstens auf eine einfache Aussage beschränkt oder noch besser jedem teilnehmenden Bund eine eigene Erklärung zubilligt.

- Dass man kein gemeinsames Meißnerlager 2013 anstrebt, sondern jedem beteiligten Bund ein eigenes Lager am Meißner zuspricht und nur zu zentralen Veranstaltungen an einem Ort zusammen kommt. Vielleicht kann man sich auch in dieser Form gegenseitig besser ertragen, wenn man nicht für die Freiheit der Ziele der anderen Gruppen eintreten muss.

- Dass man aufgibt, die Welt irgendwie entscheidend zu reformieren und verbessern zu wollen, denn das ist nach allen Erfahrzungen der Geschichte leider nicht möglich. Es ist nur sinnvoll, dass jeder Bund versucht, um sich kleine Inseln des Vernünftigen und Guten zu schaffen, so wie Alexej Stachowitsch das fordert.

Denn das Meißnertreffen von 1913 hat keinen Kult-Charakter für die Wandervogelbewegung gehabt und die Meißnerformel von 1913 war keine Kult-Formel und kein KultAusdruck für die Wandervogelbewegung und ist sie bis heute nicht. Es gibt nur nach dem 2. Weltkrieg zunehmende Strömungen, sie dazu zu machen.

VII. Einige Literaturhinweise

- http://buendische-vielfalt.de, z.B. zwölfdreizehnschnipseleien januar 13 und märz 13, hansische Meißnerschnipsel usw. Auf dieser Webseite sind in den letzten Monaten interessante Quellen zum Meißnertreffen 1913 zusammen getragen worden. Die konkret benutzten Stellen sind als Fußnoten angegeben.

- Wandervogel, Monatsschrift für deutsches Jugendwandern, verschiedene Hefte des Jahrgangs 1913 - Helwig, Werner, Die blaue Blume des Wandervogels, Deutscher Spurbuchverlag, überarbeitete Neuausgabe, hrsg. Von Walter Sauer, 1998.

- Speiser, Heinz, 1977: Hans Breuer – Wirken und Wirkungen, eine Monografie, Burg Ludwigstein.

- Wurm, Helmut 1990: Vorarbeiten zu einer interdisziplinären Untersuchung über die Körperhöhenverhältnisse der Deutschen im 19. Jahrhundert und der sie beeinflussenden Lebensverhältnisse, 2 Teile. Teil 1: Einleitende Begründung, quellenkundliche Probleme, quellenkundliche Vorarbeiten für die politischen Einzelräume von Norddeutschland bis Württemberg. Teil II: Quellenkundliche Vorarbeiten für Baden, Elsaß-Lothringen, Bayern, das gesamte Deutsche Reich, zusammenfassende Auswertung, ernährungshistorische Hinweise, Schrifttum. in: Gegenbaurs morphologisches Jahrbuch, Bd. 136, S. 405-429 und S. 503-524.

(In dieser Untersuchung waren nur die Wachstumsverhältnisse ab 18 Jahren betrachtet worden. Es wurden die damaligen Messungen an Turnern, Soldaten, Studenten usw. ausgewertet, wobei immer wieder die Klassifikation Turnerjugend, soldatische Jugend, studentische Jugend usw. auffiel)

- Eine Internet-Suche (z. B. in http://de.academic.ru; wikipedia; scout-o-wiki, buendische-vielfalt) zu den Schlagworten „Jugendbewegung, Altwandervogel, Wandervogel e.V., Meißner 1913, Freideutscher Jugendtag, Meißnererklärung 1913, Knud Ahlborn, Gustav Wyneken, akademische Freischar, Bund deutscher Wanderer“ usw. Die konkret benutzten Stellen sind als Fußnoten angegeben.

- Siehe auch: Hoher Meissner 1913. Der Erste Freideutsche Jugendtag in Dokumenten, Deutungen und Bildern, hrsg. von Winfried Mogge und Jürgen Reulecke, WochenschauVerlag, 1988, 422. Seiten.

(Verfasst von Helmut Wurm, März 2013. Der Hinweis und der Terminus, dass die so viel zitierte Meissnerformel „keinen Kult-Charakter“… für die Wandervogelbewegung habe, stammt von Alexej Stachowitsch, Axi, der das in einem telefonischen Gespräch mit dem Verfasser über diesen Beitrag ergänzend knapp 1 Woche vor seinem Tod so

Meißnertreffen 1913 - 2013 - Zum Nachdenken

Geschrieben von wv am . Veröffentlicht in GESCHICHTE

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Meißner 2013

Ich nehme den Artikel von Helmut Wurm zum Anlass, vier Gedankengänge und Beobachtungen zu Meißner 1923 bis 2013 zu äußern.

1. Die Meißnerformel, 2. Das Zusammenkommen und Zusammenwirken  3. Die Form des Lagers 2013. 4. Das Extralager 

1.Die Meißnerformel ist eine der wenigen Aussagen aus der Wandervogel- und Reformbewegung, die von allen mit kleinen Abweichungen akzeptiert wird. Heute setzen wir dazu: „Das Leben selbst und in Gemeinschaft zu gestalten.“ Gemeinschaft wurde 1913 in der Formel nicht erwähnt, weil die damals viel selbstverständlicher war, als in unserer egoistisch-kapitalistischen Gesellschaft.

2.Das Zusammenkommen der Bünde, besonders der Wandervogel- und Jungenschaftsbünde war für mich immer ein eindrucksvolles, kreatives und zukunftsgerichtetes Treffen. Das war es auch diesmal. Nur das Zukunftsgerichtete kam zu kurz. Es waren diesmal bei großen Lager kaum Wandervögel dabei. Es gibt auch zur Zeit nur wenige.

3.Das Lager war auf dem Meißner riesig, großartig vorbereitet und strotzte von Aktionen, Happenings, Überraschungen. Ich war in den Jurten des Mindener Kreises sehr gut aufgehoben. Wandervögel waren kaum zu finden. Wieder andere brieten noch ihre Extrawürste. Die Pfadfinder, die Waldjugend und andere waren in der Lage ein Lager aufzuziehen, das Hochachtung verdient. Die große und gut vorbereitete Festveranstaltung hatte leider nur Vorträge, die mich nicht in den Bann zogen und wenig für die Zukunft der Menschen und Jugendlichen in Deutschland bot

3.Die meisten Wandervögel hatten sich in einem kleinen Extralager auf der Hausener Hute abgesondert. Dort fand die Festveranstaltung im Regen statt. Das Feuer wollte nicht brennen. Die Festrede von Ketscha, früher Bundesführer im Wandervogel Deutscher Bund, war die beste der gehaltenen Rede. Ich las sie erst später. Sie war schlecht vorgetragen, kaum zu hören und nicht zu verstehen und für den Regen viel zu lang. Ketscha war seines Alters wegen nicht dabei. Eine junge Frau trug die Rede vor. Und als einige ältere Gäste unaufgefordert das todesmutige Lied vom Rhein und heiligen Vaterland in Gefahren anstimmten, sank unsere Stimmung auf Null, und wir kehrten betroffen zum Ludwigstein zurück und fühlten uns wie Wanderer zwischen zwei Welten. hedo

(Zu Kenntis des Liedes, das von Nazis missbraucht wurde, das 1914 als Kaiser- und Kriegsförderung entstand, und das so nicht mehr singbar ist: Heilig Vaterland! In Gefahren deine Söhne sich um dich scharen. Von Gefahr umringt, heilig Vaterland, alle stehen wir Hand in Hand! 2. Bei den Sternen steht, was wir schwören. Der die Sterne lenkt, wird uns hören. Eh der Fremde dir deine Kronen raubt, Deutschland, fallen wir Haupt bei Haupt! 3. Heilig Vaterland, heb zur Stunde kühn dein Angesicht in die Runde! Sieh uns all entbrannt, Sohn bei Söhnen stehn. Du sollst bleiben, Land, wir vergehn!)

Der folgende Artikel regt zum Denken an, aber entspricht nicht der Meinung der Redaktion

Beitrag zur Entmythologisierung von Meissnertreffen und Meissnerformel

1913 von Puschkin (Helmut Wurm)

  1. (Der derzeit letzte Bearbeitungsstand dieses Kurzbeitrages ist der 8. 4. 013)
  2. Dieser Beitrag ist kein konformer Beitrag zum Chor begeisterten Meißnertreffen-Freunde, sondern ein Querdenker-Beitrag, der manche Sichtweise und Entwicklung hinterfragt. Er möchte begründen, weshalb das Meißnertreffen von 1913 keinen Kult-Charakter für die Wandervögel gehabt hat und weshalb die Meißnerformel von 1913 keine Kult-Formel und kein Kult-Ausdruck für die Wandervogelbewegung war und bis heute ist.
  3. Anfangs einige Begriffs-Richtigstellungen:
  4. Unter Jugend verstand man um 1900 eine andere Altersstufe als heute. Der Terminus „Jugend“ bezeichnete die Altersspanne etwa zwischen 16 bis 25 Jahren, also die Altersstufe Adoleszenz bis junge Erwachsene im heutigen Sprachgebrauch. Man sprach damals von gymnasialer Jugend, studentischer Jugend, akademischer Jugend, Turnerjugend, soldatischer Jugend… Die Altersstufe davor waren die Knaben und Mädchen. Der frühe Wandervogel war also keine Jugendbewegung im heutigen Sinne, sondern eine Bewegung von Adoleszenten und jungen Erwachsenen, die allerdings Jugendliche ab 14-16 Jahren um sich sammelten.
  5. Der frühe Wandervogel war primär keine Reformbewegung und keine Protestbewegung gegen die Erwachsenen, sondern primär eine unpolitische Entdeckungsbewegung der Natur außerhalb der Stadtballungen und eine Wanderbewegung hinaus in die Romantik. Die frühe Wandervogelbewegung benötigte sogar die Hilfen der Erwachsenen. Ohne Erwachsenenhilfe (z.B. einige Lehrer in Steglitz und die Eufrat-Mitglieder) hätte es die Gründung und den Aufbau der Wandervogelbewegung nicht gegeben.
  6. Es ist vielen heute Lebenden schwer, sich die beginnende Fluchtbewegung aus den StadtBallungen ab dem Ende des 19. Jhs. zu vergegenwärtigen. Die Menschen waren vorher in den Siedlungen weitgehend gefangen gewesen. Erst der Ausbau des Eisenbahnnetzes ermöglichte die Erschließung der weiteren Stadtumgebungen und Deutschlands für größere Gruppenreisen. Um 1900 hatte das Eisenbahnnetz eine solche Dichte erreicht, dass man leicht und billig in jede Richtung fahren konnte. Es öffnete für die Wandervogelgruppen die Tore in die weite Welt. Ab den Wandervogelanfängen liest man in Fahrtengberichten, dass man sich an Bahnhöfen traf, mit dem Zug in die Fahrtengegend fuhr und die Fahrten an Bahnhöfen beendete. Es war nicht die Flucht vor dem Zwang der damaligen Erziehung, die den Wandervogel entstehen ließ. Reformfanatiker, damals wie heute, wollen das nur der Wandervogelgeschichte unterschieben.
  7. Um das Selbstverständnis des Wandervogels und seine Motivationen zu verdeutlichen, sollen einige Beiträge aus der Monatsschrift des Einigungsvereins „Wandervogels e.V.“ aus dem Jahr 1913 zitiert werden:
  8. Rudolf Sievers 1 beantwortete die Frage "Was ist der Wandervogel?" so: Der Wandervogel will laut Satzung "Erstens… das Wandern der deutschen Jugend fördern, den Sinn für das Naturschöne wecken und der Jugend Gelegenheit geben, Land und Leute der deutschen Heimat aus eigener Anschauung kennen zu lernen"…
  9. 1
  10. Sievers, Schriftleiter dieser Zeitschrift in einem Artikel, der bewusst als Aussage für die geplante Festschrift des bevorstehenden "Freideutschen Jugendtages" gemeint war; in: Wandervogel, Monatsschrift für deutsches Jugendwandern, Jahrgang 8, Oktober 1913, Heft 10, S. 278. Etwas dichterischer beschrieb Hans Breuer 2 die Fluchtbewegung der frühen Wandervögel aus den Städten und gleichzeitig die Wandlung vom wilden Vaganten-Wanderstil zum kulturromantischen Stil: „Und sie fluchten ihrer Großstadt, verhöhnten, was noch an Heiligem an ihr klebte. Sie kürten sich Armut, Not und Entbehrungen, stürmten hinaus in wilde Klüfte und Wälder und tagten dort in der Einsamkeit. Das war eine wilde, schöne Zeit... Aber mählich, wie sie reifer wurden, zog’s sie, die bäuerlichen Stuben zu schmecken, durch Gässchen altfränkischer Städtchen zu schweifen, sie sahen den feierlichen Ernst wuchtiger, rundbogiger Münster, die ragenden Dienste gotischer Kathedralen und spürten einen Hauch von ihrem Genius“.
  11. Und der neu gewählte Bundesführer 3 des neu gegründeten Einigungsbundes e.V. warnte im selben Heft vor Reformern auf diesem geplanten Freideutschen Treffen, vor denen man Vorsicht haben müsse. "Aber da kommen aus dieser Jugend selbst einige hervor und raunen und rauschen den anderen heimliche Dinge ins Ohr. Und sagen: Das Wandern und Singen an sich ist gar nichts wert. Wir müssen eine neue Jugendkultur schaffen, darauf kommt alles an… Ich bin auch anderen begegnet, Jünglingen mit schmachtenden Augen, denen war das Herumlaufen mit nackten Beinen und bloßem Kopf und das Tragen langer Haare wichtiger als die ganze Wanderei... Wieder andere habe ich getroffen, die wollten, dass der Wandervogel… sich… mit allen möglichen anderen Verbänden, die auf Lebenserneuerung drängen, zu gemeinsamer Arbeit zusammenschließe,… als ob das nicht der Tod einer Jugendbewegung sein müsste… Unsere Liebe sei Wald und Heide, Berg und Strom. Unser Ruf sei derselbe… Hinaus in die Ferne".
  12. Und im nächsten Heft 11 antwortete Edmund Neuendorff auf den Antrag von Wandervogelführern, Teilnehmern am gerade zurückliegenden Meißnertreffen, der Meißnererklärung beizutreten: Der Antrag werde der nächsten Bundesversammlung des e.V. vorgelegt, "Aber wir im Wandervogel dürfen nie und nimmer vergessen, dass unsere erste und ernsteste und heiligste Aufgabe sein muss: Förderung des Wanderns und der von selbst aus ihm erblühenden und durch Lebenskräfte notwendig mit ihm verbunden äußeren und inneren Kultur deutscher Jugend." 4
  13. Für die Wandervogelbewegung passte zusammenfassend gut die spontane Formulierung von Muck-Lamberty (Friedrich Lamberty, genannt Muck) 1919: „Unsere Fahrt geht ins Blaue…“
  14. Natürlich gab es auch Wandervögel, die froh waren, der damaligen Erziehungswelt und Familienwelt entweichen zu können. Aber das war nicht die primäre Intention der neuen Bewegung. 5 Und es gab auch früh Versuche, diese neue Bewegung zu ideologisieren. Aber es war hauptsächlich die harmlos-naive Ideologie von der Suche nach der blauen Blume, die aus der Romantik übernommen wurde, die man dem Wandervogel überstülpte.
  15. Diese ideologisch naiv-harmlose Wandervogelbewegung war z.B. dem Reformpädagogen Wyneken nicht ernsthaft genug. Er meinte, der Wandervogel habe in Lied und Tanz einen Ausdruck jugendlichen Frohsinns gefunden, sich damit aber auch bereits zufrieden gegeben und habe es sich wohl sein lassen. Die ganze künstlerische Einstellung des Wandervogels sei auf bloßen Stimmungsgenuss gerichtet, und zwar auf einen ziemlich bequemen und billigen Genuss.6
  16. 2
  17. Hans Breuer, ehemaliger Bundesführer des Wandervogels D.B., der als größter Teilbund im e.V. aufgegangen war; ebenda S. 283.
  18. 3 Edmund Neuendorff, Schulleiter; ebenda S. 302f. 4 Edmund Neuendorff, Wandervogel…, Heft 11, S. 332f. 5
  19. Diesbezüglich sollte man die weitergehenden Behauptungen von Blüher mit Zurückhaltung zur Kenntnis nehmen, denn überall dort, wo er interpretiert, ist große Zurückhaltung geboten.
  20. 6
  21. Nach http://de.academic.ru/dic.nsf/dewiki/, Artikel zu Gustav Wynneken, 556277#sel=20:1,20:58 II. Die Einladung zum Meißnertreffen
  22. Der Beginn des Vorhabens ist etwa Ostern 1913 zu datieren. Denn damals bekam die Idee von einem alternativen Jahrhundertfest einen wesentlichen Anstoß. Denn auf dem Bundestag der Deutschen Akademischen Freischar (DAF) in Jena machte ein Gast, welcher Mitglied des Deutschen Bundes abstinenter Studenten (DBaSt) war, den Vorschlag eine würdige, insbesondere alkoholfreie, Gedenkveranstaltung zu Ehren der Völkerschlacht bei Leipzig durchzuführen. Dieser Vorschlag wurde in den Reihen der DAF mit Begeisterung aufgenommen und fortan blieb die DAF die treibende Kraft hinter den Vorbereitungen des Ersten Freideutschen Jugendtages. Man nahm anschließend Verbindung zu anderen Bünden und Studentenverbindungen auf, auch zu den damaligen Wandervogelbünden. 7 Der erste historische Anschub zu diesem Alternativtreffen ging also nicht von den Wandervögeln aus, sondern von einer Bundesrichtung, die - durchaus nachvollziehbar - ein Treffen von jungen Erwachsenen und insbesondere von Studenten vorschlug, dass sich nicht in den damaligen Maßstab einordnete, der den deutschen Mann nach seiner Fähigkeit maß, wie viel Alkohol er vertragen konnte. Dieser enge Ideengeber-Kreis suchte nun nach Bünden, die ein solches Treffen mit gestalten würden. Die Mehrzahl der hinzu geworbenen und besonders aktiven Bünde waren kleinere Reformgruppen mit verschiedenen anderen Zielsetzungen, daneben 2 Wandervogelbünde.
  23. Ein erstes Treffen interessierter Bünde zur Vorbereitung eines solchen Treffens fand Pfingsten 1913 in Jena statt. An diesem Treffen nahmen 13 Bünde teil und hier wurden Name, Ort und grober Ablauf des Festes festgelegt. Der Name „Freideutscher Jugendtag“ orientierte sich nach einem Vorschlag des Urwandervogels Friedrich Wilhelm Fulda, dem damaligen Verantwortlichen der Wandervogel-Führerzeitschrift. Den Hohen Meißner als Ort schlug Christian Schneehagen vor, Mitglied der Deutschen Akademischen Freischar und späterer Mitorganisator des Meißnertreffens.8
  24. Der erste Aufruf im Sommer 1913 erschien in der Wandervogel Führerzeitung (Heft 7, 1913) und wurde im Namen der Deutschen Akademischen Freischar von Knud Ahlborn unterschrieben. Der zweite Aufruf erschien kurze Zeit später im Gaublatt „Nordmark“ des Wandervogel e. V. (Heft 4, 1913) und war erstmalig von allen veranstaltenden Bünden unterschrieben. Als Festleitung wurde Christian Schneehagen angegeben.
  25. Folgende Bünde schlossen sich zur Vorbereitung und Einladung zusammen:
  26. Deutsche Akademische Freischar, Deutscher Bund abstinenter Studenten, Deutscher Vortruppbund, Bund deutscher Wanderer, Wandervogel e.V., Jungwandervogel, Österreichischer Wandervogel, Germania – Bund abstinenter Studenten, Freie Schulgemeinde Wickersdorf, Bund für freie Schulgemeinden, Landschulheim am Solling, Akademische Vereinigungen Marburg und Jena, Serakreis Jena, Burschenschaft Vandalia Jena.9
  27. Zum Meißnertreffen 1913 hat es mehrere Einladungen gegeben. 10 Die letzte Einladung zum Meißnertreffen, weitgehend formuliert von Gustav Wyneken, war eine pathetisch-
  28. 7
  29. Eng angelehnt an die Mitteilung in http://buendische-vielfalt.de/?p=3353 und http://buendischevielfalt.de/?p=3460, die wiederum als Quelle angeben: Johannes Jacobs (kugel), Was war das – das Meißnerfest 1913?, Kiel 1987, Seite 42-43.
  30. 8
  31. http://de.wikipedia.org/wiki/Erster_Freideutscher_Jugendtag#cite_note-1 9
  32. http://buendische-vielfalt.de/?p=933, siehe dort: Was ließen jene… #2 – Aufrufe zum Freideutschen Jugendtag… ; 10
  33. http://www.digam.net/dokument.php?ID=9247&PHPSESSID =54853573ed0494d618a5b774685e474f (=Digitales Archiv Marburg, DigAM); Siehe auch die ausgewählten Quellen im Eisbrecher, http://www.der-eisbrecher.de/cont_files/df_meissner.pdf und; http://buendische-vielfalt.de/?p=3117; http://buendische-vielfalt.de/?p=1450; http://buendische->
  34. de/?p=933 rhetorisch-suggestive Meisterleistung eines Krisen-Manifestes zur angeblichen Situation der deutschen Jugend um 1900.
  35. Formulierungen wie „Die deutsche Jugend steht an einem Wendepunkt…, träge Gewohnheiten der Alten und den Geboten einer hässlichen Konvention,… Wir wollen auch weiter getrennt marschieren, aber in dem Bewusstsein, dass uns ein Grundgefühl zusammen schließt, so dass wir Schulter an Schulter gegen die gemeinsamen Feinde kämpfen,… Möge von ihm eine neue Zeit deutschen Jugendlebens anheben“ suggerieren einen Jugendnotstaat und negieren, dass damals die Erziehung durch Eltern und Schulen in vielen Fällen besser war als die heute häufige Nicht-Erziehung und schlechte Erziehung durch viele Medien. Die damalige Erziehung war zugegeben etwas überbehütet, zu konventionell, aber zu einer allgemeinen Dramatik war kein Anlass. Diese Sorge ist eher für die Gegenwart berechtigt.
  36. Zusammen mit den früheren Aufrufen zu einem Meißnertreffen, jeweils formuliert von Knud Ahlborn, Christian Schneehagen bzw. W. Groothoff, wird die Absicht erkennbar, dass eine Minderheit von Reformern und Reformgruppen mit Hilfe von zahlenmäßig größeren Verbänden, z.B. dem Wandervogel, ihre Reformvorstellungen und Ziele in die Gesellschaft tragen wollte. Der Wandervogel war als zahlenmäßig starke Hilfstruppe geplant, die ideelle Leitung sollte aber bei den Reformern bleiben.
  37. Die Formulierung „Die“ deutsche Jugend… suggeriert, dass hier die gesamte deutsche Jugend angesprochen würde. In Wirklichkeit betraf das nur die Jugend der bürgerlichen Sozialschichten. Die bäuerliche Jugend, damals noch der weitaus größte Anteil, hatte weder Zeit noch Gelegenheit für Freiräume. Die zunehmende Arbeiterjugend hatte andere Sorgen, nämlich die finanzielle schmale Basis und überlange Arbeitszeiten, und war größtenteils in den sozialistischen Jugendorganisationen erfasst. Für obige Reformideen, für pädagogische Freiräume und auch für die notwendige Zeit dazu kam nur die bürgerliche Jugend der mittleren und höheren Sozialschichten in Frage. Diese dürften damals kaum mehr als ca. 10 % der damaligen Gesamtjugend insgesamt umfasst haben.
  38. Zu den tragenden Kräften des Meißnertreffens
  39. Das Meißnertreffen 1913 wurde primär geprägt von der DAL, der Deutschen Akademischen Freischar. Diese Bewegung war von dem zu Reformen neigenden Knud Ahlborn und seinem Freund Hans Harbeck 1907 in Göttingen gegründet worden und als eine Weiterführung der Wanderverein-Bewegung im Bund Deutscher Wanderer speziell für die Sozialschicht der Studenten.
  40. Knut Ahlborn hatte in Hamburg 1905 als 17-Jähriger den ersten Wanderverein gegründet. Dieser Hamburger Wanderverein beschrieb sich als „Selbsterziehungsverein höherer Schüler“. Der daraus entstandene Bund Deutscher Wanderer formulierte sein Ziel so: „Vom Wanderer zum Menschen, das ist unsere Erkenntnis und unser Ziel“. Damit war seine Zielsetzung pädagogischer Art und stand in der pädagogischen Tradition, die Goethe in seinem damals viel beachteten Erziehungsroman „Wilhelm Meister“ ausgesprochen hatte, dass nämlich der Mensch nur durch Wandern und Reisen zur inneren Reife gelangen könne.
  41. Die erste Deutsche Akademische Freischar (DAL) in Göttingen hatte bewusst statt der ursprünglich geplanten Bezeichnung „Akademischer Wanderverein“ den kämpferischeren Namen Akademische Freischar gewählt. In der Gründungsurkunde beschrieb man sich als „Kampfbund zur Reform des Deutschen Studententums“. Man verstand sich als Alternative zu den traditionellen Studentenverbindungen und war gegen das studentische Fechten und Trinken und hielt weiterhin am goethischen Ideal der Menschenbildung zum Guten und Schönen fest. 1913 formulierte die Akademischer Freischar eines ihrer Ideale so: „Alle Veranstaltungen der Freischar haben Gesundheit und Schönheit zum obersten Gesetz“. Damit war die Akademische Freischar keine studentische „Roverstufe“ für Wandervögel, sondern eine elitäre und letztlich pädagogisch orientierte Bewegung, die mit dem viel „naiveren“ Wandervogel nur das Wandern, aber nicht die Zielsetzungen gemeinsam hatte.
  42. Es war auch nicht so, dass die älteren Wandervögel automatisch oder hauptsächlich als Studenten in die örtlichen Freischargruppen eintraten. In Heft 4 der Zeitschrift des e.V. Wandervogel… vom April 1913 gab es dazu eine kleine Diskussion in Form von 4 Lesermeinungen. 11 Eine Zuschrift empfahl den Eintritt studierender Wandervögel in die Freischar, weil die Ziele studentischer Verbindungen über die Ziele des Wandervogels hinaus gingen (z.B. Stellungnahmen zu verschiedenen Kulturfragen) und die Wandervogelziele nicht mit solchen studentischen Zielen vermengt werden dürften. Der Schreiber bedauerte gleich-zeitig, dass sich bisher so wenige studierende Wandervögel der Freischar oder vergleich-baren studentischen Korporationen angeschlossen hätten und schlug vor, offiziell für solche Übergänge nach der Schüler-Wandervogelzeit zu werben. "Ich halte es für das beste, die Wandervögel immer wieder auf die Freischar und ähnliche Verbindungen hinzuweisen. Dass sich bis jetzt so wenige angeschlossen haben, mag zum Teil daran liegen, dass diese Verbindungen noch zu neu und unbekannt sind… Dazu kommt, dass er seine Bekannten meistens im Wandervogel hat und nicht in der Freischar." 12
  43. Die anderen 3 Leserzuschriften hielten durchaus studentische Wandervogelgruppen als Gruppierung für die älter gewordenen Wandervögel für sinnvoll und verwiesen auf schon bestehende akademische Wandervogelgruppen. Auch die studentische Wandervogelgruppe um Hans Breuer in Heidelberg lebte ihre Wandervogeltradition als weitgehend akademische Gruppierung, die Heidelberger Pachanthey, in Heidelberg weiter.
  44. Knud Ahlborn war zusammen mit einigen anderen Freunden aus der Freischar der Hauptinitiator des Freideutschen Jugendtages auf dem Meißner und der so genannten Meißnerformel, wobei Ideengeber für die Formulierungen vor ihm möglich sind. Knud Ahlborn war von seiner Anlage her ein Mensch, für den Aspekte der Menschenbildung von zentraler Bedeutung waren und der in gewisser Weise lebenslänglich zu Idealisierungen, Reformen und Neugründungen neigte.
  45. Dass sich Knud Ahlborn in Göttingen kurz vor seiner Gründung der Akademischen Freischar der dortigen Altwandervogel-Gruppe angeschlossen hatte, hat nicht die Bedeutung, dass er die Freischar als „Rovergruppe“ des Wandervogels verstand. Wie intensiv er neben seiner Freischargruppe noch Kontakt zu dieser Altwandervogel-Gruppe pflegte, kann nicht gesagt werden. Aber gerade der Altwandervogel hat damals die Teilnahme am Freideutschen Jugendtag abgelehnt. Vielleicht kannte man dort die Sympathien von Knud Ahlborn für Reformer und Reformbünde…
  46. Zum Meißnerfest und der Rolle der Wandervögel
  47. Gegenüber Versuchen der politischen Einflussnahme und Vereinnahmung suchten die Wandervogel-Verantwortlichen meist Neutralität zu wahren. So fand der Erste Freideutsche Jugendtag auf dem Hohen Meißner im Oktober 1913, für den der Wandervogel den Boden bereitet hatte, offiziell ohne seine Beteiligung statt.13
  48. Dass trotz der unsicheren bzw. ablehnenden Haltung der großen Wandervogelbünde doch ca. die Hälfte der Teilnehmer Wandervögel war, lag daran, dass der e.V. kurzfristig keine eigene Parallelveranstaltung wie der Altwandervogel geplant hatte. Viele Gruppen hatte längerfristig die Reise geplant und die Fahrkarten schon gekauft. Ein Teil der Teilnehmer
  49. 11
  50. 12
  51. 13
  52. Wandervogel…, Jahrgang 8, April, Heft 4, 1913, S. 119ff. ebenda, Walter Fischer, Berlin… http://de.wikipedia.org/wiki/Wandervogel aus diesem Bund wurde aber bereits auf diesem Treffen vom Charisma der MeißnerErklärung ergriffen.
  53. Der Jungwandervogel, der sich bis zuletzt an der Einladung offiziell beteiligt hatte, äußerte sich nachträglich teilweise spöttisch-kritisch zu all den vielen Idealisten, Sektierern und Reformern. Ein Berichterstatter schrieb: Es „kamen Leute und sagten, der politische Linksliberalismus wolle die Jugend fangen; die Linksliberalen freuten sich und glaubten’s vielleicht selber, und die „Nationalen kamen“, um die Jugend zu „retten“. Und wir, die Jugend – lachten. Kümmerten uns den Teufel um Politik. Gingen mit offenen Augen und Ohren hin zum Meißner-Fest, und hätte uns einer von Politik erzählt, dann wären wir singend von dannen gezogen… Wir haben uns zwar mühsam verschiedener Apostel erwehren müssen, die uns vor ihren Wagen spannen wollten, haben aber auch Männer kennen gelernt, die die Jugend achten und ihr helfen wollen um ihrer selbst willen“14
  54. Und der Komponist des Liedes „Wir wollen zu Land ausfahren…“, Kurt von Burkersroda, ebenfalls Jung-Wandervogel, schrieb nachhinein über das Hahnsteintreffen vorher: „Eine zeitlang ist nur Getümmel und Gesummel. Während dessen macht man Studien. Weiße und blaue Pludermützen,… ausgesprochene Zwiebacknasen, fantastisch-hagere Abstinenzlerund Rohköstlergesichter mit tief in den Höhlen liegenden Augen. Mancherlei Fähnlein hängen müde hernieder, und ich höre, wie vor mir einer erklärt: Dort sitzen Volkserzieher, die massive Erscheinung da ist Popert, dahinten sitzen die Himbeersaftstudenten, und die Fahne mit dem Rad, das ist das Banner des Serakreises!
  55. In verschiedenen Ecken feiert die Kleiderreform wilde Orgien mit Kitteln in allen Regenbogenfarben. Der E.V. läßt krampfhaft seine Storchnadel sehen, die anscheinend immer größere Formen annimmt. Und über all dem Mischmasch von Loden, Manchester, Bundtuch, Reformhemden, Umhängen und Touristenanzügen ein Meer von erwartungsvollen Augen…15
  56. Wenn auch eine Reihe Wandervogelgruppen nachträglich positiv vom Meißnertreffen 1913 berichtete, so bestand doch ein Teil der Wandervogelteilnehmer hauptsächlich nur aus Neugierigen, Verlegenheitsbesuchern, Lauwarmen, Kritikern und zog recht unbekümmert wieder nach Hause.
  57. „Wenig hat am Ende jene historische Tagung auf dem Hohen Meißner ergeben – nur ein Versprechen, das nie gehalten wurde, und eine Formel, die jedem etwas anderes bedeutete und die auf jeden Fall keine spezielle Jugendformel war. Für die Jungen und Mädchen im Wandervogel mag das nicht sehr von Belang gewesen sein: Lachend hatten sie auf dem Hohen Meißner zugesehen, wie Links und Rechts sich mühten, sie für ihre Zwecke zu mobilisieren“. 16
  58. Und kaum ein Jahr später zogen die Wandervögel voll nationaler Begeisterung in den 1. Weltkrieg und in die Schlacht bei Langemarck, obwohl doch das Meißnertreffen 1913 sich gegen den damaligen Hurra-Patriotismus mit Soldatenfeiern gewandt hatte.
  59. Zur charismatischen Wirkung der so genannten Meißner Formel
  60. 14
  61. Nach Jung-Wandervogel, Zeitschrift des Bundes für Jugendwandern „Jung-Wandervogel“, 3. Jahrg., Nov./Dez. 1913, Heft 11/12, S. 161; zit. nach http://buendische-vielfalt.de/?p=1545, Hansische Meißnerschnipsel – Wandervögel nah & fern, von der Hamburger Gilde Gorch Fock, wobei in dieser Textzusammenstellung eine Fotokopie der betreffenden Zeitschrift-Ausgabe enthalten ist, so dass man auch direkt von dieser Fotokopie zitieren kann.
  62. 15
  63. Ebenda, s. 161f; ebenfalls zit. nach http://buendische-vielfalt.de/?p=1545, Hansische Meißnerschnipsel – Wandervögel nah & fern, von der Hamburger Gilde Gorch Fock.
  64. 16
  65. Siehe http://de.academic.ru/dic.nsf/dewiki/469190 Mitreißende Schlagworte, griffige Formulierungen, eingängige Merksätze machen mehr Geschichte und haben größere Wirkungen als dicke Bücher. Das gilt seit den Anfängen der Geschichte: „Es gibt nur 1 Gott, du sollst nicht andere Götter neben mir haben; Ich weiß, dass ich nichts weiß; Hier stehe ich, ich kann nicht anders; Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen; Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit; Proletarier aller Länder, vereinigt euch; Am deutschen Wesen soll die Welt genesen“… In die Reihe diese wirkungsträchtigen Formulierungen gehört auch die Meißnerformel. Sie war es, die dem Treffen von 1913 erst Bedeutung und Geschichtlichkeit verschafft hat. Ohne diese „Formel“ würde sich heute kaum noch jemand dieses Treffens erinnern. Sie füllte eine Lücke aus, die damals im soziologischen Raum offen stand.
  66. Die erste Wirkung dieser Erklärung war, dass sie sukzessive den teilnehmenden und auch nicht teilnehmenden Bünden bewusst gemacht hat, dass die damaligen Bewegungen von Adoleszenten und jungen Erwachsenen in irgend einer Form direkt oder indirekt ein Sich-Abgrenzen, ein Protest gegen die damalige Gesellschaft waren oder wurden und dass man Reformen praktizierte, auch wenn man sie bewusst nicht geplant hatte. Diese griffige Erklärung, obwohl inhaltlich ein Allgemeinplatz, der für alle protestierenden Generationen der Geschichte Gültigkeit hat, begann allmählich sogar Pfadfindergruppen in ihren Bann zu ziehen. Und dass besonders die anfangs kritischen Wandervögel das Gedenken an Formel und Treffen von 1913 am Leben erhielten, ist schon ein beachtenswerter charismatischer Erfolg, eigentlich ein kleiner Treppenwitz der Weltgeschichte.
  67. Diese Formel war nicht nur griffig, sie beinhaltete auch Zwang und verlangte unbedingte Geschlossenheit. Die Schlussworte „Für diese innere Freiheit tritt sie unter allen Umständen geschlossen ein“ bedeuten eigentlich ein suggestives Einschwören auf diese Formulierung, die die Besucher des Treffens 1913 vorher noch gar nicht gekannt hatten, wobei hinter dem Hinweis auf "innere Freiheit" auch Ziele von Bünden stehen konnten, die nicht jeder damals und heute akzeptieren möchte.
  68. Man muss sich diesen Vorgang einmal genau vor Augen halten. Da fühlten sich einige Freischärler unter Führung von Knud Ahlborn als Sprachrohr aller Teilnehmer dieses Treffens und fordern entschiedenes Eintreten aller für dasjenige, was sie während einer Wanderung ausformulieret hatten. Das war im Grunde ein gewisser Fraktionszwang, eine Bevormundung.
  69. Wäre diese Meißner-Erklärung in einem demokratischen Formulierungsprozess entstanden, wäre sie real eine Erklärung der damals Versammelten gewesen. So war sie eine Forderung weniger, die aber durch das Charisma ihrer Worte nachträglich immer mehr Bünde hinter sich versammelte.
  70. Diese Formel hat die Wandervögel im Zuge des Wandels des soziologischen Begriffes Jugend erst zu einer Jugendbewegung im Sinne von Nichterwachsenen gemacht. Denn das Wort und der Begriff „Jugend“ sind in der Formel geblieben, der Sinn von Jugend hat sich aber geändert. Das hat längere Zeit die Rolle von Älteren in den bündischen Gruppierungen verunsichert. Erst in der Gegenwart beginnt sich, auch durch den demografischen Wandel, das Selbstverständnis einer großen bündischen Familie über alle Altersstufen hinweg durchzusetzen.
  71. Dass sich diese Erklärung auf Wandervögel und Pfadfinder ausweitete, hängt auch damit zusammen, dass die Leitideen von diesen Bünden nicht soziologisch kritisch und reichhaltig genug sind, um auch für darüber hinaus Interessierte einen Heimatraum zu bieten. Die Wandervogelromantik erschöpft sich irgendwann einmal und die Pfadfindertechniken hat man irgendwann einmal gelernt…
  72. In dieser Formel fand man einen gedanklichen Anstoß für übergeordnete Ideen. Welche vielfältigen Assoziationen eröffnen sich bei den Worten „nach eigener Bestimmung, vor eigener Verantwortung“... Sie motivieren dazu, unbeirrt dem zu folgen, selbstüberzeugt das umzusetzen, was man für richtig hält. Es ist im Grunde ein Freibrief für alternative Ziele und Lebensformen jeglicher Art schon in jungen Jahren.
  73. Vorschlag für einen zurückhaltenderen Umgang mit der Meißnertradition und der Meißnerformel
  74. Charismatische Sätze, Erklärungen, Aussagen, Formeln können initiieren, sammeln und stärken, sie können aber auch negative Wirkungen entfalten, indem sie z.B. historische Zusammenhänge vereinfachen und Pluralismus gefährden.
  75. Zugegeben: Für Bündische, die von der Meißnererklärung 1913 begeistert waren und die teilweise verzückt auf diese Formel starrten, ist es unerheblich, ob ihre Gruppierungen diese Erklärung inhaltlich von Anfang an unterstützten oder erst allmählich in ihren Sog gerieten.
  76. Aber die Sorge vor einer Beeinträchtigung von Pluralismus sollte man etwas ernster nehmen. Die Wandervogelbewegung entwickelte sich bereits kurz nach ihrer Gründung pluralistisch. Pluralismus kann eine Bereicherung sein. Die charismatische Formulierung dieser Meißner-Erklärung und besonders ihre Forderung nach Geschlossenheit hinter ihrer Aussage kann aber Pluralismus beeinträchtigt, indem einmal Bünde, die nicht allen Zielen anderer Bünde zustimmen, in ihrem individuellen Selbstverständnis verunsichert werden und zum anderen, indem Bestrebungen entstehen, unliebsame und nichtkonforme Bünde von dieser beschworenen gemeinsamen Plattform auszuschließen. Deswegen sollte man den Einfluss dieser Erklärung etwas zurück fahren.
  77. Für das 100jährige Gedächtnistreffen im Herbst 2013 könnte das konkret bedeute:
  78. - Dass man auf die Suche nach einer ähnlich charismatischen Erklärung verzichtet und sich höchstens auf eine einfache Aussage beschränkt oder noch besser jedem teilnehmenden Bund eine eigene Erklärung zubilligt.
  79. - Dass man kein gemeinsames Meißnerlager 2013 anstrebt, sondern jedem beteiligten Bund ein eigenes Lager am Meißner zuspricht und nur zu zentralen Veranstaltungen an einem Ort zusammen kommt. Vielleicht kann man sich auch in dieser Form gegenseitig besser ertragen, wenn man nicht für die Freiheit der Ziele der anderen Gruppen eintreten muss.
  80. - Dass man aufgibt, die Welt irgendwie entscheidend zu reformieren und verbessern zu wollen, denn das ist nach allen Erfahrzungen der Geschichte leider nicht möglich. Es ist nur sinnvoll, dass jeder Bund versucht, um sich kleine Inseln des Vernünftigen und Guten zu schaffen, so wie Alexej Stachowitsch das fordert.
  81. Denn das Meißnertreffen von 1913 hat keinen Kult-Charakter für die Wandervogelbewegung gehabt und die Meißnerformel von 1913 war keine Kult-Formel und kein KultAusdruck für die Wandervogelbewegung und ist sie bis heute nicht. Es gibt nur nach dem 2. Weltkrieg zunehmende Strömungen, sie dazu zu machen.
  82. Einige Literaturhinweise
  83. - http://buendische-vielfalt.de, z.B. zwölfdreizehnschnipseleien januar 13 und märz 13, hansische Meißnerschnipsel usw. Auf dieser Webseite sind in den letzten Monaten interessante Quellen zum Meißnertreffen 1913 zusammen getragen worden. Die konkret benutzten Stellen sind als Fußnoten angegeben.
  84. - Wandervogel, Monatsschrift für deutsches Jugendwandern, verschiedene Hefte des Jahrgangs 1913 - Helwig, Werner, Die blaue Blume des Wandervogels, Deutscher Spurbuchverlag, überarbeitete Neuausgabe, hrsg. Von Walter Sauer, 1998.
  85. - Speiser, Heinz, 1977: Hans Breuer – Wirken und Wirkungen, eine Monografie, Burg Ludwigstein.
  86. - Wurm, Helmut 1990: Vorarbeiten zu einer interdisziplinären Untersuchung über die Körperhöhenverhältnisse der Deutschen im 19. Jahrhundert und der sie beeinflussenden Lebensverhältnisse, 2 Teile. Teil 1: Einleitende Begründung, quellenkundliche Probleme, quellenkundliche Vorarbeiten für die politischen Einzelräume von Norddeutschland bis Württemberg. Teil II: Quellenkundliche Vorarbeiten für Baden, Elsaß-Lothringen, Bayern, das gesamte Deutsche Reich, zusammenfassende Auswertung, ernährungshistorische Hinweise, Schrifttum. in: Gegenbaurs morphologisches Jahrbuch, Bd. 136, S. 405-429 und S. 503-524.
  87. (In dieser Untersuchung waren nur die Wachstumsverhältnisse ab 18 Jahren betrachtet worden. Es wurden die damaligen Messungen an Turnern, Soldaten, Studenten usw. ausgewertet, wobei immer wieder die Klassifikation Turnerjugend, soldatische Jugend, studentische Jugend usw. auffiel)
  88. - Eine Internet-Suche (z. B. in http://de.academic.ru; wikipedia; scout-o-wiki, buendische-vielfalt) zu den Schlagworten „Jugendbewegung, Altwandervogel, Wandervogel e.V., Meißner 1913, Freideutscher Jugendtag, Meißnererklärung 1913, Knud Ahlborn, Gustav Wyneken, akademische Freischar, Bund deutscher Wanderer“ usw. Die konkret benutzten Stellen sind als Fußnoten angegeben.
  89. - Siehe auch: Hoher Meissner 1913. Der Erste Freideutsche Jugendtag in Dokumenten, Deutungen und Bildern, hrsg. von Winfried Mogge und Jürgen Reulecke, WochenschauVerlag, 1988, 422. Seiten.
  90. (Verfasst von Helmut Wurm, März 2013. Der Hinweis und der Terminus, dass die so viel zitierte Meissnerformel „keinen Kult-Charakter“… für die Wandervogelbewegung habe, stammt von Alexej Stachowitsch, Axi, der das in einem telefonischen Gespräch mit dem Verfasser über diesen Beitrag ergänzend knapp 1 Woche vor seinem Tod so formulierte. )erdint.

Beitrag zur Entmythologisierung von Meissnertreffen und Meissnerformel

1913

(Der derzeit letzte Bearbeitungsstand dieses Kurzbeitrages ist der 8. 4. 013)

Dieser Beitrag ist kein konformer Beitrag zum Chor begeisterten Meißnertreffen-Freunde, sondern ein Querdenker-Beitrag, der manche Sichtweise und Entwicklung hinterfragt. Er möchte begründen, weshalb das Meißnertreffen von 1913 keinen Kult-Charakter für die Wandervögel gehabt hat und weshalb die Meißnerformel von 1913 keine Kult-Formel und kein Kult-Ausdruck für die Wandervogelbewegung war und bis heute ist.

  1. Anfangs einige Begriffs-Richtigstellungen:
  1. Unter Jugend verstand man um 1900 eine andere Altersstufe als heute. Der Terminus „Jugend“ bezeichnete die Altersspanne etwa zwischen 16 bis 25 Jahren, also die Altersstufe Adoleszenz bis junge Erwachsene im heutigen Sprachgebrauch. Man sprach damals von gymnasialer Jugend, studentischer Jugend, akademischer Jugend, Turnerjugend, soldatischer Jugend… Die Altersstufe davor waren die Knaben und Mädchen. Der frühe Wandervogel war also keine Jugendbewegung im heutigen Sinne, sondern eine Bewegung von Adoleszenten und jungen Erwachsenen, die allerdings Jugendliche ab 14-16 Jahren um sich sammelten.
  1. Der frühe Wandervogel war primär keine Reformbewegung und keine Protestbewegung gegen die Erwachsenen, sondern primär eine unpolitische Entdeckungsbewegung der Natur außerhalb der Stadtballungen und eine Wanderbewegung hinaus in die Romantik. Die frühe Wandervogelbewegung benötigte sogar die Hilfen der Erwachsenen. Ohne Erwachsenenhilfe (z.B. einige Lehrer in Steglitz und die Eufrat-Mitglieder) hätte es die Gründung und den Aufbau der Wandervogelbewegung nicht gegeben.

Es ist vielen heute Lebenden schwer, sich die beginnende Fluchtbewegung aus den StadtBallungen ab dem Ende des 19. Jhs. zu vergegenwärtigen. Die Menschen waren vorher in den Siedlungen weitgehend gefangen gewesen. Erst der Ausbau des Eisenbahnnetzes ermöglichte die Erschließung der weiteren Stadtumgebungen und Deutschlands für größere Gruppenreisen. Um 1900 hatte das Eisenbahnnetz eine solche Dichte erreicht, dass man leicht und billig in jede Richtung fahren konnte. Es öffnete für die Wandervogelgruppen die Tore in die weite Welt. Ab den Wandervogelanfängen liest man in Fahrtengberichten, dass man sich an Bahnhöfen traf, mit dem Zug in die Fahrtengegend fuhr und die Fahrten an Bahnhöfen beendete. Es war nicht die Flucht vor dem Zwang der damaligen Erziehung, die den Wandervogel entstehen ließ. Reformfanatiker, damals wie heute, wollen das nur der Wandervogelgeschichte unterschieben.

Um das Selbstverständnis des Wandervogels und seine Motivationen zu verdeutlichen, sollen einige Beiträge aus der Monatsschrift des Einigungsvereins „Wandervogels e.V.“ aus dem Jahr 1913 zitiert werden:

Rudolf Sievers 1 beantwortete die Frage "Was ist der Wandervogel?" so: Der Wandervogel will laut Satzung "Erstens… das Wandern der deutschen Jugend fördern, den Sinn für das Naturschöne wecken und der Jugend Gelegenheit geben, Land und Leute der deutschen Heimat aus eigener Anschauung kennen zu lernen"…

1

Sievers, Schriftleiter dieser Zeitschrift in einem Artikel, der bewusst als Aussage für die geplante Festschrift des bevorstehenden "Freideutschen Jugendtages" gemeint war; in: Wandervogel, Monatsschrift für deutsches Jugendwandern, Jahrgang 8, Oktober 1913, Heft 10, S. 278. Etwas dichterischer beschrieb Hans Breuer 2 die Fluchtbewegung der frühen Wandervögel aus den Städten und gleichzeitig die Wandlung vom wilden Vaganten-Wanderstil zum kulturromantischen Stil: „Und sie fluchten ihrer Großstadt, verhöhnten, was noch an Heiligem an ihr klebte. Sie kürten sich Armut, Not und Entbehrungen, stürmten hinaus in wilde Klüfte und Wälder und tagten dort in der Einsamkeit. Das war eine wilde, schöne Zeit... Aber mählich, wie sie reifer wurden, zog’s sie, die bäuerlichen Stuben zu schmecken, durch Gässchen altfränkischer Städtchen zu schweifen, sie sahen den feierlichen Ernst wuchtiger, rundbogiger Münster, die ragenden Dienste gotischer Kathedralen und spürten einen Hauch von ihrem Genius“.

Und der neu gewählte Bundesführer 3 des neu gegründeten Einigungsbundes e.V. warnte im selben Heft vor Reformern auf diesem geplanten Freideutschen Treffen, vor denen man Vorsicht haben müsse. "Aber da kommen aus dieser Jugend selbst einige hervor und raunen und rauschen den anderen heimliche Dinge ins Ohr. Und sagen: Das Wandern und Singen an sich ist gar nichts wert. Wir müssen eine neue Jugendkultur schaffen, darauf kommt alles an… Ich bin auch anderen begegnet, Jünglingen mit schmachtenden Augen, denen war das Herumlaufen mit nackten Beinen und bloßem Kopf und das Tragen langer Haare wichtiger als die ganze Wanderei... Wieder andere habe ich getroffen, die wollten, dass der Wandervogel… sich… mit allen möglichen anderen Verbänden, die auf Lebenserneuerung drängen, zu gemeinsamer Arbeit zusammenschließe,… als ob das nicht der Tod einer Jugendbewegung sein müsste… Unsere Liebe sei Wald und Heide, Berg und Strom. Unser Ruf sei derselbe… Hinaus in die Ferne".

Und im nächsten Heft 11 antwortete Edmund Neuendorff auf den Antrag von Wandervogelführern, Teilnehmern am gerade zurückliegenden Meißnertreffen, der Meißnererklärung beizutreten: Der Antrag werde der nächsten Bundesversammlung des e.V. vorgelegt, "Aber wir im Wandervogel dürfen nie und nimmer vergessen, dass unsere erste und ernsteste und heiligste Aufgabe sein muss: Förderung des Wanderns und der von selbst aus ihm erblühenden und durch Lebenskräfte notwendig mit ihm verbunden äußeren und inneren Kultur deutscher Jugend." 4

Für die Wandervogelbewegung passte zusammenfassend gut die spontane Formulierung von Muck-Lamberty (Friedrich Lamberty, genannt Muck) 1919: „Unsere Fahrt geht ins Blaue…“

Natürlich gab es auch Wandervögel, die froh waren, der damaligen Erziehungswelt und Familienwelt entweichen zu können. Aber das war nicht die primäre Intention der neuen Bewegung. 5 Und es gab auch früh Versuche, diese neue Bewegung zu ideologisieren. Aber es war hauptsächlich die harmlos-naive Ideologie von der Suche nach der blauen Blume, die aus der Romantik übernommen wurde, die man dem Wandervogel überstülpte.

Diese ideologisch naiv-harmlose Wandervogelbewegung war z.B. dem Reformpädagogen Wyneken nicht ernsthaft genug. Er meinte, der Wandervogel habe in Lied und Tanz einen Ausdruck jugendlichen Frohsinns gefunden, sich damit aber auch bereits zufrieden gegeben und habe es sich wohl sein lassen. Die ganze künstlerische Einstellung des Wandervogels sei auf bloßen Stimmungsgenuss gerichtet, und zwar auf einen ziemlich bequemen und billigen Genuss.6

2

Hans Breuer, ehemaliger Bundesführer des Wandervogels D.B., der als größter Teilbund im e.V. aufgegangen war; ebenda S. 283.

3 Edmund Neuendorff, Schulleiter; ebenda S. 302f. 4 Edmund Neuendorff, Wandervogel…, Heft 11, S. 332f. 5

Diesbezüglich sollte man die weitergehenden Behauptungen von Blüher mit Zurückhaltung zur Kenntnis nehmen, denn überall dort, wo er interpretiert, ist große Zurückhaltung geboten.

6

Nach http://de.academic.ru/dic.nsf/dewiki/, Artikel zu Gustav Wynneken, 556277#sel=20:1,20:58 II. Die Einladung zum Meißnertreffen

  1. Der Beginn des Vorhabens ist etwa Ostern 1913 zu datieren. Denn damals bekam die Idee von einem alternativen Jahrhundertfest einen wesentlichen Anstoß. Denn auf dem Bundestag der Deutschen Akademischen Freischar (DAF) in Jena machte ein Gast, welcher Mitglied des Deutschen Bundes abstinenter Studenten (DBaSt) war, den Vorschlag eine würdige, insbesondere alkoholfreie, Gedenkveranstaltung zu Ehren der Völkerschlacht bei Leipzig durchzuführen. Dieser Vorschlag wurde in den Reihen der DAF mit Begeisterung aufgenommen und fortan blieb die DAF die treibende Kraft hinter den Vorbereitungen des Ersten Freideutschen Jugendtages. Man nahm anschließend Verbindung zu anderen Bünden und Studentenverbindungen auf, auch zu den damaligen Wandervogelbünden. 7 Der erste historische Anschub zu diesem Alternativtreffen ging also nicht von den Wandervögeln aus, sondern von einer Bundesrichtung, die - durchaus nachvollziehbar - ein Treffen von jungen Erwachsenen und insbesondere von Studenten vorschlug, dass sich nicht in den damaligen Maßstab einordnete, der den deutschen Mann nach seiner Fähigkeit maß, wie viel Alkohol er vertragen konnte. Dieser enge Ideengeber-Kreis suchte nun nach Bünden, die ein solches Treffen mit gestalten würden. Die Mehrzahl der hinzu geworbenen und besonders aktiven Bünde waren kleinere Reformgruppen mit verschiedenen anderen Zielsetzungen, daneben 2 Wandervogelbünde.

Ein erstes Treffen interessierter Bünde zur Vorbereitung eines solchen Treffens fand Pfingsten 1913 in Jena statt. An diesem Treffen nahmen 13 Bünde teil und hier wurden Name, Ort und grober Ablauf des Festes festgelegt. Der Name „Freideutscher Jugendtag“ orientierte sich nach einem Vorschlag des Urwandervogels Friedrich Wilhelm Fulda, dem damaligen Verantwortlichen der Wandervogel-Führerzeitschrift. Den Hohen Meißner als Ort schlug Christian Schneehagen vor, Mitglied der Deutschen Akademischen Freischar und späterer Mitorganisator des Meißnertreffens.8

Der erste Aufruf im Sommer 1913 erschien in der Wandervogel Führerzeitung (Heft 7, 1913) und wurde im Namen der Deutschen Akademischen Freischar von Knud Ahlborn unterschrieben. Der zweite Aufruf erschien kurze Zeit später im Gaublatt „Nordmark“ des Wandervogel e. V. (Heft 4, 1913) und war erstmalig von allen veranstaltenden Bünden unterschrieben. Als Festleitung wurde Christian Schneehagen angegeben.

Folgende Bünde schlossen sich zur Vorbereitung und Einladung zusammen:

Deutsche Akademische Freischar, Deutscher Bund abstinenter Studenten, Deutscher Vortruppbund, Bund deutscher Wanderer, Wandervogel e.V., Jungwandervogel, Österreichischer Wandervogel, Germania – Bund abstinenter Studenten, Freie Schulgemeinde Wickersdorf, Bund für freie Schulgemeinden, Landschulheim am Solling, Akademische Vereinigungen Marburg und Jena, Serakreis Jena, Burschenschaft Vandalia Jena.9

  1. Zum Meißnertreffen 1913 hat es mehrere Einladungen gegeben. 10 Die letzte Einladung zum Meißnertreffen, weitgehend formuliert von Gustav Wyneken, war eine pathetisch-

7

Eng angelehnt an die Mitteilung in http://buendische-vielfalt.de/?p=3353 und http://buendischevielfalt.de/?p=3460, die wiederum als Quelle angeben: Johannes Jacobs (kugel), Was war das – das Meißnerfest 1913?, Kiel 1987, Seite 42-43.

8

http://de.wikipedia.org/wiki/Erster_Freideutscher_Jugendtag#cite_note-1 9

http://buendische-vielfalt.de/?p=933, siehe dort: Was ließen jene… #2 – Aufrufe zum Freideutschen Jugendtag… ; 10

http://www.digam.net/dokument.php?ID=9247&PHPSESSID =54853573ed0494d618a5b774685e474f (=Digitales Archiv Marburg, DigAM); Siehe auch die ausgewählten Quellen im Eisbrecher, http://www.der-eisbrecher.de/cont_files/df_meissner.pdf und; http://buendische-vielfalt.de/?p=3117; http://buendische-vielfalt.de/?p=1450; http://buendische->

vielfalt.de/?p=933 rhetorisch-suggestive Meisterleistung eines Krisen-Manifestes zur angeblichen Situation der deutschen Jugend um 1900.

Formulierungen wie „Die deutsche Jugend steht an einem Wendepunkt…, träge Gewohnheiten der Alten und den Geboten einer hässlichen Konvention,… Wir wollen auch weiter getrennt marschieren, aber in dem Bewusstsein, dass uns ein Grundgefühl zusammen schließt, so dass wir Schulter an Schulter gegen die gemeinsamen Feinde kämpfen,… Möge von ihm eine neue Zeit deutschen Jugendlebens anheben“ suggerieren einen Jugendnotstaat und negieren, dass damals die Erziehung durch Eltern und Schulen in vielen Fällen besser war als die heute häufige Nicht-Erziehung und schlechte Erziehung durch viele Medien. Die damalige Erziehung war zugegeben etwas überbehütet, zu konventionell, aber zu einer allgemeinen Dramatik war kein Anlass. Diese Sorge ist eher für die Gegenwart berechtigt.

  1. Zusammen mit den früheren Aufrufen zu einem Meißnertreffen, jeweils formuliert von Knud Ahlborn, Christian Schneehagen bzw. W. Groothoff, wird die Absicht erkennbar, dass eine Minderheit von Reformern und Reformgruppen mit Hilfe von zahlenmäßig größeren Verbänden, z.B. dem Wandervogel, ihre Reformvorstellungen und Ziele in die Gesellschaft tragen wollte. Der Wandervogel war als zahlenmäßig starke Hilfstruppe geplant, die ideelle Leitung sollte aber bei den Reformern bleiben.

  1. Die Formulierung „Die“ deutsche Jugend… suggeriert, dass hier die gesamte deutsche Jugend angesprochen würde. In Wirklichkeit betraf das nur die Jugend der bürgerlichen Sozialschichten. Die bäuerliche Jugend, damals noch der weitaus größte Anteil, hatte weder Zeit noch Gelegenheit für Freiräume. Die zunehmende Arbeiterjugend hatte andere Sorgen, nämlich die finanzielle schmale Basis und überlange Arbeitszeiten, und war größtenteils in den sozialistischen Jugendorganisationen erfasst. Für obige Reformideen, für pädagogische Freiräume und auch für die notwendige Zeit dazu kam nur die bürgerliche Jugend der mittleren und höheren Sozialschichten in Frage. Diese dürften damals kaum mehr als ca. 10 % der damaligen Gesamtjugend insgesamt umfasst haben.

III. Zu den tragenden Kräften des Meißnertreffens

Das Meißnertreffen 1913 wurde primär geprägt von der DAL, der Deutschen Akademischen Freischar. Diese Bewegung war von dem zu Reformen neigenden Knud Ahlborn und seinem Freund Hans Harbeck 1907 in Göttingen gegründet worden und als eine Weiterführung der Wanderverein-Bewegung im Bund Deutscher Wanderer speziell für die Sozialschicht der Studenten.

Knut Ahlborn hatte in Hamburg 1905 als 17-Jähriger den ersten Wanderverein gegründet. Dieser Hamburger Wanderverein beschrieb sich als „Selbsterziehungsverein höherer Schüler“. Der daraus entstandene Bund Deutscher Wanderer formulierte sein Ziel so: „Vom Wanderer zum Menschen, das ist unsere Erkenntnis und unser Ziel“. Damit war seine Zielsetzung pädagogischer Art und stand in der pädagogischen Tradition, die Goethe in seinem damals viel beachteten Erziehungsroman „Wilhelm Meister“ ausgesprochen hatte, dass nämlich der Mensch nur durch Wandern und Reisen zur inneren Reife gelangen könne.

Die erste Deutsche Akademische Freischar (DAL) in Göttingen hatte bewusst statt der ursprünglich geplanten Bezeichnung „Akademischer Wanderverein“ den kämpferischeren Namen Akademische Freischar gewählt. In der Gründungsurkunde beschrieb man sich als „Kampfbund zur Reform des Deutschen Studententums“. Man verstand sich als Alternative zu den traditionellen Studentenverbindungen und war gegen das studentische Fechten und Trinken und hielt weiterhin am goethischen Ideal der Menschenbildung zum Guten und Schönen fest. 1913 formulierte die Akademischer Freischar eines ihrer Ideale so: „Alle Veranstaltungen der Freischar haben Gesundheit und Schönheit zum obersten Gesetz“. Damit war die Akademische Freischar keine studentische „Roverstufe“ für Wandervögel, sondern eine elitäre und letztlich pädagogisch orientierte Bewegung, die mit dem viel „naiveren“ Wandervogel nur das Wandern, aber nicht die Zielsetzungen gemeinsam hatte.

Es war auch nicht so, dass die älteren Wandervögel automatisch oder hauptsächlich als Studenten in die örtlichen Freischargruppen eintraten. In Heft 4 der Zeitschrift des e.V. Wandervogel… vom April 1913 gab es dazu eine kleine Diskussion in Form von 4 Lesermeinungen. 11 Eine Zuschrift empfahl den Eintritt studierender Wandervögel in die Freischar, weil die Ziele studentischer Verbindungen über die Ziele des Wandervogels hinaus gingen (z.B. Stellungnahmen zu verschiedenen Kulturfragen) und die Wandervogelziele nicht mit solchen studentischen Zielen vermengt werden dürften. Der Schreiber bedauerte gleich-zeitig, dass sich bisher so wenige studierende Wandervögel der Freischar oder vergleich-baren studentischen Korporationen angeschlossen hätten und schlug vor, offiziell für solche Übergänge nach der Schüler-Wandervogelzeit zu werben. "Ich halte es für das beste, die Wandervögel immer wieder auf die Freischar und ähnliche Verbindungen hinzuweisen. Dass sich bis jetzt so wenige angeschlossen haben, mag zum Teil daran liegen, dass diese Verbindungen noch zu neu und unbekannt sind… Dazu kommt, dass er seine Bekannten meistens im Wandervogel hat und nicht in der Freischar." 12

Die anderen 3 Leserzuschriften hielten durchaus studentische Wandervogelgruppen als Gruppierung für die älter gewordenen Wandervögel für sinnvoll und verwiesen auf schon bestehende akademische Wandervogelgruppen. Auch die studentische Wandervogelgruppe um Hans Breuer in Heidelberg lebte ihre Wandervogeltradition als weitgehend akademische Gruppierung, die Heidelberger Pachanthey, in Heidelberg weiter.

Knud Ahlborn war zusammen mit einigen anderen Freunden aus der Freischar der Hauptinitiator des Freideutschen Jugendtages auf dem Meißner und der so genannten Meißnerformel, wobei Ideengeber für die Formulierungen vor ihm möglich sind. Knud Ahlborn war von seiner Anlage her ein Mensch, für den Aspekte der Menschenbildung von zentraler Bedeutung waren und der in gewisser Weise lebenslänglich zu Idealisierungen, Reformen und Neugründungen neigte.

Dass sich Knud Ahlborn in Göttingen kurz vor seiner Gründung der Akademischen Freischar der dortigen Altwandervogel-Gruppe angeschlossen hatte, hat nicht die Bedeutung, dass er die Freischar als „Rovergruppe“ des Wandervogels verstand. Wie intensiv er neben seiner Freischargruppe noch Kontakt zu dieser Altwandervogel-Gruppe pflegte, kann nicht gesagt werden. Aber gerade der Altwandervogel hat damals die Teilnahme am Freideutschen Jugendtag abgelehnt. Vielleicht kannte man dort die Sympathien von Knud Ahlborn für Reformer und Reformbünde…

  1. Zum Meißnerfest und der Rolle der Wandervögel

Gegenüber Versuchen der politischen Einflussnahme und Vereinnahmung suchten die Wandervogel-Verantwortlichen meist Neutralität zu wahren. So fand der Erste Freideutsche Jugendtag auf dem Hohen Meißner im Oktober 1913, für den der Wandervogel den Boden bereitet hatte, offiziell ohne seine Beteiligung statt.13

Dass trotz der unsicheren bzw. ablehnenden Haltung der großen Wandervogelbünde doch ca. die Hälfte der Teilnehmer Wandervögel war, lag daran, dass der e.V. kurzfristig keine eigene Parallelveranstaltung wie der Altwandervogel geplant hatte. Viele Gruppen hatte längerfristig die Reise geplant und die Fahrkarten schon gekauft. Ein Teil der Teilnehmer

11

12

13

Wandervogel…, Jahrgang 8, April, Heft 4, 1913, S. 119ff. ebenda, Walter Fischer, Berlin… http://de.wikipedia.org/wiki/Wandervogel aus diesem Bund wurde aber bereits auf diesem Treffen vom Charisma der MeißnerErklärung ergriffen.

Der Jungwandervogel, der sich bis zuletzt an der Einladung offiziell beteiligt hatte, äußerte sich nachträglich teilweise spöttisch-kritisch zu all den vielen Idealisten, Sektierern und Reformern. Ein Berichterstatter schrieb: Es „kamen Leute und sagten, der politische Linksliberalismus wolle die Jugend fangen; die Linksliberalen freuten sich und glaubten’s vielleicht selber, und die „Nationalen kamen“, um die Jugend zu „retten“. Und wir, die Jugend – lachten. Kümmerten uns den Teufel um Politik. Gingen mit offenen Augen und Ohren hin zum Meißner-Fest, und hätte uns einer von Politik erzählt, dann wären wir singend von dannen gezogen… Wir haben uns zwar mühsam verschiedener Apostel erwehren müssen, die uns vor ihren Wagen spannen wollten, haben aber auch Männer kennen gelernt, die die Jugend achten und ihr helfen wollen um ihrer selbst willen“14

Und der Komponist des Liedes „Wir wollen zu Land ausfahren…“, Kurt von Burkersroda, ebenfalls Jung-Wandervogel, schrieb nachhinein über das Hahnsteintreffen vorher: „Eine zeitlang ist nur Getümmel und Gesummel. Während dessen macht man Studien. Weiße und blaue Pludermützen,… ausgesprochene Zwiebacknasen, fantastisch-hagere Abstinenzlerund Rohköstlergesichter mit tief in den Höhlen liegenden Augen. Mancherlei Fähnlein hängen müde hernieder, und ich höre, wie vor mir einer erklärt: Dort sitzen Volkserzieher, die massive Erscheinung da ist Popert, dahinten sitzen die Himbeersaftstudenten, und die Fahne mit dem Rad, das ist das Banner des Serakreises!

In verschiedenen Ecken feiert die Kleiderreform wilde Orgien mit Kitteln in allen Regenbogenfarben. Der E.V. läßt krampfhaft seine Storchnadel sehen, die anscheinend immer größere Formen annimmt. Und über all dem Mischmasch von Loden, Manchester, Bundtuch, Reformhemden, Umhängen und Touristenanzügen ein Meer von erwartungsvollen Augen…15

Wenn auch eine Reihe Wandervogelgruppen nachträglich positiv vom Meißnertreffen 1913 berichtete, so bestand doch ein Teil der Wandervogelteilnehmer hauptsächlich nur aus Neugierigen, Verlegenheitsbesuchern, Lauwarmen, Kritikern und zog recht unbekümmert wieder nach Hause.

„Wenig hat am Ende jene historische Tagung auf dem Hohen Meißner ergeben – nur ein Versprechen, das nie gehalten wurde, und eine Formel, die jedem etwas anderes bedeutete und die auf jeden Fall keine spezielle Jugendformel war. Für die Jungen und Mädchen im Wandervogel mag das nicht sehr von Belang gewesen sein: Lachend hatten sie auf dem Hohen Meißner zugesehen, wie Links und Rechts sich mühten, sie für ihre Zwecke zu mobilisieren“. 16

Und kaum ein Jahr später zogen die Wandervögel voll nationaler Begeisterung in den 1. Weltkrieg und in die Schlacht bei Langemarck, obwohl doch das Meißnertreffen 1913 sich gegen den damaligen Hurra-Patriotismus mit Soldatenfeiern gewandt hatte.

  1. Zur charismatischen Wirkung der so genannten Meißner Formel

14

Nach Jung-Wandervogel, Zeitschrift des Bundes für Jugendwandern „Jung-Wandervogel“, 3. Jahrg., Nov./Dez. 1913, Heft 11/12, S. 161; zit. nach http://buendische-vielfalt.de/?p=1545, Hansische Meißnerschnipsel – Wandervögel nah & fern, von der Hamburger Gilde Gorch Fock, wobei in dieser Textzusammenstellung eine Fotokopie der betreffenden Zeitschrift-Ausgabe enthalten ist, so dass man auch direkt von dieser Fotokopie zitieren kann.

15

Ebenda, s. 161f; ebenfalls zit. nach http://buendische-vielfalt.de/?p=1545, Hansische Meißnerschnipsel – Wandervögel nah & fern, von der Hamburger Gilde Gorch Fock.

16

Siehe http://de.academic.ru/dic.nsf/dewiki/469190 Mitreißende Schlagworte, griffige Formulierungen, eingängige Merksätze machen mehr Geschichte und haben größere Wirkungen als dicke Bücher. Das gilt seit den Anfängen der Geschichte: „Es gibt nur 1 Gott, du sollst nicht andere Götter neben mir haben; Ich weiß, dass ich nichts weiß; Hier stehe ich, ich kann nicht anders; Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen; Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit; Proletarier aller Länder, vereinigt euch; Am deutschen Wesen soll die Welt genesen“… In die Reihe diese wirkungsträchtigen Formulierungen gehört auch die Meißnerformel. Sie war es, die dem Treffen von 1913 erst Bedeutung und Geschichtlichkeit verschafft hat. Ohne diese „Formel“ würde sich heute kaum noch jemand dieses Treffens erinnern. Sie füllte eine Lücke aus, die damals im soziologischen Raum offen stand.

  1. Die erste Wirkung dieser Erklärung war, dass sie sukzessive den teilnehmenden und auch nicht teilnehmenden Bünden bewusst gemacht hat, dass die damaligen Bewegungen von Adoleszenten und jungen Erwachsenen in irgend einer Form direkt oder indirekt ein Sich-Abgrenzen, ein Protest gegen die damalige Gesellschaft waren oder wurden und dass man Reformen praktizierte, auch wenn man sie bewusst nicht geplant hatte. Diese griffige Erklärung, obwohl inhaltlich ein Allgemeinplatz, der für alle protestierenden Generationen der Geschichte Gültigkeit hat, begann allmählich sogar Pfadfindergruppen in ihren Bann zu ziehen. Und dass besonders die anfangs kritischen Wandervögel das Gedenken an Formel und Treffen von 1913 am Leben erhielten, ist schon ein beachtenswerter charismatischer Erfolg, eigentlich ein kleiner Treppenwitz der Weltgeschichte.
  1. Diese Formel war nicht nur griffig, sie beinhaltete auch Zwang und verlangte unbedingte Geschlossenheit. Die Schlussworte „Für diese innere Freiheit tritt sie unter allen Umständen geschlossen ein“ bedeuten eigentlich ein suggestives Einschwören auf diese Formulierung, die die Besucher des Treffens 1913 vorher noch gar nicht gekannt hatten, wobei hinter dem Hinweis auf "innere Freiheit" auch Ziele von Bünden stehen konnten, die nicht jeder damals und heute akzeptieren möchte.

Man muss sich diesen Vorgang einmal genau vor Augen halten. Da fühlten sich einige Freischärler unter Führung von Knud Ahlborn als Sprachrohr aller Teilnehmer dieses Treffens und fordern entschiedenes Eintreten aller für dasjenige, was sie während einer Wanderung ausformulieret hatten. Das war im Grunde ein gewisser Fraktionszwang, eine Bevormundung.

Wäre diese Meißner-Erklärung in einem demokratischen Formulierungsprozess entstanden, wäre sie real eine Erklärung der damals Versammelten gewesen. So war sie eine Forderung weniger, die aber durch das Charisma ihrer Worte nachträglich immer mehr Bünde hinter sich versammelte.

  1. Diese Formel hat die Wandervögel im Zuge des Wandels des soziologischen Begriffes Jugend erst zu einer Jugendbewegung im Sinne von Nichterwachsenen gemacht. Denn das Wort und der Begriff „Jugend“ sind in der Formel geblieben, der Sinn von Jugend hat sich aber geändert. Das hat längere Zeit die Rolle von Älteren in den bündischen Gruppierungen verunsichert. Erst in der Gegenwart beginnt sich, auch durch den demografischen Wandel, das Selbstverständnis einer großen bündischen Familie über alle Altersstufen hinweg durchzusetzen.

Dass sich diese Erklärung auf Wandervögel und Pfadfinder ausweitete, hängt auch damit zusammen, dass die Leitideen von diesen Bünden nicht soziologisch kritisch und reichhaltig genug sind, um auch für darüber hinaus Interessierte einen Heimatraum zu bieten. Die Wandervogelromantik erschöpft sich irgendwann einmal und die Pfadfindertechniken hat man irgendwann einmal gelernt…

In dieser Formel fand man einen gedanklichen Anstoß für übergeordnete Ideen. Welche vielfältigen Assoziationen eröffnen sich bei den Worten „nach eigener Bestimmung, vor eigener Verantwortung“... Sie motivieren dazu, unbeirrt dem zu folgen, selbstüberzeugt das umzusetzen, was man für richtig hält. Es ist im Grunde ein Freibrief für alternative Ziele und Lebensformen jeglicher Art schon in jungen Jahren.

  1. Vorschlag für einen zurückhaltenderen Umgang mit der Meißnertradition und der Meißnerformel
  1. Charismatische Sätze, Erklärungen, Aussagen, Formeln können initiieren, sammeln und stärken, sie können aber auch negative Wirkungen entfalten, indem sie z.B. historische Zusammenhänge vereinfachen und Pluralismus gefährden.

Zugegeben: Für Bündische, die von der Meißnererklärung 1913 begeistert waren und die teilweise verzückt auf diese Formel starrten, ist es unerheblich, ob ihre Gruppierungen diese Erklärung inhaltlich von Anfang an unterstützten oder erst allmählich in ihren Sog gerieten.

Aber die Sorge vor einer Beeinträchtigung von Pluralismus sollte man etwas ernster nehmen. Die Wandervogelbewegung entwickelte sich bereits kurz nach ihrer Gründung pluralistisch. Pluralismus kann eine Bereicherung sein. Die charismatische Formulierung dieser Meißner-Erklärung und besonders ihre Forderung nach Geschlossenheit hinter ihrer Aussage kann aber Pluralismus beeinträchtigt, indem einmal Bünde, die nicht allen Zielen anderer Bünde zustimmen, in ihrem individuellen Selbstverständnis verunsichert werden und zum anderen, indem Bestrebungen entstehen, unliebsame und nichtkonforme Bünde von dieser beschworenen gemeinsamen Plattform auszuschließen. Deswegen sollte man den Einfluss dieser Erklärung etwas zurück fahren.

Für das 100jährige Gedächtnistreffen im Herbst 2013 könnte das konkret bedeute:

- Dass man auf die Suche nach einer ähnlich charismatischen Erklärung verzichtet und sich höchstens auf eine einfache Aussage beschränkt oder noch besser jedem teilnehmenden Bund eine eigene Erklärung zubilligt.

- Dass man kein gemeinsames Meißnerlager 2013 anstrebt, sondern jedem beteiligten Bund ein eigenes Lager am Meißner zuspricht und nur zu zentralen Veranstaltungen an einem Ort zusammen kommt. Vielleicht kann man sich auch in dieser Form gegenseitig besser ertragen, wenn man nicht für die Freiheit der Ziele der anderen Gruppen eintreten muss.

- Dass man aufgibt, die Welt irgendwie entscheidend zu reformieren und verbessern zu wollen, denn das ist nach allen Erfahrzungen der Geschichte leider nicht möglich. Es ist nur sinnvoll, dass jeder Bund versucht, um sich kleine Inseln des Vernünftigen und Guten zu schaffen, so wie Alexej Stachowitsch das fordert.

Denn das Meißnertreffen von 1913 hat keinen Kult-Charakter für die Wandervogelbewegung gehabt und die Meißnerformel von 1913 war keine Kult-Formel und kein KultAusdruck für die Wandervogelbewegung und ist sie bis heute nicht. Es gibt nur nach dem 2. Weltkrieg zunehmende Strömungen, sie dazu zu machen.

VII. Einige Literaturhinweise

- http://buendische-vielfalt.de, z.B. zwölfdreizehnschnipseleien januar 13 und märz 13, hansische Meißnerschnipsel usw. Auf dieser Webseite sind in den letzten Monaten interessante Quellen zum Meißnertreffen 1913 zusammen getragen worden. Die konkret benutzten Stellen sind als Fußnoten angegeben.

- Wandervogel, Monatsschrift für deutsches Jugendwandern, verschiedene Hefte des Jahrgangs 1913 - Helwig, Werner, Die blaue Blume des Wandervogels, Deutscher Spurbuchverlag, überarbeitete Neuausgabe, hrsg. Von Walter Sauer, 1998.

- Speiser, Heinz, 1977: Hans Breuer – Wirken und Wirkungen, eine Monografie, Burg Ludwigstein.

- Wurm, Helmut 1990: Vorarbeiten zu einer interdisziplinären Untersuchung über die Körperhöhenverhältnisse der Deutschen im 19. Jahrhundert und der sie beeinflussenden Lebensverhältnisse, 2 Teile. Teil 1: Einleitende Begründung, quellenkundliche Probleme, quellenkundliche Vorarbeiten für die politischen Einzelräume von Norddeutschland bis Württemberg. Teil II: Quellenkundliche Vorarbeiten für Baden, Elsaß-Lothringen, Bayern, das gesamte Deutsche Reich, zusammenfassende Auswertung, ernährungshistorische Hinweise, Schrifttum. in: Gegenbaurs morphologisches Jahrbuch, Bd. 136, S. 405-429 und S. 503-524.

(In dieser Untersuchung waren nur die Wachstumsverhältnisse ab 18 Jahren betrachtet worden. Es wurden die damaligen Messungen an Turnern, Soldaten, Studenten usw. ausgewertet, wobei immer wieder die Klassifikation Turnerjugend, soldatische Jugend, studentische Jugend usw. auffiel)

- Eine Internet-Suche (z. B. in http://de.academic.ru; wikipedia; scout-o-wiki, buendische-vielfalt) zu den Schlagworten „Jugendbewegung, Altwandervogel, Wandervogel e.V., Meißner 1913, Freideutscher Jugendtag, Meißnererklärung 1913, Knud Ahlborn, Gustav Wyneken, akademische Freischar, Bund deutscher Wanderer“ usw. Die konkret benutzten Stellen sind als Fußnoten angegeben.

- Siehe auch: Hoher Meissner 1913. Der Erste Freideutsche Jugendtag in Dokumenten, Deutungen und Bildern, hrsg. von Winfried Mogge und Jürgen Reulecke, WochenschauVerlag, 1988, 422. Seiten.

(Verfasst von Helmut Wurm, März 2013. Der Hinweis und der Terminus, dass die so viel zitierte Meissnerformel „keinen Kult-Charakter“… für die Wandervogelbewegung habe, stammt von Alexej Stachowitsch, Axi, der das in einem telefonischen Gespräch mit dem Verfasser über diesen Beitrag ergänzend knapp 1 Woche vor seinem Tod so

BÜNDE HEUTE und früher - Wandervogelbünde ab 1945

Geschrieben von wv am . Veröffentlicht in GESCHICHTE

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BÜNDE HEUTE UND FRÜHER  4.4.22

Mehrere Bünde halten seit fast 100 Jahren an der alten Regel fest: "Jugend führt Jugend". Stimmt das noch richtig? Oder sitmmte das nie?

Bei den Bünden, die durch Zuschüsse staatsabhängig sind, sind es meist angestellte Erwachsene, die durch Zuschüsse bezahlt werden. Oft haben diese Bünde ein System, dass diese Verwaltung hinten an stellt und durch Wahlen Ältere, also auch Erwachsene einer Bundesführerschaft, wählt. Bei den kleinen unabhängigeren Bünden sind es oft menschen die mit Erbe, Rente, Krankheitsgeld und ähnlichem abgesichert üb er viele Jahre die organisation leiten und die Hautentscheidungen fällen oder so beeinflussen, dass sie meist durchgesetzt werden. In wenigen fällen werden junge Erwachsene gewählt. Gibt es noch einen Bund, der seit Jahren von Jugendlichen geführt wird? 

Vielleicht wird durch Wiedergründungen und besondere Umstände mal ein Jugendlicher gewählt. Vielleicht ist es die reformjugend in Deutschland, die Studenten wählt und dsshalb zur Zeit seit jahren am jugendbewegtesten ist.

Allgemein gesehen ist aber der alte Wunsch der Jugendlichen durch Jugendliche geführt zu werden nicht mehr in. Er ist kaum noch realisierbar. Die kompliziertere Gesellschaft braucht mehr als 1 Jahr, das junge Menschen in ihrer Ausbildungszeit dem Bund zur Verfügung stellen. Team, Teamrekrutierung und Einarbeitung brauchen längere Zeit. Opfer sind auch nicht günstigste Voraussetzung für Bundesausbau. Diese Zuschuss- und Strukturabhängigkeiten behindern viele Bünde sich kontinuierlich auszubauen. Massenmedien sehen es nicht als ihre Aufgabe, sich kontinuierlich für Jugendbünde einzusetzen.

In ihrem Vorwärtsdenken sind mehrere Bünde in Deutschland viel besser, als ihre Größe und Wirksamkeit. Struktur- und Zielschwächen behindern sie jedoch. Politik kann nicht offen diskutiert werden - sonst fallen die Zuschüsse weg, die fast überall nur partiell und nicht institutionell sind. Fast überall können sich dynamische Führungspersönlichkeiten nicht durchsetzen, sondern werden durch die Bundeskonstruktion, durch Finanzen und durch Anpassungsregeln ausgebremst.  Einige Bünde versuchen hier ausballancierte Kompromisse zu finden, die ausbremsen, aber einen gewissen oft politikverweigernden Freiheitsgrad  halten.

Wenn ein Bund an gewissen Zuschuss im Jahr erst einmal eingeplant ist, kann darauf nicht verzichten. Er kann auch schwerer wachsen, da es dafür keine echten Zuschüsse gibt. 

Lebensbünde und thematische Organisationen haben es etwas leichter. Lebensbünde haben meist Ältere, die sponsern können. Thematische Organisationen haben evtl. Spender. 

Zusammengefasst kann gesagt werden, Bünde haben aus genannten Gründen kaum eine Chance, in Deutschland langsam oder schnell an Bedeutung zu gewinnen, wenn wir nicht Bewegungen wie "Friday for future" oder ähnliche Spontanbewegungen in unsere Betrachtung einbeziehen.  mike

21014_1576759419318265_5476775981774575691_n 2 Kopie.jpeg       Wandervogelbünde ab 1945

Ab 1945 konstituierten sich die Wandervogelbünde neu, teils in früherer, traditioneller Form teils erneuert mit freiheitlichen, weltweiten Gedanken. 

Wie ich den Wandervogel erlebe und sehe

Geschrieben von wv am . Veröffentlicht in GESCHICHTE

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21014_1576759419318265_5476775981774575691_n 2 Kopie.jpg    971930DE-C7F8-4FA4-BDFD-D9FE90141439_1_105_c.jpeg Rabenhof

Um 1892 entstand die erste Wandervogelgruppe am Steglitzer Gymnasium. Eine Gemeinschaft, die raus in die Natur wollte, und leben, was echt, natürlich, ungekünstelt, ehrlich ist, möglichst frei von der Enge der Stadt und Freiheit vom preußischen Gehabe. Bei diesem Rausfahreni ist der Wandervogel bis heute geblieben. Mein Großvater und Vater waren schon Wandervögel, so dass ich von Kind an schon Wandervogel sein darf.

DEUTSCHLAND BUNDESLÄNDER Vor- und Nachteile

Geschrieben von wv am . Veröffentlicht in GESCHICHTE

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DEUTSCHLAND BUNDESLÄNDER  2022

Die Bundesländer spiegeln einerseits die Vielfalt und Unterschiedlichkeit dar. Dabei haben sie unterschiedliche Vorzüge und Schwächen

MECKLENBURG-VORPOMMERN

Bei der letzten Landtagswahl bekam die SPD mit MP Frau Schwesig fast die absolute Mehrheit. Sie wurde trotz ihrer 6 Schwächen von Medien von den Medien breit hochgejubelt, gestützt durch die Schwächen von CDU, Linken und Grünen. Die 6 Schwächen waren: Schulpolitik (Lehrer,Lehrerausbildung,Fehlstunden), Landwirtschaft&Umwelt (Gifte,Wald,Moore,Massentierzucht,Antibiotika), Wirtschaftspolitik (Firmenansiedlung,Werften,Abwanderung von Firmen, Abwanderung von Arbeitskräften, geringe Löhne, Subventionsfehler), Nordstream2 (Gasabhängigkeit, Umweltverträglichkeit, Fehlkonstruktion der Förderung), Fehlsubventionen (Firmenpleiten nach Subventionen), Polizei (Verfassungsschutz, rechte Polizisten, zu wenig Ausbildung). Die LINKEN versuchen mit Frau Oldenburg in Schulpolitik einiges zu verbessern. Die CDU mit ihrem Bundestagsabgeordneten Amthor macht Miese, mit einige neuen Köpfen ein paar Pluspunkt. GRÜNE und FDP kritisieren zwar, treten aber auf der Stelle und glänzen nicht mit neuen Ideen und konstruktiver Kritik bei den 6 SPD-Schwächen. Die SPD kriselt.

BOIZENBURG AN DER ELBE: Kleinstadt 50 km östlich Hamburgs schon in Mecklenburg bei Lauenburg 11 km. MITTELALTERLICHES FACHWERK-RATHAUS, ein alter Wasserringwall mit Graben und Damm und Spazierweg rings um die Stadt, ca. 3/4 Stunde, Fliesenmuseum der Stadt mit Ausstellungen aus vielen Ländern, Emma - Theaterschiff, Kino, Mittelalterlicher Pavillon an der Quöbbe am ehemaligen Postgebäude, viele Fachwerkhäuser und verwinkelte Straße mit Fachwerkhäusern, teils mit wunderschönen Hinterhöfen und Gärten, Café Stenschke, Rathausdiele, Restaurant und Hotel Waldschlösschen, natur-Freibad an der Boize, Boizenburg-Bahnhof 3km, Heimatmuseum, altes Logenhaus, Evangelische Kirche, Einkauf in der Reichenstraße, Eisdiele am Rathaus. Viele schöne Fotomotive. Der Spaziergang lohnt sich. 

HAMBURG

In Hamburg wurde die SPD plötzlich hochgejubelt. Hier war es besonders Springer unterstützt von vielen Trittbrettfahrern. Der Bürgermeister ist Mediziner und hat bisher mit Glück in der Pandemie gewirkt.

BREMEN

In Bremen hat der Bürgermeister Bovenschulte mehreres gut gemacht. Vor allem hat er mit seiner Koalition SPD-GRÜNE-LINKE düe -Bremen einiges bewirkt.

SCHLESWIG HOLSTEIN

In Schleswig-Holstein hat die CDU einen Hoffnungsträger, der gut mit GRÜNEN und FDP zusammen arbeitet. Es wird in Kürze gewählt. Es liegt nahe, dass er wiedergewählt wird.

BAYERN

In Bayern hat MP Herr Söder das Sagen. Durch ständiges Querulieren auf Bundesebene wirkt er hier im Norden als seltsamer Kauz. Durch seine Weigerungen Windkrafträder nicht dem Bedarf entsprechend fördern zu wollen, wird er wohl weiter an Stimmen verlieren. Dennoch ist Bayern das reichste Bundesflächenland, hat die besten Schul- und Polizei-Ergebnisse. Da sein Koalitionspartner FREIE WÄHLER abrutscht, könnte es sein, dass er bald mit GRÜNEN zusammen regieren muss. Eine interessante Entwicklung. 

BADEN-WÜRTTEMBERG

In Baden-Württemberg regieren die GRÜNEN mit MP Kretschmann seit Jahren erfolgreich trotz schwieriger Wirtschaftsfragen besonders der Autoindustrie, trotz Umweltfragen, Stuttgarter Bahnhof, Weinanbau, Pandemie und Krieg. Maßvoll nach allen Seiten und beispielhaft für andere Bundesländer.

BESONDERE BERICHTE ÜBER BUNDESLÄNDER

Mecklenburg ist eines der schönsten Regionen Europas, mit Wasser und Grün, mit guter Luft und Weite, Mit stolzen Bäumen, buntem Himmel und starkem Mond.

Die Schulen jedoch sind leider nicht besonders. Es fehlt an Ausstattung, guter Zahlung für die Lehrer. Viele Menschen wandern ab, auch Lehrer. Weshalb wandert ein Mensch ab, aus dieser schönen Heimat? Die Löhne sind 30 Jahre nach der Mauer entschieden niedriger. So wird in Hamburg durchschnittlich 13 Stunden monatlich weniger gearbeitet und jährlich 13.371 Euro mehr verdient. Die Renten sind dadurch meist höher und die Urlaubszeiten sind in Hamburg im Westen meist länger. Der Arbeitsdruck ist in Mecklenburg auch noch höher. Diese große Kluft ist derart ungerecht, dass von hier aus die Hälfte der Arbeitenden jeden Wochentag nach Hamburg fährt. Was das an CO2 und Umweltschäden produziert und an Lebenszeit kostet ist eine Folk dieser Superungerechtigkeit. hedo

1.Grün Mecklenburg, du baumreiches Land, von Linden gesäumt und von Eichen gebannt, du Land der Alleen mit Wiesen und Klee, du Land der Weite, du Land an der See.

2.Grün Mecklenburg mit glasklaren Seen, mit stolzen Bäumen und sturmreichen Böen, mit Wolkengestalten wie sonst nie geseh'n, Grün Mecklenburg, du bist wunderschön.

3.Grün Mecklenburg, du uriges Land, mit buntem Sonnenuntergang, mit Mondschein wie's ihn sonst nirgendwo gibt. Wer ist nicht in Mecklenburg verliebt?

jungenschschaft, dj, zeitschrift "briefe" tusk und die fg

Geschrieben von wv am . Veröffentlicht in GESCHICHTE

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„zeitschrift briefe“ tusk und die fg

Irgendwie bin ich immer Fahrender Geselle geblieben. Nicht nur, weil meine Badetücher immer noch blau und gelb sind. Auch meine Gedanken kreisen oft um meinen Jugendbund, in dem ich großartige Jahre, Fahrten, Erfahrungen und Entscheidungen erlebte. Und der in seiner heutigen Form von einigen Extremisten zu Unrecht weiterhin pauschal als eng  national verurteilt wird. Das ist falsch. Und was im Internet steht, müsste mit Positivmeldungen überschwemmt weden.

„Die Fahrenden Gesellen, Bund für deutsches Leben und Wandern“, ist die Nachkriegsbezeichnung, den Wiedergründer des Gründungskapitels nach dem 2. Weltkrieg bei der Wiedergründung annahmen, als sie sich vom Nationalismus und vom Kaufmannsbund trennten. Auch der Mädelwanderbund wurde wieder gegründet. Damit war der Bund geöffnet für jeden, der sich nicht an der schwammigen Formel vom "Deutschen Leben" akzeptierte.

Als wir in der Jungenhorte begannen, unsere "Bündigung" zu hinterfragen, stellten wir alles Mögliche erstmal auf den Kopf. Wir fuhren ins Ausland, trugen unsere Erfahrungen in den Bund, kürzten „Fahrende Gesellen“ ab, schrieben die Abkürzung auf tusksche Art klein „fg“ und gaben die „briefe“ heraus, besonders für die Hortenführer des Bundes, trugen Russenkittel, Jujas, hatten Kohten und eine Jurte und zählten uns zur „jungenschaft“. Kleidung und Wörter zeigten unsere Haltung, den Wunsch nach Freiheit, Frieden, gemeinsames Aufbauen, Fahren, künstlerisches Schaffen und Lernen. Wer unsere handgeschriebenen Liederbücher, unsere Schriften und Einladungen sieht, wird das verstehen.

Parteipolitisch waren wir nicht, hatten aber schon ein paar Ziele. Die ersten Ansätze für Naturerhalt, gegen Flussbegradigungen und Zersiedlung, für Wildtiere und schöne, alte Bauwerke. Und auch gegen Unterdrückung deutscher Sprache im Ausland und für Friesen, Juden und Sorben in Deutschland. Wir lernten den Spruch über dem Hamburger Rathaus auswendig „Libertatem quam peperere, mojores digne studeat, servare posteritais“, frei übersetzte: „Was Du ererbt von Deinen Vätern, erwirb es, um es zu besitzen.“ Und das versuchten wir weltweit zu sehen für alle Menschen.

Das „Deutsche Leben und Wandern“ sahen wir nicht schwammig und verbissen vordergründig, sondern versuchten es mit Kunst und Kultur zu füllen. Mit Grafik und tusk als Lehrer. Dazu dann Lieder, besonders Antikriegslieder und die ersten Umweltlieder. Wir lebten ja mitten in Hamburgs Trümmern und Volkstanz nach Anna Helms, aber weltweit. Wir luden den in Deutschland weilenden Jim Hawkins, einen schwarzen Tanzlehrer ein, uns amerikanische Tänze beizubringen. Jim war bei der Familie Duensing zu Gast. Der Bruder von Wilhelm war bekannter Volkstanzlehrer in den USA.

„Deutsches Leben und Wandern“ störte mehrere von uns.  Wir schrieben es fast nie, sondern meist nur kurz „fg“ für Fahrende Gesellen. Für uns wurde es zu einem neuen Begriff von Heimat. Eine Heimat, die unsere Fahrtenländer mit einbezog über die Grenzen Deutschlands hinaus. Das, was wir erfahren hatten und liebten, war unsere Heimat.Wir dachten weiter und fuhren ins Ausland.

Für uns zählten besonders Marxen in der Nordheide, unser Volleyballspiel, unser Volkstanzen, unsere Kunsthefte, Das Singen unserer Lieder am Feuer, auch Finnland, Schweden und Dänemark. Weiter reichte unser Fahrtenhorizont noch nicht. So kostete die erste Finnlandfahrt für jeden 160 Mark für drei Wochen, Fähren und Bahnfahrt bis zum Hafen südlich Stockholms inbegriffen.

Mit dieser Einstellung hatten wir einen guten Start. Und viele Jungen im armen Arbeiterstadtteil Barmbek wollten zu uns. Da wir auch beruflich mit Lehrer und Weitebildung auf Abendschulen zu tun hatten, brachten wir es nur auf zwei Horten. Die Lütten waren die Seeräuber, die Älteren hießen Deutschritter.

Die meisten Hortenführer hatten sich um die „briefe“ gruppiert und besprachen ihre Bedürfnisse und  Denken untereinander und veröffentlichten Gedichte, Erzählungen. Pepi und hedo schrieben Gedanken zur Zukunft. Hedo schrieb Märchen und kleine Theaterstücke auf Anregung von tejo. So hatten wir uns gut eingerichtet. Doch die fg waren nicht demokratisch, sondern aristokratisch aufgebaut. Wenn einer aus der Bundesführung ausschied, wurde ein Nachfolger von ihr selbst ausgewählt. Da ergaben sich Widerspüche, die dazu führten, dass es zum Bruch kam.

Ich wurde zu einem Gespräch zitiert, fühlte mich derart angegriffen und belieidigt, dass ich kurzerhand den Bund, die Horten, den Tanzkreis und die Freunde verließ. Im Moment war das radikal und schwer verständlich für mich und meine Freunde. Im Nachhinein hat sich das für mich persönlich sehr bewährt. Ich ging zur Freischar, lernte viel von doc und wurde nach dem Abendabi Lehrer. Ein Fahrt nach an die Elbe an die zersprengte Brücke gegenüber von Dömitz mit den Älteren sollte mein Verhalten erklären. Der Bruch mit dem Bund war nicht zu kitten. Für mich eröffnete sich eine jugendbewegte, freie Zukunft. Das führte dazu, dass ich lebenslang bündisch blieb und dazu beitrug den verbotenen Wandervogel e. V. wieder zu gürnden.                                                                                                     hedo

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